Trüffeln

So, jetzt möchte ich hier, nach unserem absoluten Erfolgserlebnis gestern Abend, doch mal nachfragen, ob jemand von euch mit seinem Hund trüffelt? Also Trüffel sucht

Das wird jetzt etwas länger, aber ich möchte mal erzählen, wie wir damit angefangen haben:

Raya, Appenzellermix, bald 10 Jahre alt, sucht schon immer sehr gern und alles, auf das man sie konditioniert. Der Gedanke, mit ihr Trüffel zu suchen, kam mir vor 2-3 Jahren schon mal, aber woher die teuren Trüffel nehmen und überhaupt... keine Ahnung davon. Ich verwarf die Idee wieder.

Im Juni musste ich mal wieder eine meiner Ratten beerdigen. Ich wohne in einem MFH an einem Hang, das Grundstück drumherum kann nicht wirklich genutzt werden und ist mit hohem Gras bewachsen, auf der Rückseite des Hauses stehen zwei riesen Hainbuchen. Unter diesen Buchen buddelte ich das Grab- und sah im Licht der Stirnlampe (sowas muß ich nachts machen, müssen ja nicht alle mitbekommen, daß ich da eine Ratte beerdige) plötzlich etwas sehr merkwürdiges: Schwarz, rund, grobe Oberfläche- ich dachte instinktiv an einen Trüffel, aber hatte noch nie einen in der Hand gehabt und konnte mir auch nicht vorstellen, daß hier tatsächlich Trüffel wachsen. Trotzdem nahm ich das Ding mit und googelte mal... und tatsächlich, es war ein Burgundertrüffel

Lange Rede, kurzer Sinn, so kam das Thema trüffeln wieder auf. Ich begann im Internet zu recherchieren und zu lernen. Mit diesem einen Trüffel begann ich, mit Raya ein bisschen zu üben- erstmal drauf konditionieren, dann verstecken, alles kein Problem. Nur leider hält sich so ein Pilz halt nicht allzu lang und ich brauchte bald Ersatz.
Das www half mir auch hier, ich fand Kontakt zu einem Lagotto (DER Trüffelhund) Züchter, der auch trüffelt und die Pilze verkauft. Da die eigentliche Trüffelsaison erst im August losgeht, musste ich warten. Vor einer Woche dann bekam ich endlich einige Trüffelstücke und das Training konnte weiter gehen.

Im hohen Gras verstecken war für die alte Dame viel zu einfach- also gleich am zweiten Tag ganz leicht mit Erde bedeckt. Auch das war kein Problem, wenn auch ich nicht sicher war (und bin), ob sie meinem Geruch nachgeht oder wirklich dem Trüffel. Allerdings riechen die so stark, daß es wohl doch eher der Trüffel ist.
Gestern Abend dann versteckte ich den Übungstrüffel (der in einem Ü-Ei steckt) das erste Mal unter den Hainbuchen. Und was machte Raya- buddelte keine 30cm von der Stelle entfernt, wo das Ü-Ei lag. Ich war verunsichert, hatte sie sich vertan? Oder hatte sie tatsächlich einen anderen Trüffel erschnüffelt? Ich schickte sie weg, in Richtung wo das Ü-Ei lag, aber sie kehrte gleich wieder an die Stelle zurück und buddelte weiter. Und tatsächlich! Sie hatte einen "richtigen" Trüffel gefunden

Ihr könnt euch meine Freude nicht vorstellen. Nach einer Woche sporadischem Trainings findet die tatsächlich ihren ersten, richtigen Trüffel. Dabei ist genau das eigentlich der schwierigste Trainingsschritt, vom versteckten Trüffel zum "richtigen" Trüffel, wo man als Mensch ja auch nicht weiß, wo er ist. Ich bin uuunnneeendlich stolz auf die Kleine

Sorry, das wurde nun ganz schön lang. Mich würde jetzt einfach mal interessieren, ob es hier auch Trüffelsucher gibt? Ich würd mich gerne mal ein bisschen austauschen. Die Chance ist wohl klein, aber Fragen kann man ja mal.
Übrigens wachsen auch in Deutschland viele Burgundertrüffel, was viele gar nicht wissen. Ich finde, mit dem Hund durch den Wald zu gehen und zu trüffeln, ist eine sehr schöne Beschäftigung, für beide

Boah, das ist ja klasse. Ich "trüffel" mit meinen Hunden nicht. Ist hier auch nicht die Gegend für so etwas-finde die Idee aber unheimlich spannend. Ich hoffe du hältst uns auf dem laufenden, was die Funde und das Training betrifft. Scheinst mit Raya ein richtiges Talent Zuhause sitzen zu haben.

Danke Feiticeira. Der Vorteil ist natürlich, daß Raya in ihrem Alter schon viel Erfahrung hat und schnell kapiert, worum es geht. Grundsätzlich kann man aber mit jedem Hund trüffeln, der Spaß an Nasenarbeit hat.

Ist hier auch nicht die Gegend für so etwas

Ich weiß zwar nicht, wo du wohnst, aber du würdest dich wundern, wo man überall Trüffel findet. Selbst in den Berliner Stadtpärken gibt es Trüffel Trüffel mögen kalkhaltige, wasserdurchlässige Böden (mein Haus wurde an einem Hang, wohl auf einem Schuttkegel gebaut) und wachsen immer in Symbiose mit gewissen Bäumen. In DE ist zB Niedersachsen das Trüffeleldorado, aber man dürfte sie vermutlich in allen anderen BL auch finden.

Ich halte euch gerne auf dem Laufenden. Im Moment habe ich ein etwas "blödes" Problem: Was mache ich mit den Trüffel, die wir finden? Ich mag sie nämlich gar nicht so

Verkauf sie
Trüffel sind toll! Ich koche gerne Nudeln mit in Trüffelbutter,oder so.

Mensch,das wäre noch was für mich und die Jägermeister. Die schnüffeln nämlich gut und gerne. Momentan übe Steinpilze suchen,weil ich selbst dafür zu blind bin.

Interessantes Thema und wenn ihr auch noch Spaß dran habt...toll!

Ich will keine Spassverderberin sein, aber in D stehen Trueffel unter strengstem Naturschutz und duerfen ohne Sondererlaubnis (die gibt es nur fuer Forscher) ueberhaupt nicht gesucht oder gesammelt werden.

Ich versuche Herrn Stein auf Steinpilze zu trainieren, aber fuer die ist die Saison ja sehr kurz.

LG
Martina

Theoretisch richtig, Martina. Sie sind aber nicht geschützt, weil sie selten oder bedroht wären- das sind sie nämlich absolut nicht. Warum es dieses Gesetzt aus dem 1986 überhaupt gibt, weiß eigentlich niemand. Tatsächlich wurde bis in die 30er Jahre sehr viel getrüffelt, im Dritten Reich dann wurden Trüffel aus unerklärlichen Gründen verpönt und gingen vergessen.

Hier der erste interessante Text, der mir Google ausgespuckt hat, zu dem Thema:
http://www.trueffelsuche.de/trueffeln-i ... hland.html

In der Schweiz sind sie nicht geschützt, sie unterliegen aber wie alle anderen Pilze den kantonalen Pilzschonzeiten.

super find ich das
wenn wir sowas finden würden, würd ich es gleich dem nächsten Feinkost Händler oder einem Sterne Restaurant anbieten

Muss ja nicht gleich ein Sterneladen sein. Gute Küchen ohne Stern nehmen sicher auch gerne mal nen Trüffel.
Steinpilze übrigens auch!

Nun, ich zeige euch mal, was aus unseren ersten 2 selbstgefundenen Trüffel geworden ist. Da sie nicht hier im Kühlschrank vertrocknen sollten, hab ich sie kurzerhand meinen Eltern geschickt- sie sollten mal Versuchskaninchen spielen


Meine Schwester hat gekocht und die ganze Familie war hell begeistert davon.

Die Schwierigkeit ist nicht das Ausbilden des Hundes, sondern das finden von Plätzen, an denen die Trüffel wachsen. Ich selber muß in etwa wissen, wo Trüffel wachsen könnten und dann ist Raya dran. Oft genug ist man da tagelang erfolglos unterwegs.
Wenn wir wirklich mal ein paar Plätze haben, dann überlege ich mir, wo ich sie verkaufe.

Zum Training: Wir üben jetzt die Feinheiten und merzen Fehler aus. Insgesamt hat sie 2 Trüffel unter unseren Hainbuchen gefunden, beide an der selben Stelle. Danach keine mehr. Entweder sind da keine weiteren (was ich kaum glaube), oder sie sind noch nicht reif (dann riecht sie sie nicht) oder sie sind zu tief und ihr fehlt noch die Erfahrung. Ich weiß es nicht.
Clever wie sie ist, hat sie jetzt angefangen, einfach mal irgendwo zu graben, wenn sie nichts eindeutiges findet. Liegt jetzt an mir, zu merken, ob sie es einfach versucht oder wirklich etwas in der Nase hat. Typischer "Fehler" von ihr, wenn sie das Spiel kapiert hat, den Gegenstand aber nicht findet- dann wird einfach irgendeine Stelle angezeigt und Frauchen angeschaut. Das muß ich ihr jetzt abgewöhnen.

Die Schwierigkeit ist ja, daß ich auch nicht weiß, wo die Trüffel sind. Und wenn sie anzeigt, muß ich erstmal ein bisschen buddeln um zu sehen, ob da was ist oder nicht. Belohnung gibts aber erst, wenn wir wirklich einen finden. Die Zeit zwischen Anzeige und Bestätigung ist also relativ lange, trotzdem soll sie für ihren Fund bestätigt werden.

Im Moment üben wir jetzt viel mit dem im Ü-Ei versteckten Übungstrüffel, allerdings muß ich den viele Stunden vor dem Training verstecken, da sie sonst einfach meinem Geruch nachgeht und die frisch aufgeworfene Erde mit dem Ü-Ei darunter riecht dann auch sehr stark. Nicht der Sinn des Trainings. Auch soll sie lernen, selbst dem leichtesten Geruch nachzugehen, den Trüffel können bis 30cm unter der Erde liegen. Diese Feinheiten versuche ich ihr nun beizubringen.

Ich finde es trotzdem super klasse, wie sie das macht. Immerhin ist sie bald 10 Jahre alt- vonwegen nichts neues mehr lernen in dem Alter. Und das funkeln in ihren Augen, wenn sie suchen darf und Frauchen sich dann auch noch so freut, das ist alle dreckigen Hände und Kleider wert. Man merkt, sie lebt richtig auf, wenn sie suchen darf. Für sie bedeutet das die Welt

Noch dauert die Trüffelsaison ein paar Monate (bis ca Januar). Ich überlege mir schon, wo im Wald wir es mal versuchen könnten. Leider sind wir ohne Auto nicht mobil, aber vielleicht haben wir ja Glück und auch in unseren Wäldern wachsen die Knollen. Das muß allerdings Raya rausfinden

Nachtrag: Hm, ich glaube, Grizzly hätte auch Freude am trüffeln Jedenfalls hat er vorhin, als er mal mit durfte, die Stelle mit dem Ü-Ei vor Raya gefunden...
Ob ich es mit ihm auch mal probieren soll...?