Großpudel wurden ursprünglich zur Entenjagd gezüchtet. Heute weiß kaum noch jemand, dass es Jagdhunde sind. Und wir wussten es natürlich auch nicht, als wir uns entschieden, dass unser erster Hund eine Großpudelhündin sein sollte.
Paula hat einen stark ausgeprägten Jagdtrieb. Den hätte ein erfahrener Hundebesitzer bestimmt unter Kontrolle bekommen können. Ich war jedoch total überfordert als blutige Anfängerin in der Hundeerziehung. (Paula hat sogar einmal, als sie gerade ein halbes Jahr alt war, ein junges Kaninchen im Park erwischt, was ihren Jagdtrieb natürlich noch angestachelt hat.)
Aber wenigstens die Vogeljagd habe ich ihr rechtzeitig abgewöhnen können. Es war ganz einfach und hat gar nicht so lange gedauert.
Paula konnte schon als Welpe keinen Vogel am Boden sehen, ohne wie wild hinterher zu jagen. Wenn ich mit ihr in Hamburg am Busbahnhof war, auf dem es von Tauben wimmelte, hatte ich ein Problem. Ich konnte kaum die Leine halten. Zum Glück war Paula noch jung und nicht so kräftig wie heute.
In dem Buch Hilfe, mein Hund jagt von Barbara Schöning, Nadja Steffen und Kerstin Röhrs habe ich dann eine sehr gute Anleitung gelesen, um dieses Problem zu bewältigen.
Ich ließ Paula in einiger Entfernung vor den Tauben sitzen, gerade so, dass sie sich noch für die Vögel interessierte, aber nicht so dicht, dass sie sie jagen wollte. In der Tasche hatte ich massenweise Leckerlis. Damit fütterte ich sie zuerst unentwegt. Dann hielt ich die Hand mit dem Leckerli etwas entfernt. Ihr Blick war immer noch auf die Tauben gerichtet. Irgendwie merkte sie aber, dass die Leckerligabe aufgehört hatte. Sie schaute sich kurz zu meiner Hand um, und bekam natürlich sofort wieder eins. So ging das 10 Minuten. Und das wiederholten wir ein paar Tage lang.
Vögel am Boden bewirkten von nun an für sie bei jedem Spaziergang an der Leine, dass sie nach einer Weile zu meiner Hand hochschaute, ein Leckerli bekam und ruhig weiterging. Zunächst klappte das aber nur an der Leine.
Nun ja, könnte man denken, die Vogeljagd ohne Leine ist sowieso nie von Erfolg gekrönt, denn wie man weiß, können Hunde nicht fliegen.(Einige Krähen im Park wussten das übrigens sehr genau. Sie setzten auf der Hundewiese ständig zum Tiefflug an, um die Hunde zur Verfolgung zu animieren, und – als wenn es ihnen Spaß machte – gleich darauf im steilen Anflug wieder zu verschwinden.)
Trotzdem ist es sehr unangenehm, wenn ein Hund ständig Vögel aufschreckt. Also war stetiges Weiterüben angesagt.
Ich lenkte Paula immer, wenn sie im Freilauf ein zu scharfes Auge auf Vögel am Boden warf, mit Leckerlis ab. Jetzt können wir mit ihr durch die Felder gehen, auf denen es von Krähen wimmelt. Auch am Strand ist sie nun nicht mehr auf Möwenjagd.
Titelfoto/Autorin: Hilde Kasprzik