Ich probier es nochmal ....
Erna hat geschrieben:Wir bieten unseren Schülern jedoch auch Beratung und Begleitung schon vor dem Kauf eines
Welpen an.
Daran dachte ich auch...Anstatt einen
Welpen einen Junghund...Begleitung bei der Wahl,eines Hundes..Eben auch TH Hunde...
Kommt das jetzt besser herüber??
Yap, jetzt ist es angekommen.
Also, es ist so, wir bieten unseren künftigen Schüler ( Kunden ) Beratung in der Rassefrage an, suchen dann gemeinsam mit ihnen nach geeigneten Zuchtstätten, setzen uns dann auch mit den betreffenden Züchter in Verbindung und ( nach Wunsch und Bedürfnis ) begleitet wir die Welpeninteressenten zum Besuchstermin. Zusammen mit dem jeweiligen Züchter und der Familie suchen wir dann einen geeigneten Welpen aus.
Das wäre der Idealfall. - Natürlich würden wir die gleiche Beratung und Begleitung auch für einen Hund aus dem Tierheim anbieten. Nur hatten wir bis dato diesen Fall noch nicht.
Christian hat geschrieben:Wie läuft es bei dir eigentlich ab, dass ein Hund auf die generelle Eignung getestet wird? Oder wird die Ausbildung dann in jedem Fall durchgezogen? Gibt es auch Momente, bei denen man erst nach Monaten in der Ausbildung sieht, dass man doch nicht zum Ziel kommen wird?
Es gibt mittlerweile ganz viele verschiedene Methoden, um Welpen auf ihre Eignung zu testen und es kommen jedes Jahr neue dazu, da Welpen auf ihren Geruchssinn getestet werden ect. Andere Experten schreiben in ihren Büchern, dass ein Assistenzhund gar nicht ausgebildetet werden könne, sondern dass er das Talent dazu in seinen Genen mitbringen und zum Assistenzhund geboren werden müsse. Dann allerdings erübrige sich eine eintsprechende Ausbildung. So die Meinung eines Experten. Für uns klingt diese Behauptung sehr stark nach der vererbten Rudelstellungstheorie .... Sorry !
Wir tun nichts von alle dem, sondern verlassen uns auf unsere Beobachtungsgabe, unser Kynologisches Wissen, Einfühlungsvermögen und selbstverständlich darauf, was der Züchter über seine Welpen und deren Eltern zu sagen weiss. Und da ist es natürlich auch hilfreich, wenn man beide Elterntiere kennenlernen darf. Last but not least muss der Funken zwischen Welpe und Interessenten springen.
Unsere Kriterien sind eigentlich bei allen Assistenzhunden immer etwa die gleichen. Von Vorteil ist, wenn der Welpe über ein moderates Temperament verfügt, neugierig und aufgeweckt ist, ein starkes Nervenkostüm hat und am besten eben auch schon beim Züchter in einem familiären Umfeld , mit den ganz alltäglichen visuellen und akkustischen Reizen aufwächst. Optimalerweise beginnt die Prägung und Sozialisierung auf sein späteres Leben als Familienhund bereits schon beim Züchter.
Ganz wichtig ist, dass der Welpe bei seiner neuen Familie dann so natürlich und normal wie möglich aufwachsen und sich entwickeln kann. Sei das jetzt mit dem Eintritt in eine gut geführte Welpenspielgruppe, Junghundekurs ect ... Wir begleiten die Besitzer im Hintergrund und bereiten den Welpen spielerisch in die Richtung vor, für die er dann zum Assistenzhund ausgebildet werden soll. Das können Such,- und Apportierspiele sein .... oder aber man fördert spezielle Talente, die der Junghund im Laufe seiner Entwicklung von sich aus zeigt.
Aber primär soll der Welpe erstmal als normaler Familienhund aufwachsen und gedeihen dürfen, mit allem was dazu gehört und zur Familie eine solide Bindung, Beziehung und Vertrauen aufbauen können. Denn Letzteres ist für unsere Ausbildung von grösster Wichtigkeit.
In den ersten drei Klassen hatten wir vorwiegend Schüler mit älteren Hunden, die schon mehrere Jahre über als Familienhunde bei ihnen gelebt haben und zum Teil auch in diversen Sparten des Hundesports abgeführt worden sind. - Mittlerweile überwiegen die jungen Hunde. Aber wir haben auch gemischte Klassen.
Die Menschen mit Handycap oder entsprechender Krankheit, die ihren Hund bei uns zum Assistenzhund ausbilden, treten diese Ausbildung selber an. Manchmal auch mit der ganzen Familie, dann wenn der Hund für ein Diabetikerkind ausgebildet werden soll. Das bedeutet für alle eine ungeheuer arbeitsintensive Zeit. Nicht nur bei uns im Zentrum, sondern auch bei ihnen zu Hause. Sie müssen einerseits mit ihrem Hund trainieren und arbeiten, was von ihnen enorme Selbstdiziplin fordert, viel, viel Geduld und Durchhaltevermögen, auch Schreibarbeiten, Hausaufgaben machen. Dazu gehört auch, das sie ganz genau auf die Signale und Körpersprache ihrer Hunde achten und diese richtig deuten lernen. Stressanzeichen des Hundes bereits im Keime erkennen lernen und ihn dann auch rechtzeitig aus der Situation nehmen und entlasten können.
Dazu kommt, dass sie zwar auf eine andere Art, aber doch wiederum erneut mit ihrer Krankheit, ihrem Handycap, ihren Bedürfnissen und Schwächen konfrontiert werden. Gleichzeitig haben sie den Alltag zu bewältigen, Familie, Kinder, Haushalt, evt. Beruf und einen Hund zu erziehen. Wir unterstützen sie natürlich mit Rat und Tat auch vor Ort bei ihnen zu Hause. Aber für die Schüler ist es eine immense Arbeit und Leistung.
Wir haben einen gewissen Zeitplan, aber wenn wir während der Ausbildung sehen, dass ein Team noch mehr Zeit braucht, bis sie zur Prüfung antreten können, wird ihnen diese Zeit und alle Unterstützung auch entsprechend gegeben. Es wird kein Hund und kein Team unter Zeitdruck an eine Prüfung gedrillt. Das wäre Kontraproduktiv und könnte fatale Folgen haben. Schliesslich geht es hier um Menschenleben und Hundeleben.
Nach unseren Erfahrungen liegt es aber nie am Hund, wenn ein Ziel nicht erreicht werden kann, sondern am Menschen, der zweifelt, seinem Hund nicht vertraut, die Geduld verliert und resigniert. Hier ist es unsere Aufgabe, einfühlsam auf die Probleme und Bedürfnisse des gesamten Teams und auch der Familie einzugehen.
Bis jetzt haben wir noch kein Team gehabt, das die Ausbildung abbrechen musste. Wir hatten jedoch schon zwei Fälle, da wir Ausbilder grosse Bedenken und Sorgen hatten, ob die Teams das Ziel erreichen könnten.
Im einen Fall war es eine 8 jährige Schäferhündin, die ihr Leben lang im Leistungs - Hundesport auf höchstem Niveau Prüfungen absolvierte, ein Hundeleben lang Befehle empfangen und diese in höchster Präzision und Perfektion ausgeführt hatte. Für ihre Besitzerin, die eine erfahrene Hundesportlerin war, bedeutete die Assistenzhundeausbildung ein komplettes Umdenken, und sie tat sich sehr schwer damit, dem Hund Raum zur Selbständigkeit zu geben, loszulassen. Sie empfand dies als Kontrollverlust über ihren Hund. Das war der Krux. Aber letzten Endes haben sie es dann doch geschafft. Nicht zuletzt, weil sich die Schäferhündin ein Herz fasste und es wagte doch selbständig in Aktion zutreten.
Im zweiten Fall war es ein Australian Shepherdrüde, der eine sehr eigene Auffassung von Arbeit hatte, - wenn er die Übungen ein,- zweimal gemacht hatte, gönnte er sich 4 Wochen
urlaub und tat nichts ! ( diese Arbeitsmoral ist mir sehr vertraut von meinen ) Erschwerend hinzu kam, dass sein Besitzer anfangs den Draht zu seinem Hund nicht fand, und umgekehrt. Aber der Aussie zeigte den Unterzucker seines Herrn bereits im Welpenalter an, von sich aus .... er tat dies immer nur dann, wenn sein Chef alleine war. Also, wenn es wirklich ernst war. Dies zog er auch durch die ganze Ausbildung so weiter. Oft verweigerte er kategorisch die Mitarbeit, nur um dann in der Nacht selbständig anzuzeigen, obwohl wir dies noch gar nie geübt hatten. Nachtanzeigen kommen erst viel, viel später an die Reihe. - Uns Ausbildern bereitete dieses Team in der Tat schlaflose Nächte. Um die beiden hatten wir uns wirklich Sorgen gemacht. aber, sie haben die Kurve gekriegt und der Hund zeigt heute absolut zuverlässig an.
Wir können uns nicht einfach nur stur an den Schulplan halten und den Lektionenplan stur durchziehen. Wir müssen auf jeden Einzelnen und seine persönlichen Bedürfnisse individuell eingehen und Rücksicht nehmen.
Wenn die Hunde bei uns die Abschlussprüfung absolviert haben, ist die Ausbildung damit aber noch lange nicht abgeschlossen. Der Hund hat lediglich das Grundgerüst, kennt seinen Job und weiss, was er tun soll. Doch dann beginnt die Arbeit im Alltag erst recht. Man muss weiter üben, - die Arbeit vertiefen, Routine und Erfahrung einbringen. Dazu gibt es Weiterbildungskurse und wir sind natürlich ebenfalls immer zur Stelle, wo Hilfe benötigt wird.
Last but not least, darf man nicht vergessen, dass unsere Hunde so feine Antennen haben und für ihre Menschen unheimlich viel bereit sind auf sich zunehmen. Sie sind da für uns, geben uns so viel, ertragen unsere Stimmungsschwankungen, unseren Alltagsstress und unsere gesamte psychische und physische Verfassungen. Sie kennen ihre Menschen besser, als dies deren Partner können. Und sie helfen uns, im Alltag unsere Last zutragen, sie geben uns Halt und sind einfach da für uns.. - Das mag nun abgedroschen und abgehoben klingen, - aber ich vermag es nicht in andere Worte zu packen. Doch ich denke, nein ich bin mir sicher, alle hier im Forum wissen, was ich damit meine.
So und jetzt habe ich euch genug strapaziert.
Liebe Grüsse
Susanne mit Rahan und Monello