Nonverbale Kommunikation bei Hunden

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Wir Menschen neigen dazu, unsere Hunde mit zu vielen Worten erziehen zu wollen. Das ist verständlich, denn wir kommunizieren ja schließlich auch hauptsächlich mit Worten. Wie oft kann man zum Beispiel Hundebesitzer beobachten, deren Kommandos immer lauter und häufiger werden, wenn der Hund nicht folgen will. Andere Menschen reden ständig auf ihre Hunde ein, als ob sie sich mit ihnen unterhalten würden.

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Hunde dagegen kommunizieren untereinander ohne Worte. In der Literatur gibt es sehr viele Beispiele, wie die Hunde sich verständigen, ohne einen Laut von sich zu geben.

Letztes Wochenende habe ich ein Seminar zur nonverbalen Kommunikation mit Hunden mitgemacht. Und ich muss sagen, ich bin begeistert.

T-Stellung

Ein einziges nonverbales Kommando hat dazu geführt, dass auf unseren Spaziergängen jetzt alles viel entspannter geworden ist. Es nennt sich „T-Stellung“. Hunde untereinander benutzen es selbstverständlich. Es ist ganz einfach. Man stellt sich dem Hund seitlich – nicht frontal! – in den Weg, wenn er zum Beispiel vorlaufen will. Der Hund hält sofort an. Soll es weitergehen, macht man den ersten Schritt deutlich mit dem Oberkörper nach vorn. Wenn der Hund schnell ist, muss man natürlich auch schnell sein und im Bogen seitlich vorpreschen. Der Bogen muss sein, weil der Hund sonst denkt, dass es sich um einen Wettlauf handelt und noch schneller wird.

Meine Großpudelhündin Paula ist jetzt 6 Jahre alt und ich konnte es ihr bisher nicht beibringen, die Leine – auch die Schleppleine – locker zu lassen. Alle möglichen Experimente haben nicht gefruchtet. Stopp und Bleib hat sie zwar befolgt, aber beim nächsten Mal wurde wieder gezogen. Auch umkehren und immer wieder die Richtung wechseln nützte nur für kurze Zeit etwas. Beim nächsten Spaziergang war alles wieder vergessen. Belohnungen halfen nur, wenn ich ständig ein Leckerli in der Hand hatte. Wenn ich keins dabei hatte, wurde wieder gezogen.

Seit einigen Tagen zeige ich Paula durch die T-Stellung, dass sie nicht vorlaufen soll, und – ob man es glaubt oder nicht – sie geht neben mir und oft sogar hinter mir. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Inzwischen brauche ich dieses nonverbale Kommando immer seltener. Paula hat es begriffen. Wenn sie es doch noch mal vergisst, bin ich allerdings sofort wieder in Position.

Zu Anfang sieht es schon komisch aus, wenn man dem Hund ständig den Weg versperrt. Aber man muss es wirklich jedes Mal konsequent machen. Zuerst dachte ich, dass ich mich nicht gegen Paulas Hartnäckigkeit durchsetzen könnte, aber schon nach drei Tagen war eine auffällige Besserung zu erkennen.

Wenn ich die T-Stellung nicht gleich wieder durch Vorwärtsgehen aufhebe, setzt Paula sich sogar hin. Gehe ich nun ganz langsam in aufrechter Haltung von ihr weg, bleibt sie sitzen, ohne dass ich etwas sagen muss. Auch das Sitz- und Bleib-Zeichen ist nicht notwendig. Gehe ich dann in die Hocke, kommt sie auf mich zu, wieder ohne verbales Kommando.

Und wenn jemand sagt: „Mit meinem Hund klappt das nicht.“ (Ich muss zugeben, dass ich zu Anfang auch so gedacht hatte, weil es nicht sofort geklappt hat.), der sei hier eines Besseren belehrt. Wir waren bei dem Seminar mit 10 Hunden. Und es hat bei allen geklappt, sogar ohne Leine. Früher oder später hat es jeder Hund verstanden, und zwar so, dass er stand oder saß und Herrchen oder Frauchen konnten sich in der Halle frei bewegen. Erst als es in die Hocke ging, kam der Hund herbeigelaufen.

Autorin: Hilde Kasprzik

9 Kommentare

  1. So unterschiedlich sind Erfahrungen: Meine 5jährige Boxerhündin läuft (inzwischen) toll an der Leine ohne dass ich meinen Körper einsetze. Sie kennt die Signale rechts und links, langsam, warte, halt und reagiert darauf, mit und ohne Leine. Es kommt eben immer auf Hund und Halter und nicht auf die Technik an.

    • Hallo Gerda,
      es ist völlig richtig, dass es auf Hund und Halter ankommt. Und es gibt natürlich andere Methoden, um einem Hund beizubringen, locker an der Leine zu laufen.
      Da Paula mein erster Hund ist, habe ich vieles falsch gemacht und bin auch oft inkonsequent gewesen. Dieses Seminar habe ich quasi als letzte Hoffnung besucht, weil meine bisherigen Bemühungen nicht geklappt hatten. Ich setze auch nicht ständig meinen Körper ein, und inzwischen läuft auch Paula ganz passabel an der Leine.
      Aber das Seminar war eine große Hilfe für mich.
      Viele Grüße
      Hilde

      • Bin zufällig über diese Nachrichten gestolpert…, würde mich noch interessieren wo dieses Seminar statt gefunden hat?
        Hab auch so ne „zugmaschine“ zuhause.., schon sehr vieles ausprobiert, teilweise nur mit kurzem erfolg.

        • Hallo Stefanie,
          tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte. Das Seminar hat in der Hundeschule Kern in Emmendingen stattgefunden. Auf der Website werden ständig verschiedene Seminare angeboten.Auch in Karlsruhe.
          Viele Grüße
          Hilde

  2. Hallo Hilde,

    ich finde, das körperliche Einschränken eines Hundes hat nicht mit Kommunikation zu tun. Ein Mensch versteht Dein blocken auch, obwohl du es ihm auch verbal hättest verständlich machen können.

    Ja, Hunde kommunizieren sehr viel über Körpersprache, aber sie haben auch ganz andere Körper und Mittel als wir. Und vor allem viel MEHR. Daher lässt sich dieses nonverbale Modell nur schlecht auf die Beziehung Mensch-Hund anwenden. Es bleibt lediglich körperliche Einschränkung oder Aufforderung übrig.

    Und nicht zu vergessen:
    Hunde kommunizieren auch sehr viel verbal! Das ahmen wir (zumindest die mit Ahnung)auch nicht nach.

    Hunde verstehen unsere Sprache, weil sie Worte oder Sätze mit Konsequenzen verknüpft haben.
    Wenn ich zu meinem Hund sage:
    Bubi, hast Du schon wieder Hunger und möchtest was ESSEN?
    schaut er genauso interessiert wie wenn ich nur ESSEN? sage.

    Verbale positive Rückmeldung ist sehr belohnend für sehr viele Hunde.
    Und es ist total schade, wenn man das wichtige Werkzeug der verbalen Kommunikation nimmt.

    Mein Hund wäre z. B. einfach an deinem T-Block vorbei gelaufen. ;-)
    Er ist sehr zielorientiert.

    Viele Grüße

    Regine

    • Hallo Regine,

      da möchte ich auf einen Artikel verweisen https://www.planethund.com/allgemein/wir-keine-hunde-mensch-kommunikationskrueppel-2306.html

      Hunde verstehen unsere Körpersprache meist sogar besser, als das gesprochene Wort. Und körperlich Einschränken ist sehr wohl Kommunikation.

      Das Problem besteht einfach heute, dass viele Menschen und mittlerweile leider auch eine ganze Trainerbewegung, den Hund dermaßen hoch auf ein Podest hebt, dass es für das arme Tier nicht mehr natürlich ist. Ein Hund wird heute viel zu viel zubeschallt und die meisten Probleme (natürlich nicht alle) sind einfach ausgemacht.

      Wir sollten uns mehr darauf besinnen, was ein Hund ist – ein Tier. Er ist weder Partner- noch Kindersatz, er hat relativ einfache Bedürfnisse, die wir leicht erfüllen können. Es wird aber immer mehr Probleme geben, wenn nicht endlich eingesehen wird, dass der Hund mit dem ganzen Überstülpen unserer menschlichen Vorstellungen, meistens total überfordert ist.

      Daher ruhig weniger den Hund beschallen, sondern auch mal sich mit dem Hund auf der non-verbalen Ebene „unterhalten“ – man wird schnell merken, dass diese die kleinsten Nuancen lesen UND verstehen können :)

      Natürlich darf man auch weiterhin mit seinem Hund quatschen, aber bitte nicht todschallern.

      Viele Grüße
      Melanie

    • Jetzt muss ich aber lachen. Bei uns heißt es : Küche gehen. Dann rennt die ganze Bande (5 ehemalige Straßenhunde) schon mal los. Sobald ich abends den Pc runter fahre, rennen alle zum Schlafzimmer. Es gibt viele Beispiele. Bei uns läuft ganz viel ohne Worte ab und ich wundere mich öfters darüber wie gut die Hunde beobachten und kombinieren. Die kennen mich besser als ich mich selbst.
      Viele Grüße
      Katharina

  3. Ja, dagibt es viele Möglichkeiten. Vor allem gibt es im Internet viele Quellen dazu, auch Youtube etc. Die DVD (ja DVD) das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes von… Jetzt muss ich nachsehen.. Dr. Ute Blaschke-Berthold.. Auf dieses Werk bin ich durch einer Hundetraineriauf YT gestoßen und ist sehr interessant. Vom Seminar hier keine Ahnung, aber ich kann noch Souveräne Impulskontrolle bei Hunden von Benedikt Wittner empfehlen… Habe es als Hörbuch.. Habe auch nen ridgi mit Problemchen und lerne immer dazu. Auch die Sprache immer besser zu verstehen. Man muss sich nur auch mal auf das Tier einlassen und mal den Mund halten :)

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