Dog Care Clinic in Sri Lanka während der Corona-Krise

Der Dog Care Clinic e.V. kümmert sich in Sri Lanka seit 2007 um Streuner und Besitzerhunde und wurde, wie so viele andere wohltätige Einrichtungen, von der Corona-Krise stark getroffen.

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Einen riesigen Schreck erlebten die Mitarbeiter der Tierschutzorganisation Dog Care Clinic vergangenen Monat. Diebe waren in der Nacht über die Mauer des Klinikgeländes geklettert, hatten die Fensterscheibe des Büros eingeschlagen und den Safe entwendet. In ihm befanden sich wichtige Dokumente sowie rund 6.000 Euro Spendengelder, die unter anderem für die Sozialprojekte des Vereins eingesetzt werden sollten.

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 „Gerade als wir dachten, dass es nun wieder langsam bergauf geht, kam der Einbruch. Es ist der absolute Tiefpunkt unserer langen Vereinsgeschichte“, so Marina Möbius, Gründerin der Klinik. Auf dem Klinikgelände leben rund 300 gerettete Hunde. Da es zu keinem Kampf zwischen Tätern und Hunden kam, geht Marina Möbius davon aus, dass es sich bei den Einbrechern um Mitglieder ihres eigenen Teams handelt:

Die Diebe wussten genau, wie sie sich über das Gelände bewegen müssen und wo sich der Safe befindet. Der Einbruch bedeutet für uns nicht nur einen enormen materiellen Schaden, sondern auch einen großen Vertrauensbruch.

Einbruch in Tierklinik Sri Lanka
Die Polizei ermittelt

Die Tierklinik während der Corona-Krise

Anfang des Jahres erreichte die Covid-19-Pandemie auch Sri Lanka. Die Regierung reagierte sofort, schloss die Flughäfen und verhängte sehr strikte Ausgangssperren. Selbst Supermärkte und Apotheken wurden nur alle vier bis fünf Tage für ein kurzes Zeitfenster geöffnet. Diese Maßnahmen waren wichtig, aber stellten den Tierschutzverein vor bislang unbekannte Herausforderungen: „Zum ersten Mal in den vergangenen 13 Jahren konnten wir uns nicht im gewohnten Umfang um die Versorgung der Hunde kümmern“, seufzt Marina Möbius und die Sorge ist ihr noch immer deutlich anzusehen.

Aufgrund der Ausgangssperre war es für die 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik nicht möglich in die Arbeit zu kommen. Selbst die Tierärzte erhielten keine Sondergenehmigung. Von einem Moment auf den anderen war die Versorgung von 300 Hunden innerhalb und rund 700 Hunden außerhalb der Klinik gefährdet. Streuner konnten nicht kastriert und verletzte Hunde nicht behandelt werden.

Marina Möbius musste schnell reagieren. Sie richtete in ihrem Privathaus, das sich auf dem Gelände befindet, einen Schlafsaal ein und bildete Teams aus jeweils 12 Mitarbeitern, die im wöchentlichen Wechsel dort wohnten. Die engagierten Einheimischen verbrachten so Tag und Nacht in der Klinik, um die Hunde füttern und medizinisch versorgen zu können. Es war ein beispielloser Einsatz des Teams. Mehrere Wochen konnten so überbrückt werden, bis die sri lankanische Regierung die Ausgangssperre schrittweise lockerte und die Polizei nach und nach den Mitarbeitern Sondergenehmigungen erteilte, um in die Arbeit fahren zu dürfen.

Der Einbruch gefährdete das wichtigste Vermittlungsprojekt der Tierklinik

„Das Schwerste an dieser ganzen Situation war, dass ich selber nicht vor Ort sein konnte und alles aus der Ferne organisieren musste“, meint Marina Möbius. „Ich hatte einen Flug für den 21. März gebucht. Zwei Tage zuvor wurden die Flughäfen geschlossen und es gab für mich keine Möglichkeit einzureisen. Eine Katastrophe!“ 

Es ist eine aufwühlende und belastende Situation für die deutsche Tierliebhaberin. Selbst die Einkäufe von Futtermitteln, Medikamenten, Gas und Benzin sind jedes Mal mit enormen organisatorischen Aufwand verbunden. Die Preise stiegen drastisch an. Gleichzeitig sorgte die globale wirtschaftliche Ausnahmesituation für den Wegfall vieler Spenden. Über ihre Firma in Deutschland finanziert Marina Möbius das Projekt noch immer zu rund 70 Prozent aus eigener Tasche. Da ihrem Unternehmen sämtliche Aufträge plötzlich wegbrachen, kann sie diesen Bärenanteil nicht mehr stemmen. Genau in dieser Situation bräuchte sie dringend die Unterstützung von Hundeliebhabern in Europa. Doch auch sie müssen um ihre finanzielle Existenz fürchten und viele Patenschaften wurden gekündigt.

Nun normalisierte und stabilisierte sich die Lage gerade ein wenig. Die Klinik konnte ihr flächendeckendes Impf- und Kastrationsprogramm wieder fortführen, verstoßene Hunde aufnehmen und erkrankte Tiere behandeln. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt kam es zu dem Einbruch und plötzlich fehlten mehrere Tausend Euro, die schon fest eingeplant waren. „Jeden letzten Freitag im Monat zahlen wir an ältere arme Einheimische eine kleine monatliche Rente aus. Es ist unser Dankeschön an sie, dafür, dass sie einen unserer schwer vermittelbaren Hunde aufgenommen haben.“, sagt Marina Möbius. „Wir wissen nun nicht, wie wir das Geld bis dahin auftreiben sollen. Es wäre eine Katastrophe, wenn wir die Seniorinnen und Senioren mit leeren Händen wegschicken müssen.“ Der Gründerin liegen nicht nur die Tiere, sondern auch die armen Einheimischen sehr am Herzen. Sie verbindet auf innovative Art und Weise den Tierschutz mit der Hilfe für Bedürftige. Das hier angesprochene DCC 50+ Programm, über das 130 Hunde erfolgreich an ältere arme Einheimische vermittelt wurden, ist nur ein Beispiel.

Die Zukunft bleibt ungewiss

Die ganze Hoffnung liegt nun auf den Ermittlungen der Polizei, die direkt am Morgen nach der Tat die Spuren sicherten und ihre Ermittlungen aufgenommen haben. Doch selbst wenn sie den oder die Täter fassen, ist das Geld wahrscheinlich verloren.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Ausbreitung von CoViD-19 auch in Sri Lanka noch immer nicht komplett unter Kontrolle ist. Die Öffnung des Flughafens war für den 01. August geplant, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Trotz ihres Aufenthaltstitels konnte Marina Möbius noch immer nicht einreisen. Es ist eine zermürbende Situation. Dennoch blickt die Deutsche hoffnungsvoll in die Zukunft: „Wir haben schon so viele Hindernisse überwunden und wir werden es auch irgendwie durch diese Krise schaffen. Die Hunde brauchen uns. Ich kann sie nicht im Stich lassen.“

Mehr zum Thema: Straßenhunde in Sri Lanka – Ein Jahr in der Dog Care Clinic

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