Warum bellt ein Hund?
Das wachsame Bellen dient einmal dazu, andere „Rudelmitglieder“ vor einem Eindringling oder einer Veränderung in der Umgebung zu warnen und dem Eindringling anzuzeigen, dass er bemerkt wurde. Die Veranlagung dazu ist, je nach Rasse und Veranlagung verschieden.
Mit dem fordernden Bellen teilt der Hund mit, dass er etwas genau jetzt haben will. Für den Hund ist das, wie ein Verhaltensexperiment, so wie: „Mal schauen, was dabei herauskommt“. Ganz typische Beispiele sind das Öffnen der Türe, Aufmerksamkeit, das Herausholen aus der Box oder dem Zwinger, ein Spiel einzuleiten oder das Erreichen des anderen Hundes auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Problematisch ist dabei nicht, dass der Hund das Experiment ausführt, sondern dass er damit gewöhnlich Erfolg hat: Der Besitzer belohnt das Bellen dadurch, dass er, unbewusst, der Aufforderung nachkommt. (Beispiel: Der Hund bellt vor dem Öffnen der Türe und „glaubt“ schließlich, wegen des Bellens habe der Besitzer die Türe geöffnet). Eine (schlechte) Gewohnheit ist entstanden.
Ängstliches Bellen tritt auf, wenn der Hund sich vor etwas fürchtet oder sich in einer Situation nicht wohl fühlt. Das Bellen dient dann dazu, die Distanz zu vergrößern. Damit sagt der Hund: Komm mir nicht näher.
Bellen aus Langeweile kann dann entstehen, wenn dem Bedürfnis des Hundes nach täglicher Beschäftigung und sozialer wie geistiger Anregung nicht ausreichend entsprochen wird. Der Hund bellt dann zwanghaft aus Langeweile.
Das Ziel eines jeden Belltrainings besteht darin, die Beller pro Sequenz zu begrenzen und gelegentlich auch die Zusammenhänge, in denen der Hund „ausrastet“. Sich mit der dahinter stehenden ungenügenden Übung und Stimulierung zu befassen ist daher von Bedeutung.
Stellt also erst einmal fest, welche Art des Bellens vorliegt, und befolgt dann die entsprechende Anleitung.
Wachsames Bellen
Hier ist das Ziel, die Zahl der Beller zu beschränken, indem der Hund die Bedeutung der Worte „bellen“ und „ruhig“ (oder irgendeines anderen Wortes) lernt. Das heißt, zuerst müsst ihr den Hund das Bellen und Aufhören auf Befehl „als Trick“ für eine Belohnung, zum Beispiel ein Leckerli, lehren. Damit ihr mit dem Hund üben könnt, müsst ihr ihn zuerst zum Bellen bringen.
Beachtet beim Training diese Reihenfolge:
- Euer Befehl: „Bellen“ (gib Laut).
- Etwas tun, was Bellen hervorruft.
- Das Bellen des Hundes.
- Nach einigen Bell-Lauten euer Lob: Gut, Brav !
- Euer Befehl: Ruhig
- Ihr zeigt dem Hund das Leckerli.
- Der Hund wird (hoffentlich) durch das Leckerli abgelenkt.
- Das bedeutet: einige Sekunden Ruhe. In dieser Zeit lobt ihn: Guuter Hund, Ruuhig!
- Ihr gebt ihm das Leckerli, nachdem er drei bis fünf Sekunden völlig ruhig war.
- Ihr wiederholt das Ganze ab Punkt 1 und verlängern allmählich die „ruhige“ Zeit bis auf ein bis zwei Minuten.
Macht das so lange immer wieder, bis der Hund „das Spiel“ begriffen hat.
Das kann einige Übungen erfordern, gebt also nicht auf. Das Ziel ist erreicht, wenn der Hund auf Befehl bellt und wenn er auf den Befehl hin ruhig ist, ohne dass man ihm das Leckerli zeigen muss. Ihr gebt ihm natürlich weiterhin ein Leckerli aus euer Hosentasche, aber zeigt es ihm vorher nicht mehr. Sollte er in der ruhigen Zeit zwischendurch ein- oder zweimal vor sich hin bellen, zeigt ihm mit Worten an, dass es keine Belohnung gibt, und beginnt die ruhige Zeit wieder von vorne zu zählen. Der Hund muss wissen: Bellen während der ruhigen Zeit bedeutet den Verlust einer Belohnung.
Ihr müsst den Hund während der Übungsstunden zuverlässig zwischen Bellen und Ruhigsein hin und her führen können, bevor ihr euren Befehl „Ruhig“ in der Praxis ausprobiert. Viele Hunde bellen aus einem inneren Zwang heraus. Sie müssen sorgfältig aufgebaut werden, ehe man es in der tatsächlichen Situation versuchen sollte. Erhält der Hund den Befehl „Ruhig“ bevor er im Training ausreichend konditioniert wurde, ist das einer der am häufigsten auftretenden Fehler. Stellt euch das „Ruhig“ auf Befehl wie einen Muskel vor, den ihr aufbaut. Je mehr Muskel trainiert wird, desto stärker wird er.
Habt ihr euren Hund so weit, dass er in der Übung jederzeit auf Befehl bellt und aufhört ( Mit anderen Worten, ihr habt einen starken Muskel konditioniert), könnt ihr dazu übergehen den Befehl „Ruhig“ einsetzen, wenn der Hund in einer realen Situation bellt.
Die ersten Male wird er nur schlecht auf euren Befehl hören. Seid also gewappnet. Haltet wirklich gute Leckerlis bereit und geht ein Stück zurück, um es ihm von vorn zu zeigen, wenn es nötig wird.
Als weitere, allerdings schwierigere Alternative kann man den bellenden Hund dann auch tadeln. Ignoriert euer Hund also euren so schön konditionierten Befehl „Ruhig“, macht ihn platt, indem ihr „Ich sagte RUHE“ so laut herausbringt, wie möglich. Ist euer Hund still, seid wieder nett, als wenn überhaupt nichts Schlimmes geschehen wäre. Denkt daran: Ruhig auf Befehl ist wie ein Muskel, der erschlafft, wenn ihr ihn nicht trainiert.
Turbogeladenen Bellern neben dem „Ruhig“ das „Platz-bleib“ beizubringen, ist eine gute Beigabe. Die Hunde müssen während der gesamten Zeit abliegen um ihr Leckerli zu verdienen.
Dass das Belltraining bei den ersten Übungen oder den ersten „Trockenversuchen“ in einer realen Situation so vergeblich erscheint, ist schon sehr hart. Höchst interessant ist allerdings die Tatsache, dass es schnell besser wird, wenn man durchhält, egal wie schlimm die ersten ein, zwei Male auch sind.
Sorgfältiges Lesen und Verstehen der Anleitungen und natürlich Üben, üben mit zäher Entschlossenheit ist das Beste, was ihr tun könnt. Denn es funktioniert, wenn ihr nur die kritische Menge an Übungseinheiten durchführt.
Forderndes Bellen oder aufgeregtes Bellen
Wenn Hunde etwas wollen, probieren Sie die unterschiedlichsten „Strategien“, Verhaltensweisen aus, um herauszufinden, welche klappt. Schnell erkennen sie, dass Bellen beim Menschen funktioniert. Wenn ihr das nicht wollt, hört auf, den Hund mit Aufmerksamkeit, dem Öffnen der Zwingertüre, das Werfen des Bällchens u.s.w. zu belohnen während er bellt. Ganz einfach! Ohne Wenn und Aber.
Statt dass der Hund euch sagt, er will jetzt hinaus, führt ihn in regelmäßigen Abständen aus, passt aber immer auf, dass dem nie ein Bellen vorausgeht.
Wartet immer ungefähr 30 Sekunden Stille ab!
Ignoriert das Bellen und denkt daran, dass ihr dies für eine bestimmte Zeit wahrscheinlich belohnt habt. Bitte denkt daran, dass für viele Hunde auch das „Tadeln“ und Schimpfen besser als nichts ist, und der Hund sich durch „Aufmerksamkeit“ belohnt fühlt.
Nun kann es zunächst einmal auch zu einer Intensivierung des Bell-Verhaltens kommen, bevor es letztendlich aufhört.
Auch wir Menschen kennen das. Ist der Magnetstreifen der Kreditkarte defekt und funktioniert die Karte nicht, wenn die Verkäuferin sie durch den Apparat zieht, dann gibt die Frau nicht sofort auf und tippt die Zahlen manuell ein.
Vielmehr zieht sie die Karte noch ein paar Mal durch, immer ein wenig energischer, unterschiedlich schnell oder mit einem anderen Druck auf irgendwelche Teile des Apparats.
Der radikale Wechsel in der Verhaltensstrategie (das Eintippen der Zahlen), erfolgt erst nach dem typischen Ausbruch (die Karte energisch und auf unterschiedliche Weise durch den Apparat ziehen). Genauso wird auch der Hund nicht sofort seine „Bellstrategie“ aufgeben, zumindest nicht ohne Kampf.
Wenn während der Phase des Ausbruchs (heftigeres Bellen) dies bewusst oder zufällig belohnt wird (weil man vielleicht die Haustüre doch öffnet), wird die neue Intensität oder Art des Verhaltens belohnt und schließlich trainiert. Dieses Missgeschick unterläuft leider sehr vielen Hundebesitzern.
Seid euch dessen bewusst und bereit, mit eurem Hund eine radikale Entziehungskur zu machen, wenn ihr ein Verhalten verändern wollt.
Wartet bis der Hund seine Strategie durch ein gewünschtes Verhalten ersetzt (zum Beispiel ruhig wartet, bevor ihr die Türe öffnet), damit ihr ihn dann für ruhiges Verhalten belohnt, indem ihr die Türe öffnet.
Autorin: Melanie Weber-Tilse
In das wachsame Bellen clicke oder lobe ich hinein, dann marker eich das Ruhigsein. Schließlich hat der Hund seine Aufgabe erfüllt. Seitdem wird fast kau noch aus Wachsamkeit gebellt, schließlich muss ich kau gewarnt werden. Bellt er dann doch, weiß ich, dass es aus „gutem Grunde“ ist (auch da wird belohnt!).
Des nachts habe ich die Haustüre nicht richtig zugemacht udn mein Hund bellte, als ein Fremder im Treppenhaus war. Warum sollte ich ihn da zur Ruhe tricksen, wenn er genauso aufhört, wenn ich ihn für sein richtiges Verhalten belohne?
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Das Problem Löschungstrotz wurde schon angesprochen. Problem 2 kann allerdings sein, dass der Hund das „Ignorieren“ des Menschen immer noch als bewusste Handlung desselbigen wahrnimmt und es auch deshalb nicht klappt.