Hallo ihr Lieben,
lange hab ich mich damit zurück gehalten weil ich es erst gut abgeklärt haben wollte, bevor ich damit an die Usergemeinschaft trete. Zu oft musste ich mir anhören dass wir schuld wären.
Dino geht es momentan leider nicht gut. Er war ja immer schon ein extremer Hund der manchmal auch seltsame Verhaltensweisen an den Tag legte. Seit März/April ca wurde es allerdings richtig schlimm.
Er nahm recht plötzlich verhältnismäßig viel zu, ergraute innerhalb weniger Wochen, war drinnen regelrecht depressiv, rastete draußen komplett aus und biss auch mich und meinen Freund. Arbeiten wollte er mit uns nicht mehr-und wenn man ihn animierte, machte er recht unkonzentriert mit. Hinzu kam wieder eine leichte Inkontinenz und teilweise starkes Stresshecheln-manchmal sah es auch nach einem "Schmerzgesicht" aus. Das Schlimmste aber waren/sind seine komischen Anfälle. Er schaut dann nach oben und sieht anscheinend irgent etwas. Wenn man ihn dabei machen lässt und nichts sagt, steigert er sich da rein und fängt an zu hüpfen und zu jaulen/bellen. Das einzige was hilft, ist ihn wortlos in seinen Kennel zu packen und eine Decke drüber zu werfen. Nach etwa einer Stunde ist er wieder ganz normal. Er hatte solche Anfälle schon früher-für mich und allen Trainern und Tierärzten immer "nur" eine Stereotypie (er hatte ja mehrere als er zu uns kam-er legte allerdings alle ab bis auf die...). Zumal man die Anfälle auch extern auslösen kann (durch Lachen, Jubeln, anpusten, komische Geräusche...). Die Häufigkeit war aber derart hoch und zusammen mit den anderen Veränderungen war klar, dass wir zum Ta müssen.
Unsere Tä hatte sofort Epi in Verdacht. Wir fingen eine therapeutische Diagnostik an. Das heißt er wurde auf Epi-Medis eingestellt-sollte es besser werden, wär klar dass es eine Epi ist. Die Medikamente sind sehr stark. Besonders am Anfang hauen die die Hunde regelrecht um. So auch Dino-er schlief wochenlang permanent und wirkte fast depressiv. Hinzu kamen neurologische Aussetzer und eine weitere Gewichtszunahme. Immerhin war das eine kurze anfallsfreie Zeit. Allerdings hat der Hund auch permanent gepennt. Nachdem die Nebenwirkungen zurück gingen, kamen alle Symptome wieder. Da die Medis so stark sind und es keine großartige Verbesserung gab (trotz Testen des Wirkstoffspiegels im Blut und hochsetzen der Dosis) haben wir uns dazu entschlossen sie abzusetzen (die müssen langsam wieder ausgeschlichen werden) und dann nochmal eine Diagnostik beim Spezialisten vorzunehmen.
Heute hatten wir den Termin in der Tierklinik Düsseldorf bei Dr. Leppin. Wir haben ihm das alles geschildert und ihm auch Videos von den Anfällen gezeigt. Er meinte sofort dass das eindeutig epileptische Anfälle sind die definitiv keine Verhaltensprobleme sind. Epilepsie ist nicht immer "nur" das Krampfen eines Hundes sondern hat vielfältige Erscheinungsformen und es gibt Epilepsie die durch externe Reize ausgelöst werden kann (diese sind allerdings derart verschleiert und komplex dass man sie nicht richtig ausfindig machen kann). Das Problem ist, dass die meisten Leute diese Formen gar nicht kennen und zum Arzt gehen wenn der Hund krampft. Dann kann es aber u.U. aber bereits zu spät sein... Dino hatte diese Anfälle bereits bei der Vorbesitzerin (hab ich beim Abholen mitbekommen) und wir haben den ja auch nun bereits 3 1/2 Jahre. Er ist also lange darauf nicht behandelt worden. Je häufiger die Anfälle sind und je länger die bereits bestehen, desto schwerer wird es zu therapieren. Das kann auch der Grund sein warum er auf die Medis nicht richtig angesprochen hat. Unter Umständen ist es einfach zu spät.
Wir hatten nun die Möglichkeit nochmal auf Verdacht zu therapieren oder ein MRT mit anschließender Lumbalpunktion-Kostenpunkt 800€.*schluck* Mein Freund (Dino ist streng genommen sein Hund und hat da die Entscheidungsgewalt) entschied sich zum Letzteren. Am Dienstag haben wir den Termin und ihr müsst uns unbedingt dafür die Daumen drücken.
Eventuell kommen die Anfälle auch durch eine Blutung im Gehirn, einen Hirninfarkt, Parasiten die in den Kopf gewandert sind, einen Hirntumor oder oder oder. Ich hab keine Ahnung was ich da lieber haben will. Je nachdem was es ist, wird anders therapiert und sind die Heilungschancen auch sehr unterschiedlich.
Sollte nichts raus gefunden werden, lautet die Ausschlussdiagnose idiopathische Epilepsie. Die Therapie wird wohl unschön werden. Hab ich ja selber schon gemerkt (man erschrickt sich wirklich furchtbar wenn der Hund plötzlich keine Treppen mehr steigen kann, weil die Hinterbeine ihm nicht mehr richtig gehorchen). Zumal die Therapie aufgrund der Häufigkeit und Länge seiner Krankheit wohl nicht mehr zu einer Anfallsfreiheit führen wird. Meistens verlaufen Epilepsien progressiv-es ist äußerst wahrscheinlich dass er iwann anfängt zu krampfen. Mit den Medis könnten wir den Prozess aber immerhin hinauszögern. Je öfter er Anfälle hat, desto näher kommen wir dem Unausweichlichen.
Das ist alles momentan so hoffnungslos und traurig. Er ist ein so toller Hund, wir haben so viel erreicht und wir müssen uns nun mit einer Krankheit und einem möglichen Tod auseinander setzen-dabei ist er grade mal 5 Jahre alt. Allerdings tut es gut endlich bei einem Tierarzt gewesen zu sein, der wirklich Ahnung davon hatte und uns auch zuhörte. Keine Ahnung wie oft ich schon mir anhören durfte der Hund hätte nichts und das wäre bei einem BC aus so einer Haltung ja normal und wir sollten doch mal das Programm runter schrauben, zu einem Trainer gehen, dem Hund weniger Stress zumuten usw. Außerdem tut es gut endlich definitiv zu wissen dass es epileptische Anfälle sind und dass je nachdem was die Ursache ist, auch behandelt werden können. Vllt geht es dann nicht mehr wirklich aufwärts-aber immerhin nicht mehr so rasend schnell bergab.
Am Dienstag geht es also los. Ich hoffe sehr dass wir dann endlich herausfinden können was er genau hat und wir eine endgültige Diagnose haben.
Ich denke unsere Geschichte unterstreicht wieder einmal wie wichtig es ist, gesundheitliche Ursachen bei Verhaltensproblemen auszuschließen. Wir haben mit der Verhaltenstherapie bei Dino bereits viel erreichen können. Richtig normal war er jedoch nie und selbst für einen Border ist er schon sehr durchgeknallt. Hätten wir das alles vorher gewusst-wir hätten vorher behandeln können und hätten jetzt vllt keinen Hund der täglich mindestens einen Anfall mit Springen hat und mehrere Anfälle mit Hochschauen (wenn man die alle zusammenzählt sind wir wohl bei ca 5-10 Anfällen pro Tag). Hätte, wäre, sollte... Rückgängig machen kann man es ja doch nicht. Wir genießen auf jeden Fall die Zeit die wir noch mit ihm haben und versuchen es ihm so schön wie möglich zu machen.