Leserbrief: Offener Brief an VOX zur Miniserie: Mission Hütehund – Hier kommt Lou!

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Dino hütet
Dino hütet

Sehr geehrtes Team der VOX Redaktion „hundkatezemaus“

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Die Empörung in sozialen Netzwerken über die Sendung „Mission Hütehund – Hier kommt Lou!“ hatte mich dazu veranlasst diese Sendung auf ihrer Webpräsenz anzuschauen. Mit großem Erstaunen musste ich feststellen wie unkritisch darüber berichtet wird, wie Herr Symanzig seinen jungen Hund Lou an Schafen und Enten ausbildet, und habe mich dabei gefragt ob die Redaktion sich überhaupt einmal näher mit dem bestehenden Tierschutzgesetz befasste.

Es wäre durchaus ratsam dies zu tun und dabei zu überlegen ob Sie dem „Hundetrainer“ Herr Symanzig weiterhin eine Plattform bieten, um seine Praktiken weiter zu verbreiten.

Das deutsche Tierschutzgesetz hat die Möglichkeiten für die Ausbildung an lebenden Tieren sehr eng gefasst. In der gezeigten Praxis Ihrer Sendung werden die Grenzen des Tierschutzgesetzes stark überstrapaziert!

§3 „Es ist verboten (8). ein Tier auf ein anderes Tier zu hetzen, soweit dies nicht die Grundsätze weidgerechter Jagdausübung erfordern“

Gerade die Arbeit an lebenden Tieren, insbesondere an Schafen und Enten, setzt ein hohes Maß an Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit voraus und dient einem ernsteren und vor allem notwendigen Hintergrund. All das lässt sich in der Sendung „Mission Hütehund – Hier kommt Lou!“ nicht erkennen. Nicht nur, dass die Hütehundausbildung auf der Internetpräsenz dieses Hundetrainers für jedermann vermarktet wird, was an sich schon eine fragwürdige Praxis ist, sondern auch billigend Schäden an anderen Tieren in Kauf genommen werden, dürfte nur schwer mit dem Tierschutzgesetz in Einklang zu bringen sein.

Ich hätte erwartet, dass VOX über die wichtige und ernste Arbeit mit Hütehunden mit einer gewissen Sorgfalt berichtet; was allerdings gezeigt wird, ist „Spaß haben mit dem Hund“ und fast schon als Ansporn zu sehen, Schafe zu halten damit der Hund mal was zu tun hat. Und am besten macht man daraus gleich noch ein Geschäft in dem man dies vermarktet, nur damit sich einige Hundehalter als ganz tolle Hundehalter verstehen dürfen. Die zunehmenden Angebote von Hüteseminaren durch Schäfer aber auch Hobby-Schafhalter, die man nicht unreflektiert betrachten sollte, stellt sich in meinen Augen als Fehlentwicklung dar.

Besonders erschreckend fand ich, dass der junge Hund Lou, der zuvor noch mit übermäßiger Härte an Schafen arbeitet, wobei sich ein Schaf Verletzungen zuzog, bereits zwei Wochen später auf Laufenten angesetzt wird. Dies ist in meinen Augen verantwortungslos, und zeigt mir, dass Herr Symanzig den Blick für eine verantwortliche Arbeit an Tieren verloren hat.

Es mutet sehr merkwürdig an, wenn Land auf, Land ab die notwendige Jagdhundeausbildung durch Jäger am lebenden Tier bis hinauf in die Politik kritisiert und Forderungen nach Verboten laut werden, und man auf VOX im Grunde vergleichbares verharmlost wird. Nicht vorzustellen wäre, wenn Vorstehhundearbeit am lebenden Fasan zum Volkssport für Hundehalter wird. Sie können sich sicher vorstellen worauf ich hinaus möchte, denn genau auf diesem Niveau bewegt sich das Ganze.

Bei der Ausbildung am lebenden Tier besteht leider immer ein Restrisiko, dass ein Tier auch zu Schaden kommt. Bei der Jagdhundeausbildung, die bereits durch den Gesetzgeber eine zwingende Notwendigkeit darstellt, sind die Hundeführer in der Regel stets bemüht dem Tierschutzaspekt einen besonders hohen Stellenwert beizukommen. Dies ist vor allem der zunehmenden Sensibilisierung gegenüber dem Tierschutz zu verdanken. Beachtet wird hierbei nicht nur der Tierschutz gegenüber dem eigenen Hund vor allem auch der daran beteiligten Mitgeschöpfe. Diesen, doch sehr gewissenhaften Umgang vermisse ich in ihrer Sendung.

Ich bitte eindringlich darum, dass das VOX-Team der Sendung „hundkatezemaus“ sich gewissenhaft mit dem Thema auseinandersetze, und sich die Frage stellt, ob Sie dieses Format weiter verfolgen sollte.

Leserbrief von Andreas Cornelius

10 Kommentare

  1. Sehr gut geschrieben, sachlich und fachlich! Vielen Dank! Gerade in Zeiten, in denen es an sachlicher Kritik oft fehlt und stattdessen beleidigt und Schlimmeres wird, hat mir dieser Leserbrief aus der Seele gesprochen! Es bleibt nichts hinzuzufügen, ich würde alles genau so unterschreiben!

  2. Muß Andreas Recht geben. Nachdem ich von einer führenden Agility-Richterin dern Bericht gelesen hatte, habe ich mir die Sendung angesehen und war erschreckt. Erst der tolle Bericht über die Westernreiten, in dem immer wieder “ nicht für Anfänger“ gesprochen wurde. Und dann das ! Es gibt viele Hütehundewettbewerbe und auch Unterhaltungssendungen ( Rütter und Promis) die gezeigt werden. Kenne auch viele Border oder Aussie Besitzer die als Ausgleich hüten. Aber so eine Ausbildungsweise, sorry, die kennt niemand. Bevor der junge Hund nicht alle Kommandos GENAU befolgt ( und ein „nein“ kommt dabei nicht vor) darf er das Tier, welches auch immer, erst gar nicht berühren. Also lieber Sender VOX, bitte schicken Sie Diana Eichhorn mal auf eine „richtige“ Hütehundeausbildungsschule. Sie soll es selber erlernen und DANN, evtl. , können Sie das Thema nochmal bringen. Bis dahin ist Lou, er wird dann bestimmt schon 3 J. sein, vielleicht, ein guter Hütehund geworden.

    • Danke, Andreas !

      Hinzu kommt noch der Umgang mit seinem Hund.

      Ich dachte eigentlich, dass wir im Hundetraining schon etwas weiter sind als Leinenrucken & Co.

      Ich war wirklich angetan von Manuela Zaitz Beitrag zum Thema Hunde und Tricks und dann dieses gruselige Gerucke zur Leinenführigkeit.

      Das hinterliess leider einen ganz blöden Nachgeschmack…

    • ich kann dir nur recht geben was da gezeigt wurde war unter aller …. !!!!! ich bin selber gelernter schäfer und für so einen xxxxschäfer kann man sich nur schämen . zumal ich auf seiner hp war und da steht über ihn nicht das er schäfer gelernt hat sondern “ nur “ in nem th . was der da mit der hündin ,die vorzügliche anlagen zur hütearbeit hat , anstellte war so was von unverantwortlich . dieser hund wird zu nem reißwolf erzogen . ohne das das tier die grundkomandos kennt wird er auf die schafe losgelassen und darf sogar noch ungestraft festbeißen obwohl der hund an ner laufleine war und somit eigentlich unter kontrolle des angeblichen schäfers hätte sein müssen . die hunde bekommen beigebracht zu beißen in der ausbildung , es gibt den keulen flanken und nacken biß dieser darf aber nur ein andeuten sein der hund darf nicht festhalten sondern muß sofort loslassen . was dieser herr da gezeigt hat war das vorbereiten aufs reißen eines schafes . genauso unverantwortlich war es mit ,diesem jungen tier dann auch noch ,obwohl es die grundkomandos nicht kennt zu einem leistungshüten zu gehen, um dann auch noch zwar ausser konkurenz aber dennoch zu starten . der hund war total überfordert und wie man sah ging er ,weil er es gar nicht anders kannte ,schon nach ein paar schritten in die herde um sich ein schaf zu holen . was auch noch verkehrt war er hat den hund für die australische methode versaut ;den ausbilden kann man ja nicht sagen bei dem XXX , ging aber zu einem hüten für die deutsche hütetechnik . bei der die hunde anders zu arbeiten haben als bei der australischen . ich kann nur jedem abraten bei diesem XXXX-ausbilder und schäfer mit seinem hund zu gehen . es ist traurig das sich heutzutage jeder der will hundetrainer nennen darf ohne wie in diesem fall wirklich die ausbildung von hütehunden gelernt zu haben . wer seinen hund in der hütearbeit unterrichten will sollte sich in seiner gegend nach einem wirklichen schäfer umsehen der eine richtige herde hat und täglich hüten geht mit seinen hunden und schafen . wird allerdings schwer sein so einen noch zu finden da unser beruf leider ausstirbt und die noch verbliebenen schäfer kaum noch zeit für das arbeiten mit den hunden an der herde haben . aber wenn man einen findet schaut es euch da an und holt euch tips für die ausbildung und nicht bei einem der denkt nur weil er schafe hat ist er auch gleich schäfer .

  3. Andreas, auch ich finde diesen offenen Brief sehr gut und sachlich verfasst und er trifft genau meine Empfindungen, die ich bei Anschauen des Beitrags über das Hütehundetraining in der Sendung HundKatzeMaus empfand. Ohne eigenes fundiertes Wissen empfand ich die Arbeit des Trainers unprofessionell, zu sehr auf das Training mit dem Hund gerichtet, viel zu oberflächlich, viel zu schnell in den Trainingsschritten und auf Effekte abgestimmt und dabei hat der Trainer die anderen Tiere ganz aus den Augen verloren. Solche Experimente dürfen nicht an und mit Lebewesen ausgeführt werden. Ich sehe HundKatzeMaus normalerweise sehr gerne, aber diesen Beitrag werde ich mir nicht mehr antun.

  4. Da ich mit Jägern viel Erfahrung habe, möchte ich ernsthaft bezweifeln, daß Jagdhundeausbildung tatsächlich immer „tierschutzgerecht“ ist, trotzdem geben ich Andreas recht: hier wird nicht nur mit zweierlei Maß gemessen, hier werden auch wieder mal lebende Tiere einfach einfach just for fun für mehr als fragwürdige Zwecke eingesetzt. Schafe, Gänse, Enten sind ebenfalls Lebewesen, die ein Recht auf ein vernünftiges Leben haben, sie sind nicht auf der Welt, um durchgeknalle Border Collies zu bespaßen.
    Es wird höchste Zeit, daß sich der Tierschutz mit diesem Thema befasst und solche Seminare verboten werden.

    • Nein, die Jagdhundeausbildung ist sicher nicht immer „Tierschutzgerecht“. Auch hier gibt es sicher Ausbilder die es nicht ganz so genau nehmen. Allerdings geht man, so meine Erfahrung, deutlich sensibler mit diesem Thema um. In der Regel steht die Ausbildung am lebenden Tier, von Ausnahmen abgesehen, nicht für jedermann offen. Erstrecht geht man damit nicht hofieren. In der Regel ist auch, in der Ausbildung von Vorstehhunden, nicht üblich noch zu temperamentvolle Hunde direkt ans Wild zu lassen. Normalerweise sind die Hunde gesichert, oder das Wild vor direkten Zugriff geschützt. Auch in den Saugattern, lässt man noch unerfahrene Hunde nicht ohne Absicherung selbständig am Schwarzwild arbeiten. In Schliefenanlagen findet in der Regel ebenfalls kein direkter Wildkontakt statt. Es ist deutlich festzustellen dass das Thema Tierschutz hier bereits angekommen ist und man auch sensibler mit diesem Thema umgeht, selbst bei der Arbeit mit der lebenden Ente die man zumindest auf ein Minimum reduziert.
      Diese Sensibilität vermisse ich in diesem Fall sehr deutlich. Anstelle das wird ein, meiner Meinung nach, viel zu leichtfertiger Umgang in dem doch sehr sensiblen Bereich der Hundeausbildung gezeigt.

  5. Vielen, vielen Dank für diesen Brief!!! Er spricht mir aus der Seele, hätte es aber nicht so gut ausdrücken können.

    Ich war heute sehr erstaunt, dass es auf dem Hütewettbewerb von Allen akzeptiert wurde, dass der Hund so ungehemmt in die Schafe geht.

  6. Vielen Dank für diesen Leserbrief!
    Ich selbst war geschockt, als ich in der letzten Sendung wieder sah, wie ungehemmt dieser Hund in das Schaf beisst und – das Schlimmste: das scheint für alle Beteiligten total ok…

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