Auf Grund seines freundlichen Wesens eignet sich der Gordon Setter durchaus auch als Familien- und Begleithund. Durch seinen starken Bewegungsdrang braucht er aber viel Auslauf, eine konsequente Erziehung und einen festen Bezug zu seiner Familie. Man muss sich aber bewusst sein, dass der Gordon einen ausgeprägten Jagdinstinkt besitzt, und man daher nicht, wie mit manch anderen Hunderassen, gemütlich Gassigehen kann.
- FCI – Standard Nr. 6 / 03. 02. 2010 /
- Klassifikation Gruppe 7 Vorstehhunde
- Sektion 2.2 Britische und irische Vorstehhunde, Setter…mit Arbeitsprüfung
Inhalt
Ursprung und Einsatz des Gordon Setters
- Diese Setter existierten in Großbritannien schon um 1700.
- Den heutigen Standard begründete im 18. Jahrhundert der Duke of Richmond and Gordon.
- Seinen heutigen Einsatz findet der Gordon Setter überwiegend als Jagd- / Vorsteh- und Begleithund. Vorstehhunde suchen das Feld erhobenen Hauptes mit der Nase im Wind systematisch ab, bis sie das Wild aufgespürt haben. Dies zeigen sie ihrem Führer dann durch ausdrucksvolles, festes Vorstehen an. Dieser schließt zu seinem Hund auf, damit jener nachziehen kann.
Der Gordon Setter als Weggefährte – Wie er ein Leben prägen kann
Auch bei dieser Hunderasse ist jeder Hund anders, jeder hat seine Eigenheiten und sein eigenes Wesen. Dennoch gibt es Eigenschaften die einen typischen Vertreter der Rasse kennzeichnen; gleichwohl diese bei jedem einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.
Der Gordon Setter ist sanft und gutmütig, intelligent und leistungsfähig. Er ist anhänglich, anschmiegsam und menschen-bezogen Er besitzt eine große Anpassungsfähigkeit, ist in der Regel kinderfreundlich und im Haus ruhig und ausgeglichen. Sein Auftreten ist würdevoll, von vornehmer Gelassenheit und souverän.
Es gehört zum Wesen eines Setters auch negative Erlebnisse gut zu verarbeiten und nicht jeden Fehler gleich zu quittieren.
Mein Gordon Setter „Kröte“ war noch ein sehr junger Hund mit wenig Wassererfahrung, als wir vor langer Zeit einen Vorbereitungskurs zur JEP (Jagd-Eignungsprüfung) besuchten. Voller Tatendrang und Vertrauen nahm sie das Wasser ohne Zögern an.
Ein junger Hund im Wasser wirkt doch manchmal etwas unbeholfen und die Bilder sind durchaus amüsant. Neben dem größeren See gab es noch einen kleineren „Tümpel“, indem wir noch nebenher ein paar Dummyübungen machten.
Bei einer Übung verfing sie sich in einer Astgabel eines umgestürzten Baumes, die nur ein wenig aus dem Wasser herausragte. Sichtlich panisch paddelte sie um nicht unterzugehen. Ich ging damals ohne zu zögern in Wasser um sie aus ihrer Falle zu befreien. Damit hatte ich nicht nur meine Wasserprüfung bestanden, sondern sicher auch etwas für unser Vertrauen getan.
Zu meiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass sie weder Halsung noch Geschirr trug, sondern sich mit dem Hals in dieser Gabel verfing.
Nur wenige Wochen später hatten wir an einem Waldsee eine kleine Wasserprüfung. Diese Aufgabe bewältigte sie mit ihrer Passion und Wesensstärke problemlos, obwohl sich ihre Schwimmfähigkeiten noch nicht wesentlich verbessert hatten und trotz des erst kürzlich Erlebten.
Ein Gordon Setter im Leben verändert einiges
Nun, wenn man einen Setter hat, verändert sich einiges im Leben – aber auch am Mobiliar. Man wird feststellen, dass diese Tiere es lieben einen Sessel für sich zu beanspruchen, das Haupt auf der Lehne aufgelegt und stetig wachsam – das hat schon etwas Erhabenes. Manchmal erlebt man ihn aber durchaus dreist: unermüdlich auf den richtigen Moment wartend, um seinen Respekt zu zollen, in dem er dir das vergessene ;-) Käsebrötchen vom Teller klaut.
Gleichzeitig sind Gordon Setter voller Tatendrang und wollen von ihrer Familie etwas geboten bekommen . Wenn schon nicht auf der Jagd, wo sie sich als erstaunlich vielseitig erweisen, muss man ihrem Temperament wenigstens durch ausgiebige Spaziergänge und vor allem Kopfarbeit gerecht werden.
Ein Setter braucht Aufgaben, er will von dir geführt und ein echter Partner werden, nicht bloß ein Schmusehund und Seelentröster – obwohl er auch das ganz hervorragend kann. Er wird nicht einfach nur nebenher mitlaufen, sondern dich fordern.
Ein Setterhalter wird schnell zur Erkenntnis gelangen, dass ein ordentliches paar Gummistiefel sowie eine dichte Regenjacke zur Grundausrüstung eines Hundehalters gehören, so wie eine Leine und Pfeife – …und manchmal sogar eine Heckenschere ;-)
Ich erinnere mich gerade an einen sonnigen Herbsttag in Nordrhein-Westfahlen. Unser Rüde und ich hatten schon einen Prüfungsgang hinter uns gebracht, als wir auf einen kleinen Schlag angesetzt wurden. Es dauerte auch nicht lange, da riss es meinen Hund um 180° herum. Schlagartig erstarrte er. Die Sonne reflektierte sich auf seinem Rücken. Deutlich konnte man den Atem sehen. Kurz darauf stieg das Huhn auf, der Hund hinterher, ich stand da wie der Ochs vorm Berg und die Sache war gelaufen. Es war dieser eine, wenn auch kleine Augenblick, der diesen Tag unvergessen machte.
„Aber die ganze Schönheit der Setter wird erst in der Bewegung offenbar. Wer viel mit ihnen im Revier war und sie auf großen Schlägen unermüdlich ihre Schleifen ziehen sah, bei denen sie oft mitten im Sprung zur Bildsäule erstarren. der hat wohl für immer sein Herz an sie verloren. Die geschauten herrlichen Bilder, die feinen Manieren bleiben für alle Zeiten in der Erinnerung.“ (Rothweiler / Steidl, „Setter und Pointer“)
Beim Spaziergang musst du deinem Setter immer einen Gedankengang voraus sein. Dazu brauchst du schon ein gewisses Naturverständnis, damit du vorher weißt, wo für deinen Gefährten wahrscheinlich eine Versuchung lauern könnte.
Hat seine feine Nase erst einmal einen interessanten Geruch registriert, ist er vielleicht nicht mehr zurückzuhalten. Und glaubt mir, ein Setter empfängt Gerüche, die Nicht-Jagdhunde gar nicht wahrnehmen.
Spaziergänge bei denen du deinen Tagträumen nachhängst, oder mit deiner Begleitung tiefgehende Diskussionen führst, sind mit einem Setter oft nicht möglich. Aber dafür wirst du die Natur mit sehr viel offeneren Augen betrachten, ihre Schönheit neu entdecken und erleben. Und nicht wenige, die das Leben mit einem Setter teilen, entscheiden sich ihr bisheriges Naturverständnis zu erweitern; vielleicht sogar den Jagdschein zu machen…
Gordon Setter und der Jäger
….so wie wir. Angefangen hatte es mit „GrandDame“. Unsere erste Gordon Hündin, nachdem wir zuvor eine Mischlingshündin aus der Hunderasse Gordon Setter und irgendwas hatten.
Tapsi, dieser Mischling war eine gebürtige Tirolerin und machte uns mit den Eigenschaften und dem Wesen eines Gordon Setters vertraut. Anfangs hatten wir keine konkreteren Ambitionen, uns in die jagdliche Richtung zu bewegen. Ja wenn nicht die Züchterin von GrandDame uns drängte in diese Richtung etwas zu machen.
So erschienen wir beim ersten Welpentreffen und nicht wenig später auf einem ersten Training. Anfangs war meine Frau die eigentlich treibenden Kraft, wohingegen ich mit vornehmender Zurückhaltung reagierte. Meine Frau war es auch, die GrandDame auf ihrer ersten Prüfung führte. Trotz mangelnder Trainingsmöglichkeiten bestanden sie die Prüfung. Das war der Moment, an dem das Vorhaben Jagdschein konkret wurde.
Nur mit Jagdschein kann dein Setter vielleicht das Leben ausleben, welches tief in seinem Wesen verankert ist: Ein Vollblutjagdhund mit äußerst wachen Instinkten. Stets bereit und begierig darauf, voller Bereitschaft und Kooperation mit seinem Führer zu arbeiten. Der Gordon wird hierfür viel Energie und Jagdverstand mitbringen, aber auch ähnliche Eigenschaften von seinem Führer erwarten.
An dieser Stelle muss ich noch anmerken, dass beide Zuchtverbände unter VDH/FCI in Deutschland auch dem JGHV (Jagdgebrauchshundverband) angeschlossen sind und dass ausschließlich Hunde zum Zuchteinsatz kommen, bei denen beide Elterntiere mindestens auf ihre jagdlichen Anlagen geprüft wurden.
Wenngleich sicher die Mehrheit dieser Zuchthunde ihre Fähigkeiten auf Leistungsprüfungen oder im jagdlichen Gebrauch unter Beweis gestellt haben.
Aber auch bei anderen Aufgaben wird ein Gordon eifrig bei der Arbeit sein, wenn man ihn richtig behandelt. Dadurch wird er ein ebenso toller Familienhund sein.
Ein Gordon Setter braucht eine konsequente aber dennoch sanfte Hand. Härte und unangemessene Strenge können ihn verstören. Er kann sich durchaus auch verweigern, wenn er zu hart oder brutal behandelt wird. Das hat aber nichts mit Sturheit zu tun hat, welche man dem Gordon oft anhängen will.
Stupide Wiederholungen sind ein Vergehen an seiner Intelligenz und werden von ihm mit Unlust bestraft. Gordon Setter sind keine sklavisch unterwürfigen Diener, sondern selbstbewusste, würdevolle Hunde – so sollten sie auch behandelt werden.
Die Gordon Setter wachsen mit der Familie auf
Im Laufe des Lebens verändert sich ständig etwas – auch für unsere Hunde. So kam es, dass meine Frau mir zwei prächtige Söhne schenkte – neben den Hunden mein größter Stolz. Dadurch veränderte sich einiges. Die Zeit für die Hunde wurde straffer und an der einen oder anderen Stelle mussten sie zurückstecken. Ein bisschen Leid tut es einem schon, aber sie haben auch diese Veränderung problemlos mitgemacht. „Bär“ erwies sich als extrem toleranter Hund und lässt sich von fast nichts stören. In GrandDame entflammte noch einmal die Jungend und „Kröte“ interessierte sich nicht wirklich für die Kinder. So ist aus uns eine Großfamilie geworden in der die Hunde gut hineinpasse – wenngleich es auch manchmal etwas stressig ist.
Gordons – egal ob als Jagd- oder Familienhund gehalten – wollen am Familienleben teilhaben. Sie wollen dazugehören und stets die Gewissheit spüren, geliebt und gebraucht zu werden. Sie sind feinfühlig, spüren die Stimmung ihrer Menschen. Sie brauchen viel Zeit und Zuwendung von ihrer Bezugsperson und wollen am liebsten immer überall dabei sein.
Wenn die Kommunikation zwischen dem Gordon Setter und dem Hundehalter stimmt, kann man die Setteraugen strahlen sehen und hat einen treuen Partner, der bedingungslos vertraut und alles tut, um dich zufrieden zu stellen.
Die Gordons sind groß geworden
Heute sind unsere Hunde schon längst aus ihrer Flegelzeit heraus gewachsen. GrandDame befindet sich mitten im 13. Lebensjahr, „Bär“ mitten im 11. und Kröte ist 7 geworden. Es ist noch gar nicht lange her, da überkam mich ein heftiger Anfall von Sentimentalität. Auf einer Heimfahrt, ein wirklich unpassender Moment, ließ ich die Jahre meiner GrandDame Revue passieren und es wurde mir auch hier immer mehr bewusst, dass auch ihre Tage gezählt sind. Neben den traurigen und lustigen Momenten – ei was hatten wir für einen Spaß – kam auch die Angst auf, den letzten Gang zu versäumen. Einen letzten Gang in den Sonnenaufgang, ein letztes Mal ein abstreichendes Huhn gemeinsam mit ihr zu erleben, etwas was ich ganz sicher nie vergessen würde. Das wünsche ich mir.
Es wäre sicher ein trauriger Moment für mich, aber auch die letzte Ehre für GrandDame. Ich darf dieses nicht versäumen, ohne das darf sie nicht gehen, ging mit durch den Kopf. Ich musste dann doch mal kurz Anhalten.
Viel erlebt, viel erfahren, in einem an sich noch kurzem Leben. Trotzdem voller Erinnerungen, die mich zurückblicken lassen. An schöne, als auch an schlechte Tage. Auch die Zeit meiner anderen Hunde wird sich langsam, aber unaufhaltsam dem Ende nähern- Trotzdem werde ich sicher noch viele schöne Jahre mit ihnen verbringen können.
Und später? Gordon´s werden, so hoffe ich, niemals aus meinem und unserem Leben verschwinden. Ob es aber noch einmal, die eine, wie GrandDame geben wird?
„Sie [Setter] lesen ihren Menschen geradezu von den Augen ab, was diese gerade von ihnen wollen.“ (Bielfeld, „Setter“)
Autor: Andreas Cornelius
Hallo Andreas,
die Bilder von deinen Hunden sind einfach toll! Ich hoffe, ich darf sie irgendwann einmal kennen lernen :)
LG
Meli
Hallo Andreas,
ein sehr schöner Artikel! Du hast es gut getroffen und ich habe viele Parallelen zu unserm Leben mit den Settern gefunden. Angefangen mit dem Jagdschein bis hin zu der „GrandDame“ die bei uns Prisca hieß. Es hat mich berührt.
Viele Grüße
Karin
Ja unsere Münsterländer Gordon Setter Hündin ist so lieb . Sehr schöner Artikel