Warum sich jemand entscheidet einen Hund in sein Heim zu holen, hat die unterschiedlichsten Gründe. Viele sind bereits seit ihrer Kindheit mit Hunden vertraut, andere sind einfach von den Vierbeinern fasziniert und möchten, dass ein oder mehrere Hunde sie auf ihrem Lebensweg begleiten und bereichern. Wie war das bei dir? Warum wurdest du zum Hundehalter? Schreibe einen Kommentar am Ende des Artikels!
Der Buchautor Steffen Strohmenger hat unter anderem genau diese Frage in einer inszenierten Gesprächsrunde 22 Hundehaltern verschiedenster Hunderassen gestellt und das Ergebnis als Buch mit dem Namen „Gespräche über Hunde“ veröffentlicht.
Warum wolltet ihr euch einen Hund zulegen? Was waren die Beweggründe?
(Auszug aus dem Buch „Gespräche über Hunde“ als Leseprobe mit freundlicher Genehmigung vom Sinnreich & Schweitzer Verlag)
Mario: Ich bin ja mit Tieren und auch Hunden aufgewachsen. Ich komme vom Land. Da war es selbstverständlich, einen Hund zu haben.
Lisa: Alle auf dem Dorf hatten ja irgendwelche Hunde. Und als Kind gehört das einfach zu den Erfahrungen, die man machen muss, dass man irgendwas hat zum Streicheln und Liebhaben und Rumtoben und Draußensein. Das hat die Kindheitserlebnisse draußen auf dem Lande einfach bereichert. Ja, und dann will man auch nicht mehr ohne Hund sein.
Laura: Das war einfach die Tierliebe, die in mir hochkam. Also ich hatte früher Katzen gehabt und hätte auch am liebsten noch weiterhin Katzen. Aber mit der Katzenhaarallergie meiner Mitbewohner ging das halt nicht. Und da stellte ich fest: Hunde sind ja doch nicht so schlimm.
Johanna: Ich hatte den Eindruck, ich brauche ein kleines Tier. Später habe ich festgestellt, dass mir ein Hund auch Freude macht, weil ich keine Kinder habe. Dass ich ein kleines Wesen versorgen wollte, so wie ein Kindersatz. Natürlich hatte ich mir nicht so direkt gesagt: »Ich kann keine Kinder kriegen, dann nehme ich jetzt einen Hund.« Aber ich glaube schon, dass das auch eine Rolle spielte. Das mochte ich aber damals nicht zugeben.
Jochen: Meine Hundeleidenschaft fing eigentlich schon im Kindesalter an. Bei meinen Eltern durfte ich aber keinen Hund haben. Und als ich dann fünfundzwanzig war, da habe ich mir meinen ersten Hund zugelegt. Ich wusste einfach: Ich will einen Hund. Wenn ich es psychoanalytisch betrachte, weiß ich ganz genau, dass es einfach ein Partnerersatz ist. Und ich würde mal sagen, neunzig Prozent der Hundehalter, die einem was anderes erzählen, die lügen. Ich habe mich dann erst mal ein halbes Jahr mit dem Thema Hund beschäftigt und mir bestimmt zehn Hundebücher gekauft, um rauszukriegen: »Passt das überhaupt? Dein Lebensumfeld, so wie du lebst, und einen Hund, kriegst du das unter einen Hut?«
Arthur: Als Kind war ich schon immer ein Tiernarr. Ich hab immer Tiersendungen angeguckt. Und ein Hund, das ist für mich so das Optimale, weil ich gern draußen bin, weil ich gern im Park spazieren gehe, ohne großartig ein Museum oder so besichtigen zu müssen. Ich will einfach nur raus und spazieren gehen.
Boris: Ich hatte natürlich gedacht, wenn man einen Hund hat, geht man viel spazieren. Das habe ich ja vorher nie gemacht. Ja, dass es einen so ein bisschen »rausbringt«. Und so ein Tier zu haben, das finde ich eigentlich angenehm, also so einen Begleithund. Das hatten wir ja eigentlich immer. Also über Jahrhunderte hatten Menschen Hunde.
Ruth: Gut, ich bin jetzt nicht der große Spaziergänger, aber es ist trotzdem schön, mit so einem Hund spazieren zu gehen. Und es ist einfach nett, den um sich herum zu haben. Das ist eine Bereicherung.
Eva-Marita: Ich wollte sozusagen einen Begleiter. Ich finde, Hunde sind, im Gegensatz zu Katzen, ich will nicht sagen intelligenter, aber mit denen kannst du mehr machen. Mit denen kannst du sprechen, denen kannst du was beibringen, mit denen gehst du raus in den Wald. Und durch einen Hund komme ich natürlich öfter raus. Bei Wind und Wetter, Regen, Sturm, Schnee und Hagel. Ganz egal, Hund muss raus. Es ist schon was Sportlicheres, einen Hund zu haben. Frische Luft tut ja jedem gut, nicht wahr?
Lisa: Ein Hund ist anders als andere Haustiere. Eine Katze ist eigenwillig, die macht, was sie will. Der kannst du nicht einfach so sagen: »Komm!« und die springt und macht mit. Ein Hund macht das. Du sagst: »Komm, wir gehen raus!«, und er ist mit Feuereifer dabei. Katzen zeigen ihre Zuneigung auch nicht so ohne Weiteres, so wie ein Hund das macht. Das ist so eine enge Verbindung mit einem Hund. Du kannst eben wirklich alles mit ihm anstellen. Der ist immer da. Wenn’s dir schlecht geht, wenn’s dir gut geht, der ist da und teilt alles. Ja, der ist lebendig und weich und kuschelig.
William: Wir hatten ja in Schottland immer einen Hund gehabt und das habe ich hier in Deutschland irgendwie vermisst. Aber meine Frau hatte nie einen Hund und wollte so was auch erst nicht haben. Wir hatten damals noch allerhand mit den Kindern zu tun und sie wollte einfach keinen Hund dazwischen. Aber sie hatte versprochen, wenn die Kinder ein bisschen selbstständiger sind und auch auf den Hund aufpassen können, wenn die so sechzehn, siebzehn sind, dann würde es passen. Und dann kam der Tag. Vor vier Jahren, da hat sie gesagt: »Ja, das könnte jetzt gehen mit einem Hund.« Und dann haben wir das ganz schnell gemacht.
Richard: Meine Freundin wollte unbedingt einen Hund haben. Ich habe mich eigentlich erst dagegen gewehrt. Ich hatte die Hoffnung, wenn ich jetzt sage: »Dann aber nur ein ganz großer, eine Dogge oder so was«, dass sie sagen würde: »Nee, dann lieber nicht. Ein großen Hund will ich nicht.« Aber sie fand das gar nicht so abschreckend. Und dann waren wir mal auf Sylt, haben irgendwo gesessen und ein Fischbrötchen gegessen, saßen auf so einem Hocker und guckten plötzlich in das Gesicht von so einem Irischen Wolfshund.
Monika: Ich wollte einen Hund, weil das für mich einfach dazugehört. Ich kenne das nicht ohne Tiere. Ich will das nicht anders. Meinen Mann habe ich solange bearbeitet, bis das für ihn auch klar war. Er hatte noch nie was mit Tieren zu tun gehabt. Er konnte sich das nicht vorstellen, wie man mit so einem Tier umgeht. Er hatte Angst, viel falsch zu machen, was so Erziehung angeht. Er musste sich erst an den Gedanken gewöhnen. Als der Hund dann da war, hatte sich das mit den Zweifeln schnell erledigt.
Urte: Mein Mann ist ja auch so ein Hundefreund. Sonst wäre das alles in dieser Form sicherlich auch nicht machbar. Er hat mich ja mit den vielen Hunden kennengelernt. Und ich hatte anfangs noch mehr Hunde. Er hat mich so kennen und lieben gelernt, und hat mich mit diesen Hunden genommen und mit diesen Hunden geheiratet. Er hat damit nie ein Problem gehabt. Es sind halt Familienmitglieder. So wie ich die Hunde mit in die Familie gebracht habe, so hat er die Kinder mitgebracht. Die hab ich ja auch nie in Frage gestellt. Und so hat er meine Hunde nie in Frage gestellt.
Fernanda: Mein Mann hatte am Anfang Fermín nicht gemocht. Er ist mehr ein Katzentyp. Er hatte immer Katzen als Kind. Als er dann zu mir nach Bolivien kam, war es am Anfang auch ein bisschen anstrengend zwischen den beiden. Er wollte viele Regeln für den Hund aufstellen, zum Beispiel, dass Fermín nicht in unser Schlafzimmer gehen darf. Und für Fermín war es auch schwierig, dass da plötzlich jemand anders kommt. Als Rache hat er am Anfang öfters an seinen Schreibtisch gepinkelt. Aber mein Mann hat dann angefangen sich an Fermín zu gewöhnen und ihn wirklich lieben gelernt. Jetzt verwöhnt er Fermín noch mehr als ich, besonders mit dem Fressen. Und auch Fermín ist jetzt mit ihm einverstanden.
Christian: Das war mit meiner damaligen Freundin schon eine Diskussion. Also die wollte eher keinen Hund. Da habe ich mich dann durchgesetzt. Und es war anfangs auch eher mein Hund als ihrer. Ich bin zwar schon etliche Jahre nicht mehr mit dieser Frau zusammen. Aber durch Rza haben wir noch eine sehr enge Beziehung. Sie kümmert sich heute noch um ihn. Also wir hatten eine ganze Weile zu dritt in einer Ein-Zimmer-Wohnung gewohnt. Und mit einem großen Hund ist es schon nicht so schön gewesen. Vielleicht war das mit ein Grund für die Trennung, aber auf jeden Fall nicht nur.
Jochen: Ich bin geschieden. Meine Ehe ist wegen der Hunde kaputtgegangen.
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Buchvorstellung Gespräche über Hunde
In einer inszenierten Gesprächsrunde berichten 22 Halterinnen und Halter verschiedenster Hunderassen über ihre Erfahrungen aus dem Alltag mit Hund. Das 280 starke Buch des jungen Berliner Verlags kostet 14,95 Euro und behandelt unter anderem auch diese Themen:
Warum ein Hund und welche Rasse? Wie hat man ihn erworben? Tipps und Tricks der Erziehung. Gehorcht er und was kann er alles? Wie hält man es mit Bestrafen? Der Hund und sein Zuhause. Der tägliche Auslauf und Spielzeiten. Wie verträgt er sich mit anderen Hunden? Thema Kastration und mehr.
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Steffen Strohmenger ist promovierter Ethnologe und hat als Dozent an verschiedenen Universitäten gearbeitet. Für seine Feldforschungen hat er mehrere Jahre in Ägypten gelebt. Zusammen mit seiner Frau hat er 2015 den Verlag Sinnreich & Schweitzer gegründet, der sich auf das Verfassen diskursethnographischer Bücher verlegt. Beide leben mit ihrer Tochter in Berlin.
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Titelbild: (c) Sinnreich & Schweitzer Verlag