Die Beschäftigung des Hundes abseits vom täglichen Spaziergang ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Dog Dancing, Breitensport, Tricktraining, Obedience, Mantrailing und Agility sind nur einige Möglichkeiten, um energiegeladene Vierbeiner auszulasten und körperlich und geistig zu fordern und fördern.
Doch eigentlich sind Beschäftigungsmethoden für den Hund nichts Neues. Oft wird vergessen, dass Hunde ursprünglich Arbeitstiere waren und viele alte Rassen für einen bestimmten Zweck gezüchtet wurden. Der Trend vom Gebrauchs- zum Begleithund bedeutet aber nicht, dass unsere heutigen Vierbeiner nicht genauso gerne eine Aufgabe erfüllen und in dieser Tätigkeit ihre Bestimmung und vor allem auch ihre Freude finden, auch wenn die Notwendigkeit einer Dog-Dancing-Aufführung mit dem Aufsuchen der Beute bei der Jagd wohl nicht vergleichbar ist. Geistige und körperliche Ausgeglichenheit beim Hund hat in weiterer Folge auch den Vorteil, dass eine natürliche Balance geschaffen und die Mensch-Hund-Beziehung gestärkt wird. Wie heißt es so schön? Ein müder Hund ist ein guter Hund.
Agility Klassen: Small, Medium und Large
Bis Grete und ich unsere Liebe zum vom Pferdesport abgeschauten Agility entdeckten, war es ein langer Weg. Wir testeten unterschiedliche Kurse in der Hundeschule aus. Dog Dancing und Mobility machten zwar Spaß, aber schon nach dem ersten Sprung über eine damals noch sehr niedrige 20-Zentimeter-Hürde war uns beiden klar: Einmal in der Woche wird fortan „agilisiert“! Inzwischen hat sich unsere Standard-Hürde auf 30 Zentimeter erhöht. Prinzipiell unterscheidet man beim Agility drei Klassen: Small, Medium und Large. Gemessen an der Schulterhöhe werden die Geräte an die Größe des Hundes angepasst. Slalom, Wippe, A-Wand und Steg bleiben jedoch unverändert.
Voraussetzungen für Agility
Allerdings ist nicht jeder Hund für diesen Sport geeignet. Abgesehen von den körperlichen Voraussetzungen und dem entsprechenden Alter, das ein Hund haben muss, ist auch das Wesen ein wichtiger Faktor, damit alle Freude an dieser Sportart finden. Manche Hunde lassen sich trotz des allerbesten Leckerlis oder des allerspannendsten Spielzeugs nicht oder nur sehr schwer dazu bringen, durch einen Reifen zu springen oder auf einen schmalen Steg zu laufen. Diese Hunde sind vielleicht für ruhigere Sportarten wie Tricktraining besser geeignet. Aber wie so oft heißt es einfach ausprobieren. Wichtig dabei ist nur, dass keinerlei Zwang herrscht. Der Hund sollte die Aufgaben freiwillig und nur durch Motivation unterstützt bewältigen.
Da Grete von Natur aus gerne springt und sich durch entsprechende Belohnung zu so gut wie allem motivieren lässt, waren wir von Anfang an voller Freude dabei. Es sei denn, es hat am Vortag geregnet und im Tunnel hat sich Wasser gesammelt. Unter solch widrigen Umständen verweigert Prinzessin Grete aus Prinzip das Kommando „Durch!“. Man könnte sich ja die Pfoten nass machen. Aber abgesehen davon waren Slalom, Wippe, A-Wand, Hürden, Steg, Reifen und Weitsprung kein Problem für uns. Bis es dann zu komplizierteren Dingen kam wie dem belgischen oder dem blinden Wechsel, zu Kommandos wie „Eng!“, „Vor!“ oder „Weg!“. Plötzlich waren nicht mehr nur meine Bein-, sondern auch meine Gehirnmuskeln und vor allem die Koordinationsfähigkeit gefragt. Nur allzu oft fuchtelte ich wie verrückt mit den Armen zwischen zwei Geräten herum, warf mit wirren Kommandos um mich und sah aus dem Augenwinkel einen kleinen, verwirrten Hund, der einfach stehen blieb und mich verdutzt anschaute. Noch einmal von vorne, und diesmal mit eindeutigen Befehlen …
Obwohl wir nun schon seit über einem Jahr Agility betreiben, kommen derartige Situationen immer wieder vor. Wenn man aber eine gute Hundeschule und vor allem eine geduldige Trainerin hat, sind solche Fauxpas schnell vergessen und ein Lob für Hund und Frauchen macht alles wieder wett. Schaue ich dann in Gretes zufriedenes Gesicht und merke, wie ich selbst strahle, wenn wir einen Lauf einmal fehlerfrei bewältigen, weiß ich, dass das für uns die richtige Freizeitbeschäftigung ist.
Wir besuchen den Agility-Kurs in erster Linie aus Spaß, für Wettkämpfe sind weder Grete noch ich geeignet. Außerdem liegen unsere Laufzeiten wohl nicht gerade im Topfeld, was ich einzig und allein auf Gretes kurze Beinchen zurückführe. Unsere Begeisterung dafür ist trotzdem ungetrübt und wir freuen uns jede Woche aufs Neue, wenn es wieder Zeit für Agility ist.
Agility Hindernisse
Autorin & Fotos: Irene Mihatsch
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