Mantrailing – Die Realität abseits vom Fernsehen

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Mantrailing Hund im Einsatz, Fotocredits: moments in time
Mantrailing Hund im Einsatz, Fotocredits: moments in time

„Der Mantrailer“ kam vor einigen Tagen als Pilotfilm auf RTL – doch sieht die Realität genau so aus? Wohl kaum. An einer kurzen Leine, mit einem nicht passenden Geschirr und dann mitunter frei und ohne Leine durch Berlin. So wird man im echten Einsatz keinen Mantrailer antreffen.

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Was ist Mantrailing?

Maintrailing Hundeführerin mit Hund
Der Schlüssel zum Erfolg: Der Geruchsgegenstand. Dieser wird Weimaraner Hündin Zhara präsentiert

Der Begriff Mantrailing kommt aus dem Englischen und bedeutet die Verfolgung einer menschlichen Duftspur. Der Hund orientiert sich beim Mantrailing am Individualgeruch der zu suchenden Person. Und das auf jedem Untergrund: Wald, Wiese, aber auch Asphalt.

Zu Beginn erhält der Hund einen Geruchsgegenstand der zu suchenden Person. Das kann ein Kleidungsstück, ein Alltagsgegenstand oder eben auch nur ein Türgriff sein.

Doch nicht der Hund alleine macht seine Arbeit, auch der Hundeführer hat ausreichend zu tun. Er muss seinen Hund „lesen“ können. Also die Signale, welche der Hund während der Suche zeigt – feinste Änderungen in der Körperhaltung, Rute, Bewegungen des Kopfes – sehen, deuten und entsprechend reagieren.

Eine geübte Hundenase kann einen Trail nach Tagen noch verfolgen!

Klare Aussagen treffen

Dem Hund muss man beibringen, dass er nur arbeiten darf, solange es Geruch gibt. Ohne Geruch wird auch nicht gearbeitet. Gerade für Hunde, die im Real-Einsatz bei der Suche nach Vermissten eingesetzt werden, ist dies immens wichtig! Mantrailer werden dort angesetzt, wo die gesuchte Person zuletzt gesehen wurde oder ihr letzter bekannter Aufenthaltsort war.

Im Falle einer solchen Sichtung sind zwei Dinge notwendig: Ein ausgebildeter Hund und ein guter Hundeführer.

Es ist erforderlich, dass der Hund ganz klar zeigt, dass er keine Spur aufnehmen kann, weil es keine Spur gibt. Ist nämlich der Augenzeugenbericht fehlerhaft und der Hundeführer erkennt nicht, dass der Hund anzeigt, dass es keine Spur gibt, laufen Hund sowie Hundeführer und sonstige Einsatzkräfte in die falsche Richtung. Und das oft viele Kilometer. Abgesehen von den Erwartungshaltungen, die geweckt werden bei Helfern und Angehörigen, geht viel kostbare Zeit verloren.

Die Mantrailing Märchenstunde

Der älteste belegte ausgearbeitete Trail ist 16 Tage alt. Wenn man allerdings von Mantrailing-Teams hört, die 4 Jahre alte Spuren ausarbeiten, so gehört dies ins Reich der Fabeln und Märchen. Selbst der geübteste Hund wird hier keine Spur mehr finden.

Auch Geschichten von Car Trails halten sich hartnäckig. Es wird von Hunden berichtet, die die Spur einer Person aufnehmen können, die mit dem Auto weggefahren ist. Die überwiegende Mehrheit der Mantrailer Profis hält es für unmöglich, dass ein Hund eine Duftspur verfolgen kann, die von einem Menschen in einem Auto hinterlassen wird. Eine eingeschaltete Umluftanlage würde viel zu wenige Geruchsstoffe nach außen dringen lassen, um von einem Hund tatsächlich verfolgt werden zu können.

Hunde laufen Trails niemals rückwärts, wie uns RTL glauben machen wollte. Eines der Dinge, die wir dem Hund nicht beibringen müssen ist, dass sie Trails vorwärts laufen. Einen Hasen würden sie auch niemals in die verkehrte Richtung verfolgen. Und genauso wenig können wir dem Hund beibringen, dass er doch rückwärts laufen soll.

Nasenauslastung für jeden Hund

Hund beim Mantrailing
Zhara voller Motivation am Trail

Mantrailing ist praktisch eine perfekte Auslastung für jeden Hund. Aber auch eine gute Therapieform für ängstliche Hunde, da das Selbstbewusstsein gehoben wird.

Die wohl bekannteste Rasse am Trail ist der Bloodhound. Trailen kann man aber mit jeder Rasse und jedem Mischling!

Die Größe des Hundes ist für das Trailen nicht wichtig. Somit kann man Mantrailing mit jedem Hund machen, der Spaß an dieser Beschäftigung hat.

Geschichte des Trailens

Mantrailing ist heute in vieler Hundehalter Munde und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Man hat das Gefühl, als wäre eine gänzlich neue Auslastung für den vierbeinigen Freund gefunden worden. Und doch hat Mantrailing alte Wurzeln. Bereits die Römer bedienten sich ihrer Hunde um entflohene Sklaven wiederzufinden. Kultiviert wurde Mantrailing dann von den Amerikanern, wo die „Aussagen“ von Mantrailing-Hunden in manchen Bundesstaaten als Beweis vor Gericht anerkannt werden.

In Europa haben Mantrailer ihren Einzug bei Diensthundeführer der Polizei und bei Rettungshundeorganisationen gehalten. Die deutsche und österreichische Polizei verwendet ihre Mantrailer für Rekonstruktionen von Straftaten oder bei Suche nach Personen.

Ausbildung der Hundenase für Mantrailing

Weimaraner Rüde Holmes
Weimaraner Rüde Holmes am Start. Die richtige Ausrüstung: Hundeführerin mit Warnweste, Holmes mit passendem Geschirr und 6 Meter Leine

Für Mantrailing gibt es kein zu früh und kein zu spät. Ein 9 Wochen alter Welpe lernt von Beginn an mit Freude seine Nase einzusetzen. Auch ein 12jähriger Seniorhund kann noch Spaß an der Nasenarbeit finden. Überlegt man sich allerdings mit seinem Hund Real-Einsätze nach vermissten Personen zu bestreiten, so sollte man so früh wie möglich damit beginnen. Um seinen Hund im Einsatz zu führen, braucht man nämlich sehr viel Training und noch viel mehr Zeit. Bis der Hund soweit ist, sich im Ernstfall zu beweisen, dauert es ca. 2 Jahre.

Mantrailing boomt, ist aber offiziell nicht anerkannt. Leider kann sich heutzutage jeder als „Hundetrainer“ bezeichnen, deswegen bedeutet die Ausbildung der jeweiligen Kursleiter nicht unbedingt, dass diese auch die nötige Kompetenz mitbringen.

Das Beste ist, sich den gewählten Trainer in einer Schnupperstunde anzusehen und nach Referenzen, besuchten Seminaren oder Ausbildungen zu fragen. Schaue dir auch den Hund des Trainers und die von ihm ausgebildeten Hunde am Trail an.

Für das Mantrailing Training benötigt man relativ wenig. Ein gut passendes Geschirr, eine 5 Meter Leine und feuchte Leckerchen, die der Hund wirklich gerne mag. Ausgestattet mit viel Spaß und Motivation wird man dann mit einem scheinbar wild an der Leine ziehenden Hund durch die Gegend laufen und sich freuen, wenn der Hund das tut, was er am besten kann: seine Nase zur Spurensuche nutzen. Ganz nach dem Motto „Ich rieche was, was Du nicht siehst“

Mantrailing Bilder

[box]Über die Autorin Karina Kalks

Ihre eigenen und die von ihr ausgebildeten Hunde geben der Ausbildungsmethode von Karina Kalks recht. Sie führt ihre Weimaraner Hündin Zhara und den Rüden Holmes erfolgreich als Mantrailer im Realeinsatz bei der Suche nach vermissten Personen für die Mantrailing Academy Austria.

Kalks gibt Seminare im In- und Ausland.

Selbst hat sie Seminare und Ausbildungen bei Instruktoren aus den USA, Deutschland und der Schweiz besucht.

Seit 2002 arbeitet sie ehrenamtlich bei „Graue in Not“. Ihre Erfolge, vor allem bei Hunden mit Verhaltensproblemen, sprechen für sich.

Kontakt:
Mantrailing Academy Austria; Karina Kalks
karina@weimaraner.at
0043 680 2322727
www.mantrailen.at  [/box]

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Video zum Thema Mantrailing auf YouTube:

2 Kommentare

  1. Ein interessanter Artikel über eine hervorragende Möglichkeit, seinen Hund geistig zu fordern und zu fördern!

    Mantrailing bietet- wie nur wenige Sportarten, auch gehandicapten oder alten Hunden die Chance ausgelastet und mental gearbeitet zu werden.

    Mantrailing ist eine wunderbare Team-Sportart. Etwas Zeit und Geduld sollte man mitbringen, dann findet man hier eine sinnvolle und gute Beschäftigung für den Hund, vom Familienhund bis zum Profi!

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