Wie schon im zweiten Teil Souveräne Führungsrolle bei der Hundeerziehung geschrieben – akzeptiert, dass ihr ein Problem habt. Ihr werdet Vorkehrungen treffen müssen und vielleicht bestimmtes Zubehör brauchen. Organisiert die Umgebung eures Hundes so, dass Probleme vermieden werden. Sorgt für eine sichere Verwahrung eures Hundes wenn ihr ihn nicht beaufsichtigen könnt. Personen und andere Lebewesen dürfen durch euren Hund keinen Schaden nehmen.
Übernahme der Kontrolle
Seid auf Spaziergängen wachsam. Vielleicht müsst ihr Menschen, die sich euch und eurem Hund nähern wollen, freundlich bitten, Abstand zu halten. Bleibt dabei positiv, denn sonst könnte sich euer Hund veranlasst sehen noch mehr Verteidigungsbereitschaft zu zeigen. Eure Anspannung überträgt sich auf euren Hund.
- Lasst euren Hund in der Öffentlichkeit nicht frei laufen, wenn das gefährlich sein könnte.
- Findet möglichst genau heraus, in welchen Situationen bei eurem Hund eine aggressive Reaktion ausgelöst wird.
Solche Situationen müsst ihr im Verlauf eines Trainings zur Verhaltensänderung auf jeden Fall vermeiden. Ein Verhalten wird mit jeder Wiederholung stärker eingeübt und fester verankert. In allen Fällen des Zusammenlebens mit eurem Hund, die steuerbar sind, entscheidet ab jetzt, ob der Hund eine Belohnung erhält oder nicht und dass er sich diese erarbeiten muss. Der Hund muss sich für alle erstrebenswerten Dinge im Leben, ab sofort nach euch richten und etwas tun. Verlangt etwas von ihm, zum Beispiel ein kurzes Absitzen bevor er sein Futter erhält, nach draußen darf, aus dem Auto steigen darf, das Halsband umgelegt bekommt usw.
Allerdings sollte das Ganze spielerisch ablaufen, nicht im Kasernenhofstil. Ein solches Vorgehen bietet euch die Möglichkeit, das Leben eures Hundes nach klaren Regeln auszurichten. Eine solche Vorgehensweise vermittelt einem unsicheren Hund mehr Sicherheit und Selbstvertrauen und einem nach Kontrolle strebenden Hund, sich an euch zu orientieren.
Typen von Maulkörben:
Das nächstliegende Zubehör zur Erhöhung der Sicherheit ist ein Maulkorb. Lasst diesen von jemandem anpassen, der etwas davon versteht und gewöhnt euren Hund langsam daran. Es gibt zwei Typen von Maulkörben.
- Der eine besteht aus einer Art Gittergeflecht, ist aus Leder, Metall oder Plastik und eignet sich dann besser, wenn der Hund ihn länger tragen muss. Er gewährleistet, dass der Hund hecheln kann.
- Den anderen Typ verwenden oft Hundefrisöre oder Tierärzte. Er ist aus Leder oder Nylon und liegt sehr eng an, sodass der Hund den Fang kaum öffnen kann. Dieser ist nur akzeptabel, wenn der Hund ihn nur kurz und bei kühlem Wetter trägt und keine körperlichen Anstrengungen unternimmt.
Wie man den Hund langsam an einen Maulkorb gewöhnt wird nachfolgend beschrieben:
Fünf Schritte einen Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen
- Sorgt dafür, dass einige Tage lang Spiel, Aufmerksamkeit, Leckerchen möglichst mehrmals am Tag, nur im Zusammenhang mit dem kurzen Anlegen des Maulkorbs vorkommt.
- Circa 5. Tag: Haltet ein Leckerchen gleichzeitig mit dem Maulkorb und so in der Hand, dass der Hund es nur erreichen kann, wenn er seine Schnauze in den Maulkorb steckt.
- Circa 7. Tag: Wiederholt den 2. Schritt mehrfach am Tag, aber lasst den Maulkorb jetzt angelegt, während ihr weiter mehrere Leckerchen verfüttert.
- Circa 8. Tag: Zieht eurem Hund den Maulkorb an und gebt nun die Leckerchen mit kleinen Pausen dazwischen.
- Circa 9. Tag: Gebt die Leckerchen in immer größeren Abständen und lasst diese allmählich ganz weg, aber ersetzt sie durch Rausgehen oder andere Dinge, die der Hund spannend findet.
Wenn ihr das Tragen des Maulkorbs mit positiven Dingen und Erlebnissen verknüft, die nicht oft verfügbar sind, sollte euer Hund den Maulkorb mögen. Er sollte, wenn ihr mit dem Maulkorb kommt, in freudiger Erregung mit dem Schwanz wedeln! Viele Hunde müssen einen Maulkorb während des Trainings tragen und sollten gelernt haben, ihn zu mögen und zu akzeptieren. Wenn das nicht der Fall ist, könnte der Hund ihn als störend empfinden und er kann sich dann nicht auf das Training konzentrieren.
Hund an ein Halti gewöhnen:
Das Halti ist ein Kopfhalfter für den Hund. Es liegt um die Schnauze, läuft zum Hals und wird hinter den Ohren verschlossen. Die Leine wird dabei mit einem Haken unter dem Kinn des Hundes, und mit dem anderen Haken am Halsband oder Brustgeschirr eingehakt. Ihr erlangt damit eine deutlich bessere Kontrolle eures Hundes beim Spazieren gehen. Man verwendet es dazu, notfalls den Kopf des Hundes in eine bestimmte Richtung zu lenken. Es gibt aber folgendes zu beachten:
Bei einem Hund der ein Halti trägt, darf keinesfalls mit Leinenruck gearbeitet werden. Das wäre gefährlich und könnte zu erheblichen Verletzungen beim Hund führen. Verwendet mit einem Halti nie eine Flexileine oder Schleppleine. Achtet auch darauf, dass euer Hund nie die volle Länge der Hundeleine ausnutzt und zieht, wenn er ein Kopfhalter trägt. Zieht euren Hund am Kopfhalter nie zurück.
Auch hier gilt: Gewöhnt euren Hund wie oben beschrieben bei der Maulkorbgewöhnung zunächst an das Tragen eines Haltis mittels positiver Verstärkung.
Wiederholungen vermeiden.
Wenn ihr herausgefunden habt, welcher Reiz bei eurem Hund zu einer aggressiven Reaktion führt, ist es unerlässlich, diesen Reiz um jeden Preis zu vermeiden, bis im Rahmen eines Trainings gezielt daran gearbeitet werden kann.
Um kritische Situationen zu vermeiden müsst ihr kreativ werden, flexibel denken und eure derzeitigen Prioritäten hinterfragen. Ihr wollt zum Beispiel mit eurem Hund einen Bekannten im Ort besuchen, wenn euer Hund aber bereits unter ähnlichen Umständen aggressives Verhalten gezeigt hat, dann müsst ihr vielleicht für eine Weile darauf verzichten. Es soll ja nicht für immer sein.
Autorin: Melanie Weber-Tilse
Artikelreihe “Aggressionen bei Hunden”
Teil 1: Gründe für Aggressionen von Hunden auf Menschen
Teil 2: Souveräne Führungsrolle bei der Hundeerziehung
Teil 3: Das Basisprogramm
Teil 4: Gehorsamstraining
Sehr guter Artikel und ich finde es prima, dass auch auf die GEWÖHNUNG an einen Maulkorb oder ein Halti eingegangen wird. Manchmal ist es halt unerlässlich in der Hundeerziehung jedoch nur halb so tragisch wenn man dem Hund die Chance gibt sich daran zu gewöhnen und nicht zwangsläufig negativ zu verknüpfen.
Toller Beitrag. Und ja es stimmt: Unsere Anspannung überträgt sich, Hunde spüren sehr genau, was in uns vorgeht.
Ich wollte den Hund eigentlich nie und meine Familie will nicht einsehen das der Hund nicht mehr gerade zu biegen ist. Er hat alles Schlechte was es gibt: angstbeisser, kläffer, aufmüpfig, wild, ungehorsam, leicht reizbar, provozierend, etc.
Das beste wäre, in unsere Situation, ihn wegzugeben, doch das sieht niemand ein….
HILFE?!
Hallo, ich habe einen 2-jährigen Dackelrüden. Er hat guten Kontakt zu kleinen Hunden in seiner Größe. Soweit große Hunde in seiner Nähe kommen, fängt an zu knurren und aggressives bellen. Am liebsten würde er den großen Hund angehen. Das Problem besteht momentan 1Jahr .Er ist nicht abrufbar. Kein Leckerli nichts interessiert ihn. Wir waren im Welpenalter in der Hundeschule. Er hat zu Hunden in seiner Größe naja bisschen größer als er ob Rüde oder Weibchen Kontakt. Als Welpe wurde er ständig von großen Hunden angebellt und angeknurrt. Vor ca 1Jahr ist in unmittelbarer Nähe ein schwarzer Schäferhund eingezogen. Dieser bellt schon von weiten und versetzt nicht nur mein Hund in Aufregung.
Kann mir jemand helfen?
Hallo und danke für den tollen Artikel. Es ist nicht leicht mit einem aggressiven Hund fertig zu werden. Die Tipps sind ehr hilfreich, vielen Dank dafür!