Wenn Haustierhalter in den wiedereröffneten Fitnessstudios den Kampf gegen die Corona-Kilos aufnehmen, dann sollte auch ein kritischer Blick auf den Leibesumfang von Hund & Katz erfolgen: Die Fälle von gesundheitsgefährdender Fettleibigkeit haben bei Hund und Katze massiv zugenommen, so zeigt eine Umfrage unter Wiener TierärztInnen. Von den TierhalterInnen wird dieses Problem jedoch oftmals nicht erkannt.
Ein paar Dekagramm oder Kilo zu viel können bei den Tieren schnell zur schweren Last werden und zu chronischen Erkrankungen an Herz oder Gelenken führen.
warnen die Tierschutzombudsstelle Wien und die Wiener Tierärztekammer. Mit einem individuell am Energiebedarf des Vierbeiners ausgerichteten Ernährungsplan, angemessener Bewegung sowie regelmäßigen tierärztlichen Gesundheitschecks verringern TierhalterInnen das Risiko für Adipositas beim Heimtier.
Wer sein Tier wirklich liebt, der hält es gesund – dazu gehört auch, auf eine gesunde Körperkonstitution und -kondition zu achten. Den größten Dienst erweisen HalterInnen ihren Lieblingen, wenn sie ihre Zuneigung auf andere Art als mit einem Leckerli zeigen – durch Kuscheln, Spielen oder eine gemeinsame Unternehmung zum Beispiel. Im besten Fall purzeln die Corona-Kilos so bei Tier und Mensch.
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Adipositas: Diagnose mit hoher Tierschutzrelevanz
In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil adipöser Hunde um 66 Prozent gestiegen, wie eine aktuelle Erhebung aus den USA zeigt. Dieser Trend spiegelt sich auch hierzulande wider: Von den 82 TierärztInnen, welche an der Umfrage der Wiener Tierärztekammer teilgenommen hatten, bestätigen zwei Drittel, dass die Anzahl der übergewichtigen Hunde und Katzen zugenommen hat.
In den wenigsten Fällen ist allerdings die Fettleibigkeit der Grund für den Besuch in der tierärztlichen Ordination.
Leider wird Adipositas von den HalterInnen oft nicht als Krankheit wahrgenommen. Die Motivation, das Problem anzugehen, ist dadurch oftmals gering.
weiß Veterinärmediziner Manfred Hochleithner, Präsident der Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer. Selbst wenn die Erkenntnis da ist, hat rund jede/r dritte HalterIn Mitleid oder fühlt sich zerrissen, wenn das Tier auf Diät gesetzt werden soll.
Ein weiterer Snack oder ein besonderer Leckerbissen bescheren Hund oder Katze natürlich kurzfristig einen Moment der Freude. Langfristig wird das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere durch das Übergewicht jedoch maßgeblich beeinträchtigt.
warnt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. Die Behandlung von Folgeerkrankungen, an denen laut Umfrage bereits jedes fünfte Tier in Wien leidet, gehen nicht nur im Wortsinne „an die Nieren“, sondern auch an den Geldbeutel:
- Ein Hund von 25 Kilogramm, der aufgrund seines Übergewichts an chronischen Gelenksschmerzen und Herzschwäche leidet, kommt schnell auf Medikamentenkosten von circa 3,50 Euro täglich, also etwa 105 Euro pro Monat.
- Die engere veterinärmedizinische Überwachung (halbjährliche Kontrolle, jährliche Blutuntersuchung) schlägt mit weiteren Kosten zu Buche.
Übergewicht erkennen und behandeln
Aber ab wann sind Hund oder Katze zu dick? Fachtierärztin Stefanie Handl hat einen einfachen Tipp für den Selbstcheck:
- Man soll die Rippen nicht sehen, aber bei sanftem Anlegen der Hand auf dem Rippenbogen sofort spüren können.
- Bei Hunden und Katzen ist auch eine fehlende Taille ein Anzeichen für Fettleibigkeit, und zwar unabhängig von der Rasse.
Wenn das Tier abnehmen muss, dann am besten mit professioneller Unterstützung, um die optimale Kalorienzufuhr und Nährstoffversorgung für den jeweiligen Vierbeiner sicherzustellen. Grundsätzlich gilt: Natürlich dürfen – und sollen – Hund und Katze auch Snacks bekommen – aber eben in Maßen, wie beim Menschen auch.
Wenn ein 15-Kilo-Hund eine Kaustange bekommt, ist das umgerechnet wie ein Hamburger für eine durchschnittliche erwachsene Person. Eine Scheibe Salami für eine Katze entspricht sogar einer Tüte Chips und einem kleinen Stück Käse.
erklärt Handl.
Hund zu dick: Schwere Strafen für TierhalterInnen
Massive Fettleibigkeit beim Heimtier kann übrigens auch für die HalterInnen zum „dicken Problem“ werden:
Wenn jemand seinen kleinen Liebling so überfüttert, dass dieser Schmerzen empfindet und sogar Folgeschäden auftreten, dann ist das keine Tierliebe mehr sondern Tierquälerei.
macht Tierschutzombudsfrau Persy deutlich. Im Falle einer Anzeige drohen Strafen bis zu 7.500 Euro.