Der eine oder andere wird sich nun bestimmt wundern, warum ich dieses Thema unter "Ernährung" einstelle. Das hat aber, wie man am Ende merken wird, einen sehr einfachen Grund.
Fangen wir mal da an, wo eigentlich noch alles in Ordnung war. Im Tierheim. Ich drehte meine Runden mit meinem bunten Ziervogel und erkundigte mich dort auch über den Zustand seiner Gesundheit und was er zu fressen bekam. Soweit war er Gesund, nur eben gerne der König auf der Erbse - alles Fressen? Im Leben nicht. Für den Herr am liebsten bitte Sonntagsbraten. Ok dachte ich mir, das wird ja wohl das kleinste übel sein, schließlich plante ich da schon, meinen Hund auf Barf umzustellen.
Ich nahm ihn irgendwann mit, bekam noch etwas von seinem Futter mit und die Welt schien rosig. Doch nach ca. 1 Woche, kratzen. Das hörte nicht auf. Also Hund eingepackt und zum Tierarzt kutschiert. Beim Tierarzt stellte sich dann heraus, das mein Hund allergisch auf Hausstaubmilben, einige Pollen und Gräser reagierte. Naja, das kleinste Problem - dachte ich zumindest.
Ich habe alle Maßnahmen getroffen, die für einen Kontaktallergiker von Bedeutung waren und es ging ihm wieder schick. Somit war auch das schnell aus der Welt geschafft. Nachdem ich meinen Gefrierschrank wieder hatte, stellte ich den Hund auf Barf um. Ich fing langsam mit einer Fleischsorte und einer allgemein überschaubaren Liste an Lebensmittelchen an. Gut.
Es dauerte jedoch nicht lange - was sahen meine Augen, ein Hund mit fettigem und talkigem Fell. Wieder zum Tierarzt (das ich damit zum Dauergast wurde, wusste ich damals noch nicht) - Grundcheck war eh fällig. Er wog damals bei dem Termin 7,21Kg - wichtig für später. Mein Tierarzt diagnostizierte eine Hautirritation, die drei Gründe haben kann. Organisch, Vererbt, Allergisch. Um ausschließen zu können, das bei meinem Hundchen wirklich alles rund läuft, veranlasste ich ein großes Blutbild mit Schilddrüsenwert. Zusätzlich bekam er ein spezielles Shampoo mit, damit alle 2 Tage Duschen. Ungewiss und um einiges Ärmer trat ich den Heimweg an. 3 Tage später bekam ich das Ergebnis. Alles gut, Hartstoffwerte bisschen hoch, Schilddrüse etwas niedrig - ansonsten aber alles in Ordnung.
Eh - schön. Und nun? Irgendwie kann da ja was nicht passen. Dieses Blutbild begleitete mich im übrigen noch lange
So, nun war die Hoffnung, durch das Shampoo würde die Hautirritation besser werden. Nun erzähle man aber mal meinem Hund, der wenn es ums Duschen geht einer Katze gleicht, er muss alle 2 Tage Duschen. Als Bonus oben drauf muss das Shampoo 5 Minuten einwirken. Super, mein Hund entwickelte einen gewissen Grad an Hass mir gegenüber. Es half auch - dummerweise kam es Phasenweise immer wieder
Er fing auch an, Haare zu lassen, als ob man die zum Aktionspreis bekommen würde.
Wieder zum Tierarzt, der wusste dafür keine Erklärung. Sah über meinen Futterplan, alles gut, er hatte nichts zu beanstanden.
Dann ging es los, mein Hund zeigte null Interesse mehr, an nur irgendwas. Er hörte zwar, aber seine gesamte Umwelt war ihm sowas von egal - da hätte eine Maus vor seinen Augen Kunststücke machen können, das hätte er nicht gemerkt. Kurz darauf folgte mattheit, antriebslosigkeit, er schlief immer mehr, er konnte sich perdu nicht Konzentrieren, was die Arbeit an seinen Baustellen behinderte.
Irgendwann musste ich mir fragend am Kopf kratzen. Ich sprach noch mal mit dem Tierarzt, der wieder keine Erklärung dafür hatte. Also ab zum Tierheilpraktiker, der mir prompt mit irgendwelchen Mittelchen kommen wollte. Ich drückte die Bremse - so nicht. Hier wird nichts auf blauen Dunst behandelt.
Ich stand also wieder Schulterzuckend da. Super.
Satt wurde mein Hund irgendwann auch nicht mehr. Ich musste die Menge pro Mahlzeit erhöhen. Auch das reichte nicht mehr, ich erhöhte wieder. Kratzen. Wieso kratzt der sich schon wieder? Irgendwie war das aber plötzlich anders. Irgendwie wirkte es ziellos. Mal zwackte er sich da, dann mal da. Kratze sich irgendwie total Grundlos. Mein Bauchgefühl verriet mir da schon, hier kann was nicht funktionieren.
Noch mal zum Tierarzt. Dieser brachte den Schilddrüsenwert noch mal zur Sprache. Da es laut Labor hieß "kontrollieren". Es könnte ja sein, das der Wert für ihn als individuum schon zu niedrig ist. Der Blick, den ich meinem Tierarzt zu warf, reichte aus, damit er mich verstand. "Könnte" ist ein Wort, welches ich in der Gesundheit meines Hundes nicht hören will. "Könnte" heißt nicht "Ist".
Mit der Aussage "Ich bleib da dran" maschierte ich aus der Praxis, mit direktem Weg an den PC und schrieb dem Tierheim eine Mail, ich müsste vorbei kommen. Gesagt, getan. Noch mal alles durch gegangen. Was hatte dieser Hund je bei denen gehabt, wie wurde er wann behandelt, wann geimpft, entwurmt, wann kastriert. Zusätzlich kam sein Rücken ins spiel, da dieser ihm Stoßweise ebenfalls Probleme bereitet hatte. Dort sprach ich auch mit der Tierärztin, die ihn in seiner Tierheimzeit betreut hatte. Sie merkte an, das seine Rückenproblem, ihrer Einschätzung nach, eine Folge vom Geschirr sein kann, welches er bei seinen Vorbesitzern immer um hatte. Da er aber auch ziemlich "harte Erziehungsmaßnahmen" hinter sich hatte, konnten wir auch das nicht ausschließen.
Nun war es so heiß und mein Hund hat es geliebt in der Sonne zu baden. Irgendwann färbte sich seine Haut dunkel Blau. Am Bauch, Brust, Beinen.
Selbst wenn wir Tagelang nicht draußen uns irgendwo breit machten, hielt die dunkle Farbe an, wurde schlimmer. Dann ging es auch los, das er abbaute. Muskulatur und Fell bauten ab, als ob er schon Opa wäre.
Nun wagte ich es, so verzweifelt wie ich war, mein Hund schon am vegetieren, lebte nur noch in diesem Korb und bewegte sich nur noch für kurze Gassi-Runden, Fressen und Kratzen, zu der Tierärztin, die ich eigentlich nicht mag. Einfach die Sympartie passt bei uns nicht, sie ist aber auf Hauterkrankungen spezialisiert.
Bevor ich dort aber einen Termin machte, ging ich nur zum Wiegen hin. Mir fiehl alles aus dem Gesicht, als die Waage mir 6,2 kg anzeigte. Wie ging das? Ich hatte die Futtermenge 2 mal in der Zeit erhöht, er war so antriebslos, wie sollte er da nur irgendwas verbrennen? Selbst Fett und Co. gabs mit in den Napf
Ich machte direkt einen Termin. Brachte am nächsten Tag von der Arbeit jedoch Nassfutter für meinen Hund mit. Das mein Hund in so kurzer Zeit 1 Kg abnahm, lies bei mir den Verdacht aufkommen, das mein Hund nicht Krank war, sondern es am Futter lag. Den Termin beim Tierarzt konnte ich leider erst eine Woche nach dem Wiegen machen. So, nun also dahin, wieder auf die Waage. 6,5 Kg. Aha, das sieht schon anders aus. Die andere Sache war, das er kein Barf mehr bekam.
Beim Tierarzt rupften wir alles auseinander. Egal was ich meinem Hund zu fressen gab, egal was wir unternommen hatten, alles wurde festgehalten. Auch auf seine dunkle Haut bekam ich endlich mal eine Antwort. Die folge von Allergien. Es wurde der Verdacht in den Raum gestellt, eine Futtermittelunverträglichkeit wäre die Ursache. Von allen noch bei mir lebenden Geistern verlassen verliess ich die Praxis. Ich war absolut Ratlos, wo die her gekommen sein soll.
Ich verbrachte Tage, Nächte am Rechner, telefonierte und her, rupfte das komplette Thema Barf noch einmal auseinander. Ich traf plötzlich Hundebesitzer, sogar eine Katzenbesitzerin, die mir grausame Geschichten erzählen, was ihren Tieren durch Barf passierte.
Voll kommen aus der Bahn geschmissen, biss ich mir auf die Lippe und ging noch einmal zu der Tierärztin. Dieses mal griff ich das Thema aber noch mal gezielter auf. Statt eines Allergietestes machten wir eine Reizdiät. Ich provozierte also bewusst mit gewissen Lebensmitteln. Ich hielt alles fest. Ging dann wieder zum Tierarzt, der mir offen und ehrlich sagte, das mein Hund gegen Pferd, Lamm (nie gefüttert), Milchprodukte und einige andere Eiweiße allergisch ist. Ich stand in dieser Praxis, wie ein Fass ohne Boden.
Irgendwo kroch damit ein grausamen Gewissen in mir hoch. Ich hatte nur auf Barf umgestellt, weil ich davon überzeugt war. Sein Futter früher hatte er gut vertragen. Es gab theoretisch keinen Anlass zu Barfen.
Bevor ich mir das z/d Futter andrehen lies, machte ich mich im Internet über Hundefutter schlau und fand den Futterhersteller Exlusion. Ein intalienischer, kleiner Familienbetrieb. Ich bestellte eine Futtersorte und gab es ihm.
Es dauerte nur wenige Tage, mein Hund startere voll durch. Wie von der Biene gestochen rannte er hüpfend umher, nahm seine Umwelt wieder war, nahm wieder ein gesundes Gewicht an, war Ansprechbar und nahm wieder Teil an seinem Leben. Im ersten Moment schätzte ich mich damit jedoch nicht so ganz Glücklich. Denn wenn ich auf den Kalender sah, verging 1 Jahr, bis wir heraus fanden, warum es ihm so schlecht ging. 1 Jahr, in dem er keinerlei Freude an seinem Alltag hatte.
Wir sind nun soweit, das ich das Exlusion mit kleineren Sachen etwas aufpäppeln kann (in dem Futter ist nur Kartoffel, Hirsch, Leinsamöl, Aloe Vera und Rosmarin), bislang verträgt er gewissen Sachen sehr gut, frisst gerne, die Hautirritation kam nie wieder, sein Fell wurde schön. Er kratzt sich immer noch, allerdings ist es schon deutlich besser geworden. Muskulatur baute ebenfalls wieder auf und die dunkle Haut verschwand zum größten Teil. Nur die ganz schlimmen Stellen sind leider noch da. Laut Tierarzt, kann das noch weg gehen, kann aber bleiben.
Nun hat er sich leider eine leichte Erkältung eingefangen. Er hat schon Pulli überzogen bekommen, aber normal würde ich ihm eine Suppe kochen, was ich mich wieder nicht traue. Verträgt er es? Geht es ihm damit entgegen wieder schlechter, wenn ja - verschlimmert das die Erkältung?
Also werde ich ihm nur ein bisschen Brühe mit Nudeln abkochen, das verträgt er und das schmeckt ihm.
Ich habe mich, nach all dem noch einmal intensiv mit dem Thema Barf beschäftigt und für mich wäre es nie wieder eine Fütterungsweise, die ich mit meinen Hunden in betracht ziehen würde. Selbst wenn ich das nicht getan hätte, ich würde aus Angst den Hund lieber hungern lassen, als ihm je wieder irgendwas rohes zu geben.