Die moderne Hundeerziehung: Wattebäuschchenwerfer, Wissenschaft, Shitstorms und Moral kritisch hinterfragt

333
Border Collie an der Leine
Platz 1: Die moderne Hundeerziehung: Wattebäuschchenwerfer, Wissenschaft, Shitstorms und Moral kritisch hinterfragt

Direkt zu Anfang möchte ich ein kleines Gedankenexperiment machen. Man stelle sich vor, man wäre plötzlich in China und ist konfrontiert mit Menschen, die eine völlig andere Sprache sprechen sowie einen vollkommen anderen kulturellen Hintergrund haben.

Werbung

Man weiß nicht, was sich in dieser Welt nun gehört und was nicht. Man kennt die Gepflogenheiten schlicht und ergreifend nicht und ist darauf angewiesen, dass die anderen Menschen einem zeigen, was man tun darf und was nicht. Um den nächsten Menschen, der nett aussieht, nun zu begrüßen, streckt man ihm die Hand aus. Dieser ignoriert einen völlig. Für einen Menschen, der auf eine soziale Gemeinschaft angewiesen ist, ist dieses Verhalten eine sehr einschneidende Erfahrung. Dann nimmt man die Hand zurück und schwupps – bekommt man einen Brocken Schokolade zugeworfen.

Total abwegig? Für manch Hund ist das Alltag.

Wieder in Deutschland: Auf dem Kinderspielplatz sitzen der kleine Kevin und Jaqueline zusammen im Sandkasten. Jaqueline ist heute nicht gut drauf. Vielleicht hat sie ernsthafte Probleme zuhause oder vielleicht ist sie nur ein Kind, dass mal die Grenzen testen möchte. Wie auch immer – Jaqueline nimmt Kevin den Spieleimer weg. Kevin reagiert natürlich dementsprechend angefressen. Er nimmt seine Schaufel und haut Jaqueline auf den Kopf.

Jaqueline heult und Kevin macht weiter. Irgendwann wird es Kevin zu doof, weil die blöde Jaqueline immer noch nicht den Eimer raus rückt. Er hört mit dem Schlagen auf. In dem Moment ertönt ein lautes „Suuuupeeeeeeer Feiiiiiiiiiiiiin“ und der Kevin bekommt ein Bonbon in den Mund geschoben. Wer würde das als Erziehung bezeichnen? Unter Hundehaltern durchaus eine mittlerweile übliche Begebenheit, wenn man Kevin und Jaqueline als Hunde sehen würde, der Spieleimer ein Ball wäre und das Bonbon ein Leckerchen.

Für den „Otto-normal-Hundehalter“ völlig abwegige Gedankengänge. Für die moderne Hundeerziehung dagegen völlig normal.

Die neue moderne Hundeerziehung

Schäferhund-Husky-Mix ist sich nicht sicher
Was Schnuppe wohl sagen würde, wenn sie wüsste was für ein Brimborium um den Hund gemacht wird? Wahrscheinlich: Die spinnen doch die Menschen.

Es hat sich eine Richtung in der Hundeerziehung heraus gebildet, die genau das propagiert. Berufen wird sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und die Haltung der völligen Ablehnung von Gewalt.

Hunde werden ausschließlich mit positiven Verstärkern (sprich Lob, Spiel, Futter oder was der Hund sonst so gerne macht) erzogen und bei jedem Verhalten soll ein Moment sein, den man verstärken kann, um das Verhalten modifizieren und kontrollieren zu können. Hört sich schlüssig an und ist für jemanden, der Hunde hält, durchaus reizvoll.

Wer will schon mit dem geliebten Familienmitglied schimpfen? Wer findet es schon toll, wenn der Hund einen mit diesen großen traurigen Augen ansieht und sich auf seine Decke verzieht? Wer möchte nicht nur lieb zu seinem treuen Vierbeiner sein, den man so sehr liebt?

Als interessierter Hundehalterin, der sich mit Wissenschaft auseinandersetzt, die wissenschaftliche Arbeit können muss, sich selber als friedlich bezeichnen würde und seine Hunde liebt, habe auch ich mich natürlich mit dieser neuen Richtung auseinandergesetzt. Auch ich lehne „Gewalt“ in der Erziehung ab und fand die Ansätze dieser neuen Richtung gar nicht mal so schlecht.

Die Theorie der modernen Hundeerziehung

Fangen wir mit der Theorie an. Es wird sich auf „moderne wissenschaftliche Erkenntnisse“ berufen, die das eigene Handeln legitimieren. Eigentlich schon per se ein Totschlag-Argument, denn die Wissenschaft hat doch immer Recht. Wenn man etwas von wissenschaftlichen Arbeiten weiß, gilt dieses Argument dagegen nicht mehr.

Insbesondere wenn man in der Forschung arbeitet und sich mit wissenschaftlichen Fachdiskussionen auseinandersetzen muss, weiß man, dass die Wissenschaft eben nicht immer einfach Recht hat. Es gibt zu jedem Thema verschiedene Studien und Experimente und wie man die gemachten Beobachtungen, beziehungsweise Erkenntnisse bewertet, ist von Wissenschaftler zu Wissenschaftler völlig verschieden.

Man hat mit Aussagen zu tun, die sich schlicht und ergreifend auch widersprechen. Studien widersprechen sich. Experimente widersprechen sich und die Aussagen der Theoretiker widersprechen sich. Nun würde man sich von diesem Punkt aus wünschen, dass offen gelegt würde, welche moderne Erkenntnisse aus der Wissenschaft, die Basis für diese moderne Hundeerziehung nun die Grundlage bilden.

Gerne würde ich diese Studien und Experimente näher betrachten. Sehen, ob die wissenschaftlichen Maßstäbe an solchen Arbeiten eingehalten wurden und die Gütekriterien alle zutreffen. Nur etwas als Wissenschaft zu bezeichnen, ist noch lange keine seriöse Wissenschaft. Bis heute ist man mir diese Antworten schuldig geblieben. Ich gehe auch davon aus, dass die wenigsten Anhänger der modernen Hundeerziehung überhaupt wissen, wovon sie bei solchen Dingen reden – sonst wäre eine sachliche Fachdiskussion schließlich auch möglich.

Im Grunde genommen wird letzten Endes immer wieder auf die Theorien der operanten und klassischen Konditionierung verwiesen. Nun sind die Theorien 100 beziehungsweise 50 Jahre alt. Kann man das ernsthaft als „neue wissenschaftliche Erkenntnisse“ bezeichnen?

Auch Verweise auf andere Experimente und Studien, die aktueller sind, leiden unter einen sehr unterschätzten Einschränkung: Die biologische Verhaltensforschung kann nicht „in den Hund hineinsehen“. Sie zieht Rückschlüsse aus dem Verhalten, aufgrund einer bestimmten Bedingung innerhalb eines Labors. Die Homogenität der untersuchten Hunde und die klinischen Laborbedingungen sind für die Forschung wichtig. Dies macht eine Übertragung auf den Alltag mit einem völlig anderen Hund unter völlig anderen Umständen jedoch schwierig. Eins zu Eins diese Erkenntnisse zu übernehmen und als Grundlage für ein ganzes Konzept zu nutzen, ist dementsprechend viel zu kurz gedacht.

[fb-page]

Wissenschaft und normative Aussagen

Als jemand der sich mit der Wissenschaft auseinandersetzt, bin ich auch von den stark normativen Aussagen erstaunt. Sowohl die Lerntheorien, als auch sämtliche sonstige wissenschaftliche Theorien machen niemals normative Aussagen. Sie machen grundsätzlich deskriptive Aussagen, die beschreiben. Sie beschreiben zum Beispiel, was bei der Versuchsbedingung A für ein Verhalten zu erwarten ist. Jedoch wird man niemals die Folgerung finden, sich „deswegen immer so und so zu verhalten“. Ein „Soll“ ist normativ und somit nicht mehr wissenschaftlich. Somit ist die Begründung „man soll Hunde niemals strafen“ moralisch und nicht wissenschaftlich. Warum ich einen Hund nicht strafen darf, erschließt sich mir in diesem Zusammenhang überhaupt nicht.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die völlige Negierung von Studien, Beobachtungen und Experimenten, die einen völligen Gegensatz zu dem bilden, was diese Leute eigentlich propagieren. Zur Erklärung: Meide- und Stressverhalten wird in der modernen Hundeerziehung nicht mehr gerne gesehen. Der Hund fühlt sich offenbar ja „schlecht“ und das möchte man nicht. Somit soll er auch bloß nie in die Bedrängnis kommen zu „beschwichtigen“.

Beschwichtigung? Nein, sie hat nur grade etwas Leckeres gefunden.
Beschwichtigung? Nein, sie hat nur grade etwas Leckeres gefunden.

Da denke man an die Beobachtungen von Bloch, der bei seiner Studie an verwilderten Haushunden gut zeigen konnte, dass so manches „Beschwichtigungssignal“ in den meisten Fällen einfach eine normale Geste ist, die gar nicht so häufig in der Kommunikation gezeigt wird.

Ein gähnender Hund ist eben häufig auch nur ein müder Hund. Oder man denke an die Studie, bei der man heraus gefunden hat, dass ein Hund, der über Teletak und Stachelhalsband ein Abbruchsignal lernt, weniger Stress hat, als ein Hund der es nur positiv aufgebaut bekommen hat.

Ich würde da erwarten, dass einige schlüssige Argumente kommen würden, die dagegen argumentieren. Selbst mir fällt das nicht schwer, dabei gehöre ich gar nicht zu den Leuten, die immer nur positiv arbeiten. Aber diese Erkenntnisse werden völlig ignoriert und jegliche Gegenargumentation driftet ins Persönliche ab. So werden bekannte Forscher wie Herr Dr. Gansloßer diffamiert, indem gesagt wird, dass Dr. Gansloße ja nur einen Hund bisher gehalten hätte und somit gar keine Ahnung habe.

Es wäre mir neu, dass man für eine wissenschaftliche Forschung über ein Tier, bereits mehrere Tiere dieser Art gehalten haben müsste.

Auch werden andere Theorien überhaupt nicht berücksichtigt. So ist die soziale Lerntheorie bei Hunden wirklich brandaktuell. Erkenntnisse darüber gibt es schon länger, aber die Übertragung auf Hunde ist eine neue Herangehensweise. Dies wird aber ebenfalls völlig negiert, denn man selber ist kein Hund. Und da Leute, die so argumentieren, gerne ins Persönliche gehen, wird direkt gesagt dass man dem Hund ja auch nicht am Hintern schnüffeln würde. Das ist natürlich kein Argument, denn keiner würde das propagieren.

Fakt ist jedoch, dass Hunde es verstehen wenn wir sie anknurren, anstarren, uns groß machen oder mit dem Körper blocken. Hunde verhundlichen ihren Menschen permanent. Umso wichtiger ist es dabei, sich so zu verhalten, dass man auch als Mensch eindeutig genug ist, um vom Hund verstanden zu werden. Warum ich das nicht einsetzen darf, ist mir völlig schleierhaft.

Die Praxis der Hundehaltung

Nun ist alle Theorie grau und in der Hundehaltung hat letzten Endes die Praxis die größte Bedeutung. Betrachten wir die Praxis der neuen Hundeerziehung. An diesem Punkt wird es teilweise richtig absurd. Es wird mit einer „Verstärker-Hierarchie“ geschaut, was der Hund am liebsten mag. Und ja – da wird sich auf den Boden gesetzt und dem Hund Käsewürfel und Hühnerherzen entgegen gestreckt, um zu schauen was der Hund besser findet.

Es wird ein Ruckdämpfer in die Leine gemacht, wenn der Hund zieht oder ruckartig in die Leine springt. Natürlich trägt der Hund ein Geschirr – nicht dass der Hals von ihm beschädigt wird. Dass dabei eventuell ein Mensch hinterher fliegt, der sich mal eben ein paar Knochen brechen kann, wird wieder gekonnt ignoriert.

Jegliche Eingriffe beim Hund werden angekündigt. Ob es nun ein Richtungswechsel ist, ein Anleinen, ein Hochheben, ein Festhalten und so weiter. Nicht, dass der Hund sich noch erschreckt oder auch nur eine negative Empfindung hat! Dem Hund wird letzten Endes der rote Teppich ausgerollt. Anscheinend ist er der bessere Mensch.

Schon ein lautes „Nein“ ist verpönt, da man dann mit Schreckreizen arbeitet und der Hund nur aus Angst vor Strafe hört. Stattdessen wird mit der intermediären Brücke gearbeitet. Letzten Endes kann man sich vorstellen, wie jemand im Wald steht und den Hund ruft. Bequemt sich der Hund irgendwann mal dazu, sich zum Menschen zu bewegen, wird das mit einem „lalalalalala“ kommentiert um beim Menschen die Belohnung zu bekommen. Dreht der Hund auf halbem Weg um, weil er grade etwas Besseres findet, folgt natürlich keine Konsequenz. Höchstens die Konsequenz, dass der Hund das nächste Mal nicht abgeleint wird.

Das Ganze klingt wahrlich abstrus, aber ist genau die Realität. Die Grenzen dieser Form der Erziehung werden sehr schnell klar. Sobald der Hund etwas Besseres findet als die Hühnerherzen beim Menschen, wird er sich dem zuwenden. Hasen jagen ist für die meisten Jagdhunde einfach besser als das Futter beim Menschen. Und wenn sie es tun, haben sie ja auch keine negativen Konsequenzen zu erwarten. WARUM sollte der Hund also NICHT seinen Interessen nachgehen?

Natürlich wird das alles langsam aufgebaut, um später ein Verhalten zu etablieren, das auch in starken Ablenkungssituationen funktioniert. Theoretisch denkbar aber praktisch nur selten möglich. Da verwundert es nicht, wenn viele Leute, die so arbeiten ewig nur bis zu einem gewissen Punkt kommen. Ab dem Punkt, wo der Hund einen Interessenkonflikt hat, steht man machtlos da. Da verwundert es ebenfalls nicht, dass man nur selten mal das fertige Resultat sieht bei Hunden die Problemverhalten zeigen und so „umgepolt“ werden.

Der Hund als Reiz-Reaktions-Maschine?

Muss ein Hund so sein, um "glücklich" zu sein?
Muss ein Hund so sein, um „glücklich“ zu sein?

Letzten Endes wird der Hund auf eine Reiz-Reaktions-Maschine degradiert. Der Hund zeigt Verhalten A, wird belohnt und führt daraufhin Verhalten A häufiger aus. Das ist der Grundsatz, auf den sich konzentriert wird.

Was für eine einfache Gleichung, wenn unsere Hunde nicht so hoch soziale Lebewesen wären, die mit uns in einer besonderen Form der Gemeinschaft leben. Permanent machen Hunde uns soziale Angebote. Was spricht dagegen, diese Angebote auch sozial zu beantworten?

Warum sollte man an dieser Stelle mit der Konditionierung anfangen und somit Kommunikation in seiner ursprünglichen Form behindern? Man stelle sich das anfängliche China Gedankenexperiment vor – wie gerne hätte man dann jemanden, der einen an die Hand nimmt und einem die Kultur zeigt, in der man sich nun bewegen muss?

Ein strenger Blick, wenn man die Hand entgegen streckt ist natürlich im ersten Moment unangenehm. Auf lange Sicht aber wird einem viel Ungewissheit abgenommen, da man dies wenigstens verstanden hat. „Hände geben ist also nicht“ *puh* – von hier aus kann man endlich etwas sicherer weiter gehen.

Bei Hunden wird aber genau das gemacht. Sie leben permanent in einer Grauzone, ohne zu wissen was nun gewollt ist und was nicht. Latente Überforderung und Verunsicherung sind dabei die Gefahren, die ebenfalls negiert werden. Wenn man ausschließlich positiv arbeitet, zeigen Hunde so etwas angeblich nicht. Leider sieht das in der Praxis häufig völlig anders aus.

Gegen Unsicherheit und Stresssymptome wird natürlich ebenfalls wieder alles „schön geklickert“ ohne zu sehen dass der Hund einfach nur eine eindeutige Linie bräuchte, an der er sich orientieren kann.

Aggressionen

Und damit kommen wir zum nächsten Punkt, der mir immer wieder sauer aufstößt: Es wird behauptet alles könnte man positiv gestalten. Was aber tun, wenn der Hund sich aggressiv zeigt?

Meistens wird der Weg einer systematischen Desensibilisierung gegangen. Damit der Hund ein positives Gefühl bei Agressions-auslösenden Reizen, wie fremden Hunde bekommt, wird er in einem ansprechbaren Abstand gehalten und der andere Hund wird nun schön geklickert. Klappt theoretisch ganz wunderbar, wenn die Praxis sich nur an die Theorie halten würde.

Oft hat man Situationen, denen man gar nicht aus dem Weg gehen kann. Sei es weil ein Tut-Nix zum eigenen Hund hin läuft, der Abstand der „anderen Straßenseite“ nicht groß genug ist oder man als Mensch den anderen Hund zu spät sieht. Den Alltag können wir eben nicht kontrollieren. Der Hund kommt somit immer wieder in ein altes Verhaltensmuster und der Aufbau eines Alternativverhaltens wird unwahrscheinlich erschwert.

Ganz normale hündische Kommunikation-keine war danach traumatisiert. Es wurde sich wieder aufgerappelt und weiter gespielt. Nur diesmal vorsichtiger.
Ganz normale hündische Kommunikation-keiner war danach traumatisiert. Es wurde sich wieder aufgerappelt und weiter gespielt. Nur diesmal vorsichtiger. Der Grund für die Einwirkung war nämlich schlicht und ergreifend: Benimm dich, wenn du mit mir toben möchtest!

Oft kommt an dieser Stelle das Argument, man könne auch in ein negatives Verhalten wie die Aggression „rein klickern“ und der Hund würde sie so positiv erleben. Dabei wird aber ein ganz entscheidender Punkt übersehen: Wer sagt, dass der Hund Aggressionen wirklich als negativ erlebt? Das ist etwas, was die zumeist weibliche Anhängerschaft so empfindet.

Nun sind Hunde keine Menschen und nun wirklich auch keine Frauen ;) Frauen empfinden jegliche Aggressionen als deutlich negativ, weil sie in der Gesellschaft dies so erlernt haben. Frauen haben nicht aggressiv zu sein und sollen Konflikte auch nicht so lösen.

Es ist kein Wunder, dass Frauen dann dazu neigen, aggressive Konflikte anders zu lösen – und das macht auch vor dem eigenen Hund nicht halt. Jedoch können Aggressionen durchaus auch positiv erlebt werden. Die meisten Männer würden mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass es sehr befreiend sein kann auch mal ordentlich auf die „Kacke zu hauen“.

Ein Phänomen das man von Jugendlichen und Kindern kennt, die sich durchaus auch zum Spaß prügeln. In der Tierwelt sind Aggressionen nichts Schlechtes, sondern lediglich eine Form der Konfliktbewältigung. Zu sagen, dass eine negative Stimmung ursächlich sei für Aggression, ist also falsch. Die Gründe dafür sind vielschichtig und genau so muss man das Problem auch angehen. Eine lustvolle Aggression lässt sich nicht mit Hühnerherzen beantworten!

Die Ursache für aggressives Verhalten eines Hundes ist für Leute, die rein mit positiver Verstärkung arbeiten, nach deren Argumentation eine negative Gefühlslage des Hundes. Bei der Frage wie das zustande kommt, ist die Antwort meiner Erfahrung nach, meistens die gleiche:

Der hat mal schlechte Erfahrungen gemacht

Sei es, weil der Hund im Welpenalter von einem „Tut-nix“ überrannt wurde, von einem fremden Hund angegriffen wurde, von Fremden geärgert wurde, sich erschrocken hat, weil ein paar Jugendliche in seiner Nähe randaliert haben und so weiter.

Klar ist immer: Die Ursache für diese emotionale „Fehl-Prägung“ ist grundsätzlich außerhalb zu finden und liegt somit außerhalb der Kontrolle des Besitzers. Dabei wird oft völlig außer Acht gelassen, dass die Ursachen für Fehlverhalten komplex sind. Der Hundebesitzer spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Unsichere Hundehalter haben oft unsichere Hunde. So ist der Schock eines Angriffs auch beim Menschen sehr prägend. Übervorsichtigkeit, Trösten und Angst sind die Folge beim Menschen, die natürlich auch eine große Auswirkung auf den Hund haben.

Kontrolle als Gefahr der Persönlichkeitsentwicklung: Hunde lernen Hilflosigkeit

Aufgrund des schrittweisen Trainings und der Gefahr der „Fehl-Prägungen“ wird in stark kontrollierten Situationen trainiert. Der Hund entscheidet de fakto nichts mehr selbst. Eine Auseinandersetzung des Hundes mit einer für ihn unangenehmen Situation wird auch gar nicht gewünscht. Wie der Hund dann sich noch selbst entwickeln soll und ein stabiles Selbstbewusstsein entwickeln soll, damit er in für ihn unvorhergesehenen Situationen nicht völlig aus der Bahn geworfen wird, ist fraglich.

Gewaltfreier Umgang mit dem Hund?

Nun könnte es mir eigentlich vollkommen wurscht sein, wie jemand mit seinem Hund umgeht. Weder bin ich Trainer, noch bin ich Verhaltensbiologe. Tatsächlich ist es mir bis zu einem gewissen Grad wirklich egal, wie jemand mit seinem Hund umgeht.

Solange ich keinen sehe, der meint, wie von Sinnen auf seinen Hund einprügeln zu müssen, kann durchaus jeder Handhaben, wie er es für richtig hält. Störend werden doch die „Wattebäuschchenwerfer“, wenn sie sich als Gutmenschen hoch stilisieren und andere Hundehalter vollkommen runter machen. Das fängt schon beim Selbstverständnis an.

Ein gern gesehenes Argument, warum diese Menschen so arbeiten wie sie arbeiten, ist:

Ich lehne Gewalt in jeglicher Form ab und dies tue ich auch bei der Arbeit mit Hunden

Was ist genau Gewalt? Wenn schon ein Leinenimpuls Gewalt ist, muss ich ein gewalttätiger Mensch sein. Dabei setze ich diesen gar nicht ein, um dem Hund willkürlich Schaden zuzufügen. Ich nutze diesen, um ihn durch ein „Zuppeln“ wieder aufmerksam zu bekommen. Nur weil ich jemanden auf die Schulter tippe, bin ich ja auch noch lange nicht gewalttätig. Bezeichnet wird die Arbeit über positive Verstärkung als „gewaltfreier Weg“. Das mag durchaus so sein, aber andere Wege sind auch gewaltfrei. Gewalt ist nicht eine Strafe. Durch diese Äußerung wird aber genau das suggeriert: Andere Wege sind nicht gewaltfrei.

Ein Blick der Bände spricht: Die ungestühme Annäherung des Border Collies missfällt Schnuppe.
Ein Blick der Bände spricht: Die ungestühme Annäherung des Border Collies missfällt Schnuppe.

Dabei beschränkt sich das gewaltfreie Verhalten aber auch nur auf Hunde. Wie kann es sonst sein, dass insbesondere diese Leute sich an Shitstorms (Anmerkung der Redaktion: Der Duden definiert einen Shitstorm als „Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht) beteiligen, die anderen Trainern einfach so die Existenzgrundlage entziehen kann?

Gewaltfrei ist dies nicht mehr. Da fragt man sich doch, ob die Menschen wirklich immer so nett mit ihren Hunden arbeiten, wie sie behaupten. Zumal ich mich doch öfter frage, was für ein Übermensch man sein muss, um immer nur positiv mit seinem Hund zu arbeiten.

Ich habe durchaus auch mal einen schlechten Tag, bei dem ich jeden angrummel der mir zu nahe kommt. Ohne Kaffee morgens bin ich völlig unausstehlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da die große Ausnahme bin? Natürlich bin ich in diesen Momenten auch mal nicht so nett zu meinen Hunden. Und da sag ich durchaus auch, dass ich ein Verhalten eben nicht wünsche. In so einer Situation suche ich nicht ewig nach dem Moment, den ich verstärken kann.

Selbst wenn ich es mir vornehmen würde – völlig und immer könnte ich so gar nicht arbeiten. Um ehrlich zu sein, denke ich dass es so auch den meisten „Wattebäuschchenwerfer“ geht. Zwischen „Sagen“ und „Handeln“ liegen immer noch große Unterschiede.

Eine offene Gesprächskultur als Grundbedingung

Eine offenere Haltung wäre jedoch genau das, was ich mir an dieser Stelle sehr wünschen würde. Auch wenn hier ein anderer Eindruck entsteht: Ich arbeite möglichst positiv mit meinen Hunden. Ich arbeite auch gerne mit dem Klicker oder einem Markerwort. Sämtliche Kommandos bringe ich grundsätzlich positiv bei. Mein Hund muss nicht hören weil „der das für mich tun soll“. Ich brezel auch keine Leine über seinen Kopf, wenn er mal nicht hört.

In der Hundehaltung ist das wichtigste für mich – Nähe, eine gute Bindung und eine vertrauensvolle Beziehung. Dies schafft man kaum über ein permanentes Meideverhalten. Meine Hunde müssen auch nicht alles können. Ich möchte keinen Hund verbiegen, damit er mir in den Kram passt. Eine stabile und eigene Persönlichkeit ist mir da sehr viel wichtiger. Trotzdem werde ich von den meisten „Wattebäuschchenwerfern“ als jemand aus dem „anderen Lager“ empfunden. Und damit bin ich schon übelsten Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt gewesen.

Besonders durch diese ablehnende Haltung, wird es auch Trainern verbaut, dazu lernen zu können. Sehr vieles lässt sich tatsächlich über positive Verstärkung, sehr gut in den Griff bekommen. Damit jemand dazu lernt, ist es aber wichtig eine Gesprächskultur zu schaffen, die nicht alles Andere vollkommen ablehnt, was nicht in das eigene Weltbild passt. Der Weg der positiven Verstärkung hat Grenzen. Dies wird nur niemals öffentlich gesagt.

Herrlich unaufgeregt: 3 Hunde an der Leine.
Herrlich unaufgeregt: 3 Hunde an der Leine.

In diesem Sinne erwarte ich einen „Shitstorm“, mit Maß und Ziel. Teilt und redet über diesen Artikeln in anderen Foren, Gruppen, Blogs oder schreibt unten einen Kommentar. Versucht es aber mit einem offenen Austausch und versteckt eure Meinung nicht in Heimlichkeit.

Mir bleibt die Hoffnung, dass so manch verunsicherter Hundehalter wieder seine eigene Haltung entdeckt, auf seinen Hund achtet und auf sein Bauchgefühl hört.

Das ist doch das Wichtigste: Die eigene Authentizität, die man auch gegenüber seinem Hund so zeigen kann. Ich bin mir sicher, dass viele Probleme sich schon allein dadurch beheben lassen.

Autorin: Nina Dany

[box]This article is also available in English. Read now![/box]

333 Kommentare

  1. Ich bin begeistert.

    Das bringt es wirklich auf den Punkt!

    Aber da ja wirklicher Glaube durch keine Tatsache zu entkräften ist, wird auch dieser Artikel, der vermutlich für viele auch einfach zu lang und kompliziert sein könne (habe ich ein negatives Bild über viele Hundebesitzer, NEIN, ich doch nicht…), vermutlich wieder einfach im Nichts verpuffen.

    Ich weiß, warum ich mich mitlerweile mit eher schwierigen Kids beschäftige und nicht mehr mit Menschen mit Hund.
    Diese Kinder darf man nämlich erziehen, Hunde aber heutzutage meistens nicht mehr…

    Klasse, bitte mehr davon!

  2. Du sprichst mir aus der Seele! Ich sehe es genau so wie Du und teile Deine Ansichten zu Theorie und Praxis, „Wissenschaft“, Wattebäuschenwerfen und den anderen Dingen, die du so treffend beschrieben hast.

    Bezeichnend auch, dass bisher kein Kommentar geschrieben wurde. Leider konnte ich aber auch nicht herausfinden, wann der Artikel veröffentlich wurde.

  3. Endlich mal einer der es auf den Punkt bringt, ich bedanke mich für diesen tollen Beitrag und hoffe, das er bei vielen zum Nachdenken und Überdenken ihres eigenen Handeln anregt!

  4. Endlich mal ein Artikel, der sich vorurteilsfrei mit dem Thema befasst.

    Jeder Hundehalter hat eine Verantwortung mit seinem Hund/Hunden übernommen und ich kann es nicht verstehen, dass Hundehalter von anderen Menschen angegriffen werden, bloß weil sie versuchen ihrer Verantwortung gerecht zu werden und dem Hund die Regeln klar zu machen und ihn korrigieren anstatt permanent Kekse in ihn zu stopfen. Wie oft werde ich auf Spaziergängen angegangen weil ich meine 40-Kilo-Testosteron-Schleuder körperlich blocke und mit klaren aber scharfem „Nein“ arbeite. Ich bin weder pro Wattebausch noch pro Stachler und Teletak aber ich denke, wenn man bei Hunden antiautoritär arbeitet ist die Katastrophe praktisch vorprogrammiert. Zudem regt es mich auch sehr auf, wenn mit Menschen-Psychologie auf das Gefühlswesen des Hundes Rückschlüsse getroffen werden. Ein Hund ist ein Hund und hat es auch verdient als solches leben zu dürfen. Hunde brauchen klare Regeln in denen sie sich frei bewegen dürfen, nur dann ist ein gutes Miteinander auch möglich. Danke für diesen tollen Artikel!

    • ich bin Psychologe (richtig mit Diplom). Da wird nicht mit „Menschen-Psychologie“ argumentiert, sondern mit Pseudo-Psychologie.
      Das Psychologie-Studium ist eines der anstrengendsten Fächer (nach Medizin und Jura).
      Die wenigsten, die mit der Pseudo-Psychologie argumentieren, haben sich die Mühe gemacht…

  5. Danke!

    Wieder ein Artikel, der sich dadurch auszeichnet, klar und deutlich auf den Punkt zu bringen, was viele viele Menschen, Trainer usw. noch immer NICHT sehen wollen oder können.

    Es ist mir eine Freude, ihn zu „verbreiten“.

    Herzlich

    Johanna-Merete

  6. Ich vergleiche auch öfter Hundeerziehung mit Kindererziehung…so große Unterschiede gibt es da nicht. Bei drei Kindern konnte ich auch nicht immer groß rumdiskutieren… da gab es manche Dinge, die mussten sitzen und fertig..so sehe ich das auch bei meinen Hunden. Und ich werde niemals gewaltätig im Sinne von schlagen, quälen usw. Aber…wenn konsequentes Verhalten schon gewalttätig ist, dann bin ich es. Aber mit Überzeugung! Wenn mir mein Hund (oder Kind) wirklich wichtig ist, bin ich konsequent.
    Von daher, super Artikel…

    • Kinder verstehen „Ja“ „Nein“ und können auch mit einem „Vielleicht“ umgehen-
      Hunde verstehen nur „Ja“ oder „Nein“.
      Anfangs ist das Nein! wahrscheinlich immer lauter,bestimmter, als das Jaaa.
      Klare Ansage ist verständlich für den Hund einzuordnen. Oft fragt Hund auch mal an : was willst Du von mir? Was soll ich machen?. Mit der Zeit wird auch das Nein ! leiser
      Menschen, denen dieses „Tuning “ noch fehlt, lassen diesen Moment oft ungenutzt verstreichen und somit ordnet Hund sein Gegenüber ein.
      Da man ja bekanntlich mit seiner Aufgabe wächst, sollte man darauf vertrauen (Bauchgefühl),daß man Instinkte, die jeder Hund ja nun einmal hat, so gut in den Griff bekommen kann, das man schon vor jeder Stresssituation agieren kann.
      Wenn nicht, hilft immer noch Armewedeln& Laut werden….

  7. Ein Artikel, der 10 Sternchen verdient hätte! Vielen Dank dafür!

    Man müsste ihn ausdrucken und über den Wäldern Deutschlands abwerfen….. aber wir haben ja die modernere Variante zur Verfügung, also: teilen, teilen, teilen!!!

  8. Muss die „NEUE“ Theorie dass der Hund den Menschen nicht als Rudelmitglied bzw. Rudelführer sieht, nicht automatisch zu der Schlußfolgerung führen, dass das Halten eines einzelnen Hundes (welcher ja bekannter Weise ein Rudeltier ist) eine Tierquälerei oder wenigstens nicht artgerecht ist!!!???

    • Nein, da ein Hund nun einmal kein Rudeltier ist (de facto!) – der Sozialpartner ist der Mensch, an dem sich gerne orientiert wird. Und dieses Lenken muss ich gewährleisten, sonst sucht sich der Hund selbst Lösungswege. Das hat aber nichts mit „Rudelführung“ zu tun.

      • @Tanja: Ein Hund ist kein Rudeltier, de facto? De facto dürfte das falsch sein, solange Du nicht die Begrifflichkeiten definierst, mit denen Du Dich ausdrückst. Für mich bleibt der Hund ein Rudeltier, sorry. Überzeugst Du mich von Deiner Idee? ;)

      • Liebe Tanja, hier muss ich dir ausdrücklich widersprechen ! Natürlich ist der Hund ein Rudeltier. Abgesehen von wissenschaftlichen Belegen der Tierforschung zeigen uns Hunde das doch sehr deutlich durch ihr Verhalten !

        • Verwilderte Hudne oder Streuner tun sich zu losen Gruppen ohen feste STruktur zusammen, um an Ressourcen zu kommen (können auch soziale sein) – wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, gehen sie wieder ihrer Wege. Eine Familiäre Rudelstruktur wie Wölfe gehen Hunde nicht ein.

          Das darfst du auch gerne selbst nachforschen. ;)
          Ich kann dir auch gerne Links geben.

          • Auch ich könnte dir Links zum Thema „Rudeltier Hund“ geben ;o), aber es geht hier ja nicht um Besserwisserei oder Rechthaberei. Daher begnüge ich mich mit folgenden Empfehlungen:

            Das Buch „Du bist der Rudelführer“ vom international anerkannten Hundetrainer Cesar Millan

            Zum Thema gibt’s auch Lektüre vom allseits bekannten Martin Rütter,

            und die Erkenntnisse des Tierverhaltensforschers Konrad Lorenz sollte man auch nicht ignorieren.

            Oder ganz einfach den Tierarzt des Vertrauens fragen. ;o)

            LG,
            Chris

            oder hier ein Auszug :

            Hunde sind Rudeltiere. Lebt ein Hund in einer menschlichen Familie, wird er auch diese als sein „Rudel“ ansehen. Eine hierarchische Struktur innerhalb des Familienbundes ist daher ein absolutes Muss. Der Hund erhält dabei immer die niedrigste Stellung, um die Harmonie im Zusammenleben nicht zu gefährden und Dominanzprobleme von vornherein zu vermeiden. Für die Einhaltung dieser Position im Rudel müssen klare Regeln, die von allen im Rudel befolgt werden sollten, aufgestellt werden. Dabei ist bei der Befehlsgabe weniger auf Lautstärke zu achten, als auf den Klang der Stimme. Auch sollten kurze prägnante Hörzeichen mit eindeutigen Handzeichen gekoppelt werden. (…)

          • Hallo Tanja, es wäre sehr schön wenn du deine Aussagen mit Belegen „füttern“ könntest. Natürlich leben verwilderte Haushunde nicht in einem festen Rudel was nur aus Familienmitgliedern besteht. Aber sie leben nicht grundsätzlich in losen Verbänden, die sich zwischendurch mal wieder auflösen, wenn die Bedürfnisse erfüllt sind. Wahrscheinlich liegt es daran, dass „soziale Nähe“ ein Bedürfnis unserer Haushunde ist.;) In Blochs „Pizzahunde“ wird das sehr gut beschrieben. Und ob ich das nun Rudel oder soziale Gruppe oder sonst wie nenne-meine Hunde begreifen mich als Teil davon. Sicherlich nicht als Hund, aber als Sozialpartner. Die wissenschaftliche Definition ändert nichts an diesem Fakt.

      • Tanja hat Recht! Haushunde bilden keine Rudel sondern Gruppen. Rudel werden von Wölfen gebildet: Alttiere und Würfe. Das sind definitiv zwei Paar Schuhe. Und Menschen sind sind keine Gruppenmitglieder, das erlebe ich jeden Tag hier bei mir zu Hause. Und das ist auch gut so. Meine Hunde sind Hunde und ich will keiner sein und bin auch keiner. Trotzdem funktionierts. Im übrigen waere ich bei meinen Ridgebacks mit einer Erziehung rein nur durch positive Verstärkung längst durchgefallen. Den Autorinnen: Danke für diesen Artikel.

        • @Chris
          Cesar Millan ist nichts weiter als ein ***************. Der redet natürlich vom Rudel, sonst würde seine ganze Masche ja auffliegen.

          Ich hatte in Biologie selbst noch die These vom Alphahund/Alphawolf. Aber bitte mach dich doch einmal schlau. Google hilft dir sicherlich dabei, beginne bei „Dogs do not form packs“.

          Man kann natürlich auf sienem verstaubten Wissen pochen, satt sich auf den neusten Stand zu bringen.

          • @nina

            Und wo genau widerspricht sich das mit meinen Ausführungen? Verstehe ich nicht so ganz.

            Ich sage doch nur, dass es „Leithunde“, wie von bestimmten Hundetraunern suggeriert, nicht gibt. Und deswegen verstehe ich nicht, wie sich der Mensch zum bestimmenden „Alpha“ machen muss, obwohl es den nicht gibt.
            Es gibt durchaus in diesen losen Gruppen Hunde, die souverän anführen, allerdings ist das keine starre Rolle.

            Und auch ein Nicht-Führer weist zurecht. Das ist vielen nicht ganz klar. Denn Zurechtweisung heißt nicht „Machtausübung“.

            Ich schrieb doch auch hier, das der Sozialpartner des Hundes der Mensch ist – vond em sich Hunde Orientierung erwarten. Bleibt diese aus, suchen sie sich selbst Lösungswege. Da shat aber nichts mit „Machtübernahme“ zu tun. Deswegen ist „Wattebausch-Sein“ kein „Laissez-faire“ (antiautoritär ist dann noch einmal was anderes)…

            Ich setze Grenzen, sogar sehr klare. Ich weiß nicht, woher die Auffassung kommt, dass dies ausbleibt, nur weil man Einschüchterung und Gewalt weglässt.

  9. Vielen Dank für diesen tollen Artikel!
    Das bringt es wirklich wunderbar auf den Punkt und diese Dinge gehen mir auch oft durch den Kopf. Mit diesen Gutmenschdn kann man leider überhaupt nicht auf einer sachlichen Ebene diskutieren, sehr schade. Dass man sofort beleidigt wird, ist leider meist schon vorhersehbar. Aber ich habe auch noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass mehr Menschen wieder zur Besinnung kommen…

  10. Liebe Nina,

    danke für diesen großartigen Artikel! Ich bin in jeder Beziehung ganz Deiner Meinung.

    LG Sven

  11. Liebe Nina
    mit Begeisterung habe ich gerade diesen Artikel durchgelesen,
    ich muss sagen, du sprichst mir zu 100% aus der Seele.
    Immerwieder lese ich auf FB, in Foren und Co. wie verwerflich so manche Erziehungsmethoden sind,
    Hundetrainer werden angefeindet und sogar Petitionen erstellt, weil der ARME Hund mal festgehalten wurde als er sich zum Biss umdrehte,
    hallo gehts noch?
    Diejenigen die solche Methoden verteufeln, hatten auch noch nie einen richtigen schwierigen Fall (Aggression, Jagd, Angst)
    und wenn doch bin ich sicher, dass die Therapien nur zu 50% anschlugen.
    Vielen Dank für diese tollen Anmerkungen von dir.
    Leider wird kaum noch zu diesen Thema groß geschrieben obwohl mit sicherheit 75% aller Hundehalter KEINE Wattebäuschchen werfer sind, aber schreiben tut es kaum noch einer, da meist schon mit TS u.ä. gedroht wird. Somit sind die Gutschigutschi Trainer in übermas bei Diskussionen.
    Echt beängstigend.
    Weiter und Lg Pat

    • Auch immer der gleiche Weg der Argumentation: man hätte nie einen schwierigen Fall gehabt – ich hab das schon in einem Leserbrief auf persönlicher Ebene gemacht – da hast du einen Einblick wie „unschwierig“ einer meiner Hunde ist.

      Den erziehe ich übrigens gewaltlos.

    • Diese Sicht finde ich zu schwarz und weiss, unpassend auch solche Behauptungen wie „die hatten noch nie einen richtig schwierigen Fall“.
      Das gilt auch für einige Abschnitte des ansonsten gut geschriebenen Artikels und eine Menge Diskussionen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich finde es der Sache wenig dienlich, wenn sich „Lager“ bilden – die einen, die gleich den Tierschutz einschalten wollen, wenn mal ein Hund auch körperlich in seine Schranken gewiesen wird, und die anderen, die sich sofort drauflos wettern, wenn man auch mal etwas schlecht findet.
      Mir fehlt im Moment die Mitte, letztendlich muss das Stichwort meiner Meinung nach heissen ANGEMESSEN. Es gibt nicht und gab noch nie die einzig wahre Methode, die bei allen Hund-Halter-Teams funktioniert.
      So freundlich wie möglich und so klar wie nötig – warum sollte ich mich limitieren? Genau das sollen die Hunde ja lernen, dass ein Mensch durchaus angepasst reagiert.
      Gravierender erlebe ich die unzähligen „TV-Anleitungen“ die ein Besitzer unpassend einsetzt – falsches Timing, falsche Situationseinschätzung usw. Was diese Sendung angeht, auf die sich die Petition bezog: Ich möchte wirklich mal den Besitzer eines großen Hundes sehen, der seinen Schnapper so zürückzieht – wohl gemerkt wäre das in dem Falle jemand, der auch in den Monaten vorher seinen Hund nicht richtig führen konnte. Das gibt garantiert Löcher…

      • Weil genau sowas von Frau Nowak und anderen professionellen Hundeeinschüchterern gesagt wird – da kommen dann Argumente wie „Persönlichkeit statt Leckerli“, um zu diskreditieren, dass man einen Futterbestärker wählt, wenn er in der Situagtion dienlich ist.

        DAS finde ich schade. Ja, ich stimme dir zu – die Extrem-Wattebauschwerfer, die glauben, die Welt spielt sich in Laborbedingungen ab, dass man nie auch nur nie in die Situation kommt, dass man einen Hund unsaft von etwas wegziehen MUSS, sind mir auch ein Dorn im Auge. Aber das ebnet doch nicht den Weg für pseudoangemessene Methoden wie Hund in ihrer Angst festzuhalten und sie dermaßen einzuschüchtern, dass sie einen meiden. Im Sinne eines Hundes.

        Positive Verstärkung ist übrigens nur der Pfeiler verschiedenster Techniken/Methoden. Es gibt ja nicht nur eine. Einziger Haken: Habe ich diese Werkzeuge nicht auftrainiert, kann ich sie natürlich nicht nutzen. ABer ich wollte den Artiekl sowieso gesondern und ausführlich kommentieren.

        Aber ja, ich stimme dir schon zu.

        • Tanja, bin ich da bei Dir – ich würde immer lieber mehr Zeit in den Aufbau einer zuverlässigen und positive Beziehung zum Hund investieren, statt mit Hau-Ruck einen Hund in eine (meist temporäre) Haltung zu bringen, in der er das unerwünschte Verhalten unterlässt. Respekt bekommt man nicht durch Härte und Dominanz. Lernen und Kooperation muss sich lohnen – so ist das nun mal. Nur dass es – bei manchen Hunden – auch anders funktioniert, heisst noch nicht, dass das das richtig ist. Wer je ein Zwangsvoraus auf einem Hundeplatz gesehen hat, der weiss, dass das nicht richtig sein kann, auch wenn es nachher in der Prüfung funktioniert. Schönschreiben klappte früher auch mit der Hilfe des Rohrstocks – auch da sind wir weiter gekommen.
          Ich bin übrigens „Clickertante“ und damit (natürlich) auch Leckerli-Fan, genauso gibt es aber auch Abbruchsignale eben für entsprechende Hunde. Natürlich gibt es Vierbeiner, die jeglichen Respekt vor Menschen verloren haben – die würde ich natürlich nicht clickern für den Moment, wo er mal nicht knurrt und schnappt, was merkwürdigerweise hier ja in etwa unterstellt wird bei positiver Bestärkung.
          „Gewaltfrei“ sagt eigentlich gar nichts mehr aus, weil es sowohl von Maya Novak verwendet wird, als auch von Calming-Signals-Flüster-Hundekommunikatoren (ohne jemandem zu nahe zu treten). Cesar Millan nennt Kicken auch nur Korrigieren und Würgen heisst Relaxen – ergo alles nur Begrifflichkeiten.
          Streng genommen ist keine Erziehung gewaltfrei – es wird immer eine Situation geben, wo ich an der Leine ziehen muss oder meinen Hund mal unsanft packen muss, um Schlimmeres zu vermeiden. Ich wage zu bezweifeln, dass irgendein Hundebesitzer auf dieser Welt das noch nie musste…

          • Kann das nur genauso unterschreiben.

            Bei gewaltfreiem Training geht es einfach darum, den Hund nicht bewusst in eine Situation zu bringen, in der er unerwünschtes Verhalten zeigt, das ich dann „korrigieren“ mus (Notfallmanagement ist ebenso nicht erstrebenswert) – oder gar willentlich „Leinenimpulse“ zu verwenden, weil sie so schön funktionieren (wenn die so toll sind, warum muss man sie so oft anwenden? Ah ja… Konditionierung udn Härte der Strafe)…
            Ich habe ja schon geschrieben, dass ich die Extrem-Wattebauschwerfer auch nicht so ganz verstehe, denn man kann zwar alles idealistisch sehen, aber wir leben nun einmal nicht im Vakuum, in dem wir je Gewalt von uns fernhalten können. Und auch nicht sollen. Ein Hund MUSS lernen, mit Konflikten umzugehen. Das macht man halt Schritt für Schritt, ohne Überforderung, die ja wieder zur „Korrektur“ im Sinne einer Zurechtweisung führt.

            Aber das weißt du ja. Ich wollte es nur ergänzen.

  12. Toller Artikel!!

    Es wäre wirklich schön, wenn in puncto Hundeerziehung endlich ein Umdenken stattfinden würde und es in Zukunft weniger gedankenlose, intolerante,rücksichtslose und auch naive HH mit verhaltensauffälligen Hunden geben würde. Aber wenn sogar eine Verhaltensforscherin behauptet, dass wirklich jeder Hund und jede Verhaltensauffälligkeit mit Leckerchen zu therapieren ist, dann hab ich wenig Hoffnung. Was passiert, wenn die positive Verstärkung (Leckerchen) genau im falschen Moment kommt (was leider oft der Fall ist), hab ich selbst vor ein paar Tagen wieder erlebt. Ich selbst habe meine Hündin die ersten Jahre mit positiver Verstärkung trainiert und erzogen und ich muss sagen, ich war nur bedingt erfolgreich.

    • Dann passiert zunächst einmal gar nichts. Konditionierung braucht eine Weile, bis eine zuverlässige Verknüpfung entsteht.

      Oftmals habe ich eine ganz andere Auffassung, wann der Zeitpunkt des Bestärkens richtig ist als andere Hundehalter. Zumal sie selten wissen, um was es mir geht.

      Ich habe meinen Hund z.B. fürs Knurren bestärkt! Weil er, als er zu mir kam, ohne Vorwarnung gebissen hat. Er wurde fürs Knurren immer bestraft, bis er gelernt hat, dass es nichts bringt und stattdessen gebissen hat.
      Da haben mich viele schräg angesehen oder mich für dumm erklärt – nachdem ich es erläutert habe, waren sie ganz kleinlaut.

      • Wenn bei einem Hund-Halter-Gespann die Arbeit nur mit der positiven Verstärkung nicht funktioniert, ist nicht immer allein das falsche Timing schuld. Es gibt Hunde, die ein völlig anderes Problem haben, als „nur“ nicht zu wissen was genau das erwünschte Verhalten ist. Erziehung ist nicht nur Konditionierung. Auch wenn diese Sichtweise angenehm einfach ist…

        • Wenn du einen Hund blockierst oder einen Leinen“impuls“ gibst oder sonstige Dinge, dann bedienst auch du dich der Konditionierung. Das kann nur ein stenger Blick sein.

          Wir sprechen gar nicht von Krankheiten udn Schmerzen oder anderen Einflüssen. Das hast du auch in deinem Artikel nicht gezeigt. Also bleiben wir doch beim Thema, bitte.

          Und da ich eh auf den Kommentar eingegangen bin, dass man bvei positiver Verstärkung so viel falsch machen kann, verstehe ich nicht, was du nun von mir willst.

          Ich schrieb auch bereits, dass Hunde Orientierung wollen und wenn sie diese vom Halter nicht bekommen, dass sie sich eigene Lösungswege suchen.

          Ob ich nun über die ungelibete Konditionierung kommuniziere oder angeblich nicht, spielt dabei genau gar keine Rolle.

      • Tanja sehr lustig was du schreibst , und genau da liegt der Fehler , du solltest dich fragen warum dein Hund dich anknurrt . An der Auswirkung arbeiten ist der falsche weg:-)

        • Weil mein Hund gebissen hat und das Knurren eine Vorstufe dazu ist? Weil er mit Nowak/Millan-Erziehung beglückt wurde, dazu einen Deprivationsschaden hat? Weil er vernachlässigt und missverstanden wurde?

          Weil er misstraut hat? Weil er futteraggressiv war (nein, keine bloße Ressourcenverteidigung – hatte man Essbares in der Hand, hat er ohen Vorwarnung gebissen!)… leinenaggressiv mit Neigung zur rückgerichteten Aggression, NULL Frustrationstoleranz (noch jetzt neigt er zu Übersprungshandlungen), keine Impulskontrolle, verschieden Unsicherheiten und Ängste.

          Und ich weiß nicht, ob ichs nochmal deutlicher sagen muss: SO kam dieser Hund bei mir an über einen TSV. Ich habe es nicht einmal selbst verschuldet. Ich biege mühsam gerade, was andere kaputtgemacht haben.

          Und wenn du bitte noch einmal lesen würdest – ich habe das Knurren bestärkt, weil er es nicht mehr getan hat. Es kam sofort ein gehemmter Biss, bei Dingen, die nicht vorauszusehen waren. Ich persönlich frage mich immer, warum Hunde knurren. Ich würde es auch nicht verbieten.

          Du kannst dich gern auf meinem Blog umschauen, da findest du dann Infos über die Hunde und mich. Statt mich so unterschwellig zu belehren.

  13. Vielen, vielen, vielen Dank!!!

    Besser kann ich mein eigenes Empfinden bei der Hunderziehung nicht ausdrücken.

    Weiter so

    Gaaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße
    Claudia

  14. [Als Spam markiert von Antispam Bee | Spamgrund: Server IP]
    Danke! Ich bin voll und ganz Deiner Meinung!
    Ich selbst habe für meine „Problemhunde“ einen guten Mittelweg gefunden, der für uns gut funktioniert. Ich denke das eigentliche Problem ist, dass beim Training die Hunde ständig über einen Kamm geschoren werden. Natürlich ist es kontraproduktiv einen Hund, der Angst vor Menschen hat auch noch körpersprachlich zu bedrohen. So wird er kaum vertrauen können, um ein weiteres Trainig zu ermöglichen. Aber selbstverständlich kann ich mit einem Hund, dessen Vertrauen ich habe, der nicht bei jeder Bewegung zusammenzuckt umgehen, wie ich das auch mit jedem Menschen tue. Dem sage ich auch deutlich, wenn ich etwas nicht möchte. Bei echtem Aggressionsverhalten etc ist leider nur den Wenigsten klar, dAss Aggressions eben nicht immer nur unerwünschtes Verhalten ist und dass es durchaus den Unterschied gibt zwischen „Hund ist panisch und kämpft um sein Leben“ oder „Hund findet, dass anderer potenter Rüde hier nix verloren hat“. Und so unterschiedlich die Motivation, so unterschiedlich muss auch der Umgang mit ihnen sein. Ich habe einen Hund, der tatsächlich Angst vor anderen Hunden hat. Bei dem funktioniert auch das clickern, er beruhigt sich sofort. Der andere findet Rüden blöd, ist aber ansprechbar und gar nich „weggetreten“. Der bekommt auch ein klares NEIN und kann dann auch friedlich weitergehen. Und das ist es auch, was ich den meisten Trainern in der Tat unterstelle. Es wird nicht unterschieden. Und der Wille zur Weiterbildung ist nicht vorhanden, denn man weiß ja alles. Wenn ein Trainer schon diese Unterschiede nicht sieht und berücksichtigt, wie soll er es dem Halter vermitteln? Und schon wird der eh schon unsichere Hund durch Dauerstress noch mehr verunsichert und andererseits der aufmüpfige Jungschnösel bis zum Erbrechen geclickert, ohne dass er mal eine Sanktion erfährt. Jeder Hund sollte die Möglichkeit bekommen, die Dinge, die ich aktiv von ihm einfordere positiv zu lernen. Aber wenn er es so lernen durfte, muss ich auch mal eine negative Konsequenz folgen lassen dürfen, wenn er Signale nicht befolgt.

  15. Jetzt die Hände gerieben und einen ordentlichen Gegenschlag angebracht!!!

    … 5min.

    … 20min.

    Ok ich geb es zu, hier ist nichts dran auszusetzen! Vielen Dank für diesen Artikel, der sowohl Stilistisch Sicher, als auch tatsächlich Inhaltlich brauchbar ist.

    Weiter so und ich hoffe dieser Artikel wird euch noch einen Grandiosen Shitstorm bescheren, den hättet ihr euch ehrlich verdient :D

    Vielen Dank und liebe Grüße,

    Susann

  16. Hallo Nina,
    habe deinen langen Artikel aufmerksam gelesen und als zweifache Hundehalterin eine differenzierte Meinung dazu.
    Es kann nicht Sinn und Zweck sein, dem Hund ein erwünschtes Verhalten mit einer Methode aufzuzwingen, bei der „der Zweck die Mittel heiligt“. Genauso wie ich es ablehne, meine Kinder mit „Zuckerbrot und Peitsche“ zu erziehen, würde ich bei meinen Hunden NIEMALS Einschüchterung, Drohungen oder Gewalt anwenden. Die einzige Ausnahme: Eine Notsituation, die sofortiges Handeln erfordert !
    Es ist klar, dass der Hund seinen Platz in der Hierarchie kennen und den Menschen als Rudelführer respektieren muss. Das kann man aber nie im Hau-Ruck-Verfahren erreichen, sondern es braucht Einfühlungsvermögen, viel Geduld und regelmäßiges gemeinsames Training. Ich möchte jedenfalls keinen Hund, der mir nur gehorcht, weil er gelernt hat, Angst vor Strafe zu haben. Tiere sind intelligenter und sensibler als wir denken, und wir erreichen mehr, indem wir ihr Vertrauen gewinnen und richtiges Verhalten belohnen, anstatt ihnen mit permanenter Unterdrückung, Einschüchterung und Strafe zu begegnen. Gerade bei traumatisierten Hunden kann das später unberechenbare Folgen haben bzw. genau das Gegenteil dessen bewirken, was man eigentlich beabsichtigt hat. Wir Menschen müssen lernen, die Signale und Körpersprache unserer Tiere zu verstehen. Etwas, dass Hunde instinktiv tun – sie versuchen ständig unsere Gestik und Mimik zu interpretieren, sie quasi zu „lesen“. Genau dieses Verhalten können wir also optimal für die Erziehung nutzen !
    Es gibt so viele selbsternannte „Hundeflüsterer“, die meinen, die einzig richtige Erziehungsmethode gefunden zu haben. Aber was bei einem Hund klappt, muss noch lange nicht bei einem anderen funktionieren. Hunde sind nämlich verschiedene Individuen mit eigenem Charakter und unterschiedlichen Prägungen. Wie bei uns Menschen sind gegenseitiges Kennenlernen und Vertrauen die Voraussetzungen für eine gut funktionierende Beziehung zwischen Hund und Mensch. Da braucht man wirklich KEINE gewalttätige Zurechtweisung, die ihren Ursprung nur in der Hilflosigkeit, Ungeduld und Unwissenheit hat…
    LG,
    Chris

    • deswegen wurde ja oben auch durchaus durchblicken lassen das man es auch nach dem hund richten soll, wie man was wann wie anwendet.
      und keiner hat hier von körperlicher gewalt geredet, ich denke da sind wir uns einig das das nicht in ordnung ist. aber wie gesagt wie definiert man gewalt??? (das wurde oben im artikel bereits erwähnt daher gehe ich darauf nicht weiter ein.)

      ich persönlich differenziere immer sehr stark was ich für meinen hund nehme. wie du schon sagst es gibt zu viele selbst ernannte hundeflüsterer.
      ich beobachte meinen hund und dannach entscheide ich was ich mache. ich würde nie zu einem von denen sagen, der ist es. ich erziehe nur noch nach dem schema und alles andere ist falsch. Nein das mach ich nicht. ich ziehe mir die sachen raus wo ich der meinung bin damit kann ich mit meinem hund arbeiten und das besteht eben nicht nur aus positiver verstärkung sondern durchaus auch mal aus einem klaren und lauteren nein.

      • Ich glaube kaum, dass hier irgendjemand ein „NEIN“ als eine Form von Gewalt versteht. Selbstverständlich ist dies ein notwendiges Signal, um dem Hund Grenzen zu zeigen (oder eben „HALT“, „STOP“ usw.). Sonst wären wir „anti-autoritär“, keine „Rudelführer“ und völlig unfähig, unsere Hunde zu kontrollieren. Man darf Konsequenz nicht mit Gewalt verwechseln…

        • Das kommt ganz darauf an, wie „Nein“ verknüpft wurde. „Nein“ ist doch erstmal völlig inhaltslos für den Hund. Vor allem „Nein… was“? Versteht der Hund es als „Aufhören“? Versteht er es als Hemmung?

          Ich würde „nein“ nicht mehr als Signal nutzen, da es schwammig ist.
          Man kann „Nein“ aber sicherlich positiv verknüpfen und es zu einem guten Abbruchsignal trainieren, auch wenn wir „Nein“ in der Alltagssprache recht of gebrauchen. „Halt“ finde ich da sinnvoller.

          • Halt, Stop, Nein – egal. Du könntest auch das Wort „Eis“ benutzen – der Hund versteht den Sinn eh nicht. Er achtet vor allem auf den Klang der menschlichen Stimme und assoziiert den Laut(der knapp und klar sein sollte) mit dem „Befehl“, auf den er reagiert…

          • @Chris

            Ja, was glaubst du, warum ich „Verknüpfung“ geschrieben habe. Meine Hunde verstehen „Hunger“. Die hören aus einem Satz mit Adjektiv das Wort heraus.

            „Ich bin hungrig, ich würde gerne etwas essen.“

            Bei meinem reaktiven Hund spiele ich Zeigen & Benennen, auch das Gucken von Wild benenne ich.
            Er versteht also „Hund“ und „Vögelchen“ sogar in komplexen Sätzen. So, dass ich „Hund“ teilweise nur noch buchstabiert sagen kann. Und ja, er versteht den „Sinn“ von Hund sogar.

        • Ein reines akustisches Signal ohne Inhalt (und das ist grundsätzlich auch das „Nein“) hat beim Hund überhaupt keine Wirkung. Höchstens Neugier, da er es noch nie gehört hat. Es muss also vor dem Einsatz mit einem entsprechenden Sinn verknüpft werden. Und ich behaupte jetzt einmal, dass dieses Signal bei nahezu allen Hundebesitzern als bremsend, verhindernd, abbrechend und/oder eingrenzend eingesetzt wird. Alles definitv Reize, die dem Hund eher unangenehm sind. Wenn er also darauf reagiert, muss es eine entsprechende „Vorgeschichte“ zu dem Befehl gegeben haben…..

    • Hmmm – Chris – aber das hat doch Nina auch gar nicht anders gesagt, ich verstehe Deinen Beitrag nicht richtig.
      Sie lehnt Gewalt ab, macht aber deutlich, dass nicht immer allein positives Bestärken zum Ziel führt.
      LG, Sigrid

  17. Danke für den Beitrag!
    Man möchte den Text ausdrucken und in den Wald hängen.

    Aber ich glaube, dass die Leute, die ihre Zeit in Park und Wald damit zubringen ihrem Hund das Bogenlaufen und Übersprungshandlungen wegzuklickern (die sind für mich wirklich die Krönung der „modernen Hundeerziehung“ weil sie meinem Empfinden nach nur wenig von dem Tier das sie halten verstanden haben) viel zu beschäftigt sind um sich einer solchen Lektüre zu widmen.

  18. Mit diesem Artikel sprichst du mir förmlich aus der Seele. Denke genauso.
    Ich zähle weder zu der sorte „Watte…“ noch finde ich „stachelhalsband und Teletak“ gut, würde sie bei meinem Hund auch nicht anwenden.
    Aber nur weil man einem Hund seine Grenzen aufzeigt (damit meine ich nicht durch schlagen etc. ) und dies eben nicht „nur“ (auch ich versuche schonmal ein bissl positive sachen zu verstärken, aber ist nicht nur meine methode) mit den oben genannten methoden der positiven Verstärkung macht wird man heutzutage eben verteufelt.
    Toller Artikel, hoffe es regt zum nachdenken an.

  19. Ein Problem ist auch, dass der Bergiff „Gewalt“ in keinster Weise definiert ist. Wer es in der Kindererziehung nicht schafft klare Grenzen zu setzten, für den könnte eine hartes „NEIN“ in der Hundeerziehung schon „Gewalt“ sein.

    Ich gehe auch in Punkto „positiver Bestärkung“ noch einen Schritt weiter und die stelle ganz klar die Frage, ob diese Methode ÜBERHAUPT ARTGERECHT ist!!!

    Welche Hundemutter bestärkt ihren Welpen in seinem Tun positiv? Gibt gar eine Belohnung? Eine Hundemutter korrigiert durch Zurechtweisung. Ungewolltes, falsches oder nerviges Verhalten wird korrigiert und sie ist dabei durchaus schon einmal wenig zimperlich, denn es soll ja funktionieren. Und das könnte auf einen Vertreter der Wattebäuschchen-Fraktion durchaus gewalttätig wirken.

    • Nicht dieses Argument. Wir sind keine Hunde. Und auch wenn soziales Lernen für den Hund eine Rolle spielt – eine Hundemutter sagt einfach nur, dass ihr das Verhalten gerade nicht passt. Sie „korrigiert“ nicht im Sinne einer Berichtigung, sie drückt innerartlich aus, dass sie nicht gezwickt werden will. Deswegen kan klein Welpi aber andere Hunde noch „hemmungslos“ Zwicken, bis auch die sagen, dass sie das nicht wünschen.

      Muss ich das denn unbedingt auf die Mensch-Hund-Beziehung übertragen, wenn ich gar nicht so gut wie ein Hund kommunizieren kann? Ich bin und bleibe ein Mensch. Und wenn ich so „zurechtweise“, muss ich mich damit abfinden, dass mein Hund das Verhalten unterdrückt = Meideverhalten. Genau das kommt bei der hundemüttlerlichen „Korrektur“ heraus. Ich muss damit klarkommen, dass mein Fiffi eben bei mir meidet, bei allen anderen Menschen nicht. Die müssten dann selbst korrigieren. Oder ich mache das wieder. Solange ich Aggressor sein kann, und immer da bin, wird das schon funktionieren.

      Will ich eine Verhaltensänderung, die generalisiert ist, muss ich das nun einmal anders machen. Entweder strafe ich so heftig, dass das Verhalten ausstirbt oder aber ich bestärke gewünschtes und überschreibe das alte. Egal welcher weg: operante Konditionierung. Lernen.
      Ich kann einem Hund nicht vormachen, wie er sich als Hund zu verhalten hat, er kann nicht einsehen, dass ich es besser kann und er das nachzuahmen hat.

      Ich finde es schon sehr schade, dass der Artikel da einige Lücken aufweist. Aber dazu später mehr –> nach dem Gassigehen.

      • Tanja, du stellst Behauptungen über Behauptungen auf, die durch nichts nachzuweisen sind.

        Wenn man sich alles nur durch eine gefärbte Brille anschaut, dann sieht man eben nicht mehr alles, schade!

        Denn: Natürlich korrigiert (straft!) die Hundemutter … sie korrigiert ihre Welpen, sie korrigiert auch den Junghund x, der mit ihren Welpen zu rauh umgeht.
        Sie trainiert bewusst Abbruchsignale über das Hinlegen von Gegenständen, die sie dann tabuisiert.
        Und selbstverständlich lernen die Welpen dort Verhaltensregeln nicht nur bzgl. ihrer Mutter. Sie können generalisieren … das geht manchmal schneller als man denkt bei Hunden!!

        Generalisisierung von Verhaltensveränderungen läuft eben nicht nur so ab wie du es beschreibst … was Generationen von Hundehaltern schon bewiesen haben!

        Und natürlich sind wir keine Hunde … und deshalb können wir nicht körpersprachlich agieren????

        • Ich würde gerne Links zum Beleg einstellen, damit du auch deine Beweise hast, da dies hier nicht möglich ist, musst du halt die Suchmaschinen selbst bedienen.

          Ichg weiß ja nicht, welche Hundemutter du kennst. Wenn sie ihre Ressourcen verteidigt, ist das sicherlich glaubhaft, aber Hunde (und Wölfe) gestehen sich das sowieso zu.
          Ja, sie weist zurecht über positive Strafe. Allerdings generalisiert sie das nicht. Sonst wäre mein Hund, der einen Deprivationsschaden hat von seiner Mutter vollends solzialisiert worden, so wie alle. Dann könnten wir uns den ganzen Hundeschulschmunzius und Welpenspielstundezirkus und Hundebegegnungstralala sparen…
          Können wir aber nicht. Weil die Hundemutter nur ihren Standpunkt klarmacht. „Ich will nicht, dass du mich zwickst“.
          Sicherlich macht klein Welpi das auch nicht mehr bei der Mutter. Aber bei seinen Geschwistern, bei anderen Hunden. Es sei denn, er erfährta uch da immer wieder eine Zurechtweisung: Dann stehen die Chancen gut, das ers nicht mehr macht.

          Hunde sind nun einmal Kontextlerner und generalisieren ganz schlecht. Deswegen klappt der Rückruf ganz wunderbar auf der einen Hundewiese, im Wald allerdings sieht es anders aus. Das liegt natürlich auch am Individuum selbst.

          Generalisierung, wie das Wort schon sagt, läuft kleinschrittig bei Kontextlernen ab… tut mir leid.

          Natürlich können wir das. Wir müssen uns nur im Klaren sein, dass:

          Wir weder so fein noch so schnell wie Hunde agieren und reagieren können (sonst wären wir ja Hunde und keine Menschen geworden!)
          UND
          Dass wir das Gleiche bewirken wie Hunde untereinander: Meideverhalten

          • Tanja-du wirst doch hoffentlich eine Angabe machen können WOHER du deine Äußerung hast, oder? Dafür braucht man keine Links, sondern „nur“ die Angaben des Autors, den Titel und das Jahr.

          • Du bist aber nicht die Nina, die den Artikel geschrieben hat, so hoffe ich. Denn ich vermisse Quellenangaben zu deinen Behauptungen ganz deutlich.

            Artikel und Seminare von Dr. Ute Blaschke-Bertold sind lesenswert/besuchenswert.

            Dr. Sophia Yin im englischen Sprachraum dürfte auch weiterhelfen.

            Artikel von anderen Fachleuten gibt es zuhauf im Internet.

            Ich will aber gar nicht in eine bestimmte Richtung drängen, denn sonst kommt wieder der Hammer, man würde einem Guru hinterherlaufen. Etwas Eigenrecherche wäre nicht schlecht.

          • Du redest nach wie vor in Behauptungen …
            Ich zitiere: „Hunde sind nun einmal Kontextlerner und generalisieren ganz schlecht.“
            Generationen von Hundehaltern und -trainern werden dir unenedliche Beispiele geben, WIE SCHNELL Hunde generalisieren: nach nur einem Erlebnis oder nach dem Erlebnis nur eines Menschen Probleme haben mit: bestimmten Hundetypen, bestimmten Objekten, bestimmten Menschentypen!!!

          • Sabine, wenn ein Hund „ganz schnell generalisiert“, muss es ein ganz traumatisches Erlebnis gewesen sein. Klassisches Beispiel ist die Silvesternacht.

            Alles andere ist aber ein eher verbogener, schleichener Prozess, wie sich bestimte Verhaltensweisen entwickeln.

            Ich gebe dir ein Beispiel. Mein TSV-Hund hat Angst vor Knallgeräuschen. Es ertönte eins in der Nähe eines Sportplatzes auf einer Wiese, die wir oft frequentieren. Er erstarrt. Ich führe ihn mit dem ungeliebten Clicker durch die Situation. Alles soweit gut. Am nächsten Tag bleibt der Hund ohne Geräusch an der GENAU gleichen Stelle stehen und will nicht weiter, obwohl wir gefühlte tausend Mal auf dieser Wiese waren. Ich clickere wieder durch die Situation. Seither wars kein Problem mehr.

            Aber da sist ein sehr eindringliches Beispiel fürs Kontextlernen. An anderen Stellen der Wiese, obwohl ein Knallgeräusch ja nicht stehend im Raum ist, hatte er keine Probleme.

Kommentarfunktion ist geschlossen.