Liebe Hundefreunde,
ich habe keinen Hund, wie schon in meinem Betreff erwähnt, ich habe ein Pony. Was mich aber schon seit nun ziemlich genau 20 Jahren auf Bauern- und Reiterhöfe führt. Diese werden meistens von mal mehr oder weniger präsenten Hofhunden bewacht. Mal im Zwinger, mal an der langen Leine/Kette, mal frei laufend.
Ich hege kein besonderes Interesse an Hunden, ich interessiere mich mehr für die Katzenrubrig und vor allem, ja natürlich für die der Pferde. Trotzdem hatte ich nie ein unfreundliches Verhältnis zu einem Hund, zumindest aus meiner Sicht. Von sonnigen Wiesenplätzen, die ich mit so manch bellendem Vierbeiner geteilt habe, hin und wieder mit gelegentlichen Fellstreicheleinheiten (nur, wenn es ausdrücklich von beiden Seiten gewünscht war) bis zu gegenseitiger Ignoranz, habe ich schon alles erlebt.
Vor fast 2 Wochen hat sich nun jedoch ereignet, was ich nicht erwartete und was mich, wie ich mehr und mehr spüre, sehr prägend auf mein Verhältnis zu Hunden auswirkt.
Meine Mutter und ich, wir teilen uns die Zeit mit unserem Pferd. Ende des Oktobers letzten Jahres zogen wir mit unserem Pferd auf einen neuen Hof. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits hoch schwanger und so war ich nur einmal kurz vor dem Umzug dort. Nachdem unser Pferd frisch eingezogen war, bekam ich ziemlich bald meine Tochter und, blieb, wegen des Wochenbetts und einiger weiterer Beschwerden dem Stall fern.
Anfang April startete ich mit dem Wiedereinsteig auf dem neuen Hof.
Auch hier gibt es Hofhunde, 2 sind es. Wenn man mit dem Auto auf die Hofeinfahrt kommt, sprinten sie bellend heran, mit aufgestellten Kamm und kommen sehr nah. Dieses Verhalten ist mir von vielen Hofhunden geläufig und beunruhigte mich nie. Ich ignoriere es schlicht und gehe meiner Arbeit mit meinem Pferd nach.
Dies war auch vor 2 Wochen so: ich war in der Reithalle, gerade fertig mit der Arbeit und sammelte die Pferdeäpfel vom Hallenboden. Neben mir war eine Reitschülerin auf ihrem Pferd und die dazugehörige Reitlehrerin, die mit ihrem Hund (einer der beiden Hofhunde),zwischen ihren Beinen liegend, auf einer Bank in der Ecke, saß. Ich stand ca. 3m von beiden entfernt und sortierte, mit Blick nach unten, die Pferdeäpfel in einen Eimer. Da biss mir der Hund frontal in den Kopf. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich weggesprungen bin, ich habe mich auf jeden Fall tierisch erschreckt und heyyyyy gerufen. Seine Besitzerin schrie ihn an und hat ihm, glaub ich, auch gehauen, das weiß ich nicht mehr so genau, auf jeden Fall hat er sich unter die Bank verzogen. Ich habe mich untersucht, waren lauter kleine Schrammen, es hat nicht sehr geblutet, nur tierisch weh getan. Die Reitlehrerin hat sich oft entschuldigt und ich bin sehr schnell mit meinem Pferd aus der Halle. Erst danach sind mir die Tränen in die Augen und erst zu Hause, auf dem Sofa, gegen Abend viel ein großer Teil meiner Anspannung ab.
Bei meinem nächsten Besuch auf dem Hof bekam ich bei dem bellenden Empfang der Hunde eine Angstattacke. Nur hoch konzentriert habe ich es geschafft, ganz langsam in die Sattelkammer zu entfliehen, wo ich dann sofort zitternd zusammen gebrochen bin. Nachdem mich eine andere Einstellerin des Hofes aus meiner Starre gerettet hatte, habe ich versucht, mit der Reitlehrerin zu reden. Sie machte sofort zu, die Hunde müssten Fremde so angehen, das sei schließlich ihre Aufgabe, ich wäre ja neunmal erst kurz da und hätte noch keine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Drückte mir einen Leckerli in die Hand und lockte ihren Hund. Den gleichen, der mich eine Woche zuvor gebissen hatte. Das mir eine vorüberlaufende Einstellerin versicherte, dass dieser Hund immer nur bellt und nichts tut, half mir nicht weiter. Ich wollte die Reitlehrerin nicht vor ihr in die Pfanne hauen und sagen, dass ihr Hund eben dies letzte Woche mit mir gemacht hatte.
Ich bin jetzt noch fassungslos, wie ich das alles zulassen konnte, speziell die Nummer mit dem Leckerli, es ging mir völlig wieder Willen und ich fühlte mich ohnmächtig.
Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll. Für meine entstandene Angst und deren Lösung muss ich nun arbeiten. Daran kann nur ich etwas ändern. Jedoch muss ich, um zukünftig überhaupt zu meinem Pferd zu kommen, auch mein Baby mitbringen. Das kann ich mir nun überhaupt nicht mehr vorstellen. Meine größere Tochter ist mit dem Hund auf Augenhöhe, alleine die Vorstellung macht mir Angst.
Da ich morgen früh eigtl hochfahren wollte, habe ich heute bei der Reitlehrerin angerufen. Ich hatte mir extra zurecht gelegt, was ich sagen wollte, war sehr vorsichtig, ja nicht zu provokativ wirkend, denn ich bin mir bewusst, wie emotional dieses Thema ist. Ich sagte ihr, dass ich gerne mit ihr sprechen wolle, wie es zukünftig funktionieren soll im Umgang mit den Hunden, wegen des Bisses. Sie meinte, leider schon sehr gereizt, ich solle morgen einfach Leckerlis mitbringen und eine Beziehung zu dem Hund aufbauen, der mache nur seinen Job, der kenne mich ja nicht, dann tut der auch nichts... Ich: Naja, er hat mich gebissene! Ich möchte vor allem, dass meine Kinder sicher sind, wenn ich sie mit hoch bringe und dass sicher gestellt ist, dass es nicht nochmal vorkommt. Sie: Und was willst du jetzt von mir? Was soll das heißen? Ich: ich möchte nur, dass ich, die Kinder und schlussendlich ja auch du eine entspannte Zeit haben können.
Sie wiegelte ab, ihre Freundin käme nun, damit war das Gespräch beendet.
Ich bin verzweifelt, fühle mich völlig alleine gelassen und weiß nicht, wie ich morgen dahin fahren soll.
Ich möchte diesen Hund keine Leckerlis geben. Ich möchte keine Beziehung zu ihm. Eigtl möchte ich bloß, dass er ins Haus kommt, wenn ich mit meinen Kindern da bin. Wenn ich mir vorstelle, wie alle sagen, dass er nur bellt, dann kommen mir schon die Tränen.
Wie soll ich mich jetzt nur verhalten? Bitte gebt mir einen Ratschlag? Dem Hund gegenüber, der Besitzerin, meiner Angst..
Ich hatte nie Angst vor Hunden, es ist, als hätte mich der Vorfall um 180 Grad gedreht.
Entschuldigt, dass ich so weit aushole, ich musste mir das alles mal von der Seele schreiben ..
Und ich glaube, hier in einem Forum, in dem viele sind, die ihr Herz an Hunde verloren haben, kann ich wieder etwas von dem Vertrauen und der Selbstsicherheit zurückgewinnen, die ich vorher, Hunden gegenüber hatte.
Lieben Dank fürs Lesen
Biggy