Nach dem ersten Teil der Reihe mit dem Titel Gründe für Aggressionen von Hunden auf Menschen geht es in diesem Teil über die Führungsrolle des Hundehalters, der Gratwanderung bei Strafen und Verhaltenssteuerung.
Als erstes akzeptiert bitte, dass ihr ein Problem habt und es sich lohnt, sich wirklich damit auseinander zu setzen. Nehmt euch vor, ab jetzt die Verantwortung für jedes Risiko zu übernehmen, die Probleme nicht zu verschleppen oder gar zu fördern. Ihr müsst die Kontrolle übernehmen und eurem Hund auch zeigen, dass ihr die Kontrolle über ihn habt. Euer Hund sollte immer davon ausgehen, er befindet sich unter eurer Kontrolle.
Inhalt
Souveräne Führungsrolle bei der Hundeerziehung
Zu euren Hauptaufgaben, die ihr bei der Bewältigung der Probleme eurer Hunde habt, zählt es, in der Beziehung zu eurem Hund eine souveräne Führungsrolle zu übernehmen und diese immer beizubehalten. Dabei geht es im Wesentlichen um klare Strukturen und Konsequenz.
Es geht nicht um Rangordnung. Wenn ihr die Führungsrolle beansprucht, hat das nichts mit Niedermachen, Strafen oder Dominieren-müssen zu tun. Lasst euch nicht von Leuten beeinflussen, die Hintergründe des Problemverhaltens nicht kennen und euch raten, dem Hund mal eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen.
Gratwanderung zwischen zu schwerer oder zu leichter Strafe
Wenn eine Strafe zu hart ist, verfällt ein Hund in ein offensives Verteidigungsverhalten, wenn sie nicht schwer genug ist, kommt es zur Gewöhnung. Diese Gratwanderung ist auf Dauer nicht durchzuhalten und praktisch unmöglich. Geht der Versuch schief, dann hat das ernste Konsequenzen.
Der Zweck heiligt nicht die Mittel
Es ist nicht richtig, einem Lebewesen absichtlich Schmerzen zuzufügen, auch noch einem Lebewesen, dass ihr euch ausgesucht habt. Euer Hund ist ein Tier, das ihr in eure Welt geholt habt und das Probleme hat, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Wenn ihr keinen anderen Weg der Lösung findet, als den Hund derartig heftig zu strafen, dass es zwar vielleicht zu einer Unterdrückung des Problemverhaltens kommt, er euch aber dafür ständig fürchten muss und Angst vor euch hat, dann gebt den Hund besser ab.
Wenn ihr euren Hund gern habt, findet einen anderen Weg, wie ihr erreichen könnt, dass sich das Verhalten eures Hundes so ändert, sodass man mit dem Ergebnis leben kann. Helft eurem Hund dabei, sich größtenteils problemlos in unserer Gesellschaft zurechtzufinden.
Verhaltenssteuerung bei Hunden über Verstärkung
Die Steuerung von Verhalten (bei Tieren und Menschen) erfolgt über Verstärkung. Das Schöne an der Verhaltensbeeinflussung durch angenehme Dinge ist, dass ihr damit Sympathien erwerbt. Der Hund stellt eine positive Verknüpfung mit allen, mit einem positiven Verstärker zeitgleich anwesenden Reizen her, und ihr könnt damit die Ursachen von Aggression bekämpfen. Es ist möglich, sehr viele „Belohnungen“ zu steuern. Den meisten Hundebesitzern ist das gar nicht bewusst. Damit könnt ihr die Aufmerksamkeit eures Hundes gewinnen und sein Verhalten wirksam beeinflussen.
Gezielte Verstärkung
Von gezielter Verstärkung spricht man, wenn bestimmte Verhaltensweisen ausgewählt und belohnt werden und andere nicht. Das ist euer wirksamstes und effektivstes Instrument zur Behandlung von Aggressionsproblemen. Indem ihr die Verstärker (Belohnungen) selbst und gezielt einsetzt, könnt ihr die Häufigkeit eines Verhaltensmusters steigern und die eines anderen verringern.
Autorin: Melanie Weber-Tilse
Artikelreihe “Aggressionen bei Hunden”
- Teil 1: Gründe für Aggressionen von Hunden auf Menschen
- Teil 2: Souveräne Führungsrolle bei der Hundeerziehung
- Teil 3: Das Basisprogramm
- Teil 4: Gehorsamstraining