Ring! Ring!, machte die Fahrradklingel, als klein Carly an mir vorbei radelte. Alles ging so schnell. Ich konnte gar nicht mehr reagieren. Sie sauste auf die Spaziergänger zu, umkreiste sie auf ihrem kleinen rosa Kinderrad und bellte wie eine Wahnsinnige. Ich sprintete los, meine Füße kamen kaum von der Stelle. Ich fühlte mich sehr hilflos. Sämtliche Menschen, die in der Gegend unterwegs waren, blieben stehen und sahen mich an.
„Nehmen Sie doch mal Ihren Hund an die Leine!“, hörte ich sie rufen. Doch was sollte ich tun? Carly war auf ihrem Fahrrad viel schneller. Immer wenn ich gerade nah genug an ihr dran war, um nach ihr greifen zu können, sauste sie wieder davon und bellte die nächsten unschuldigen Passanten an.
Endlich war ich bei ihr. Ganz außer Atem entschuldigte ich mich bei dem entsetzten Pärchen: „Es tut mir so leid! Sie hat das Fahrrad fahren gerade erst gelernt! Wir üben noch!“.
Ich riss die Augen auf. Alles war dunkel und ich schweißgebadet. Was für ein irrer Traum!
In meinem Nacken spürte ich Carlys Atem. Ihr Pfötchen lag auf meiner Schulter. Sie schnarchte ganz unschuldig. Vorsichtig versuchte ich meine Beine auszustrecken, doch da lag die dicke Bella drauf und stöhnte genervt. Ich wagte einen kurzen Blick zu meinem Freund, der neben mir schnarchte. Seine Decke war schon vor Stunden von den Schwestern in Beschlag genommen worden und er lag auf der äußersten Kante des Bettes.
Unter Einsatz all meiner Kraft schaffte ich es, den Schlafbär zur Seite zu schieben, meinen Freund wieder zuzudecken und meine Beine auszustrecken. Als ich endlich auf dem Rücken lag, kreiselte ich mit den Füßen, damit das Blut zurück in meine Beine fließen konnte. Carly seufzte wohlig, streckte sich und schlug mir ihre Pfote auf’s Auge. Um vor Schmerz nicht laut aufzuschreien, biss ich mir auf die Lippe und stöhnte laut. Carlchen blinzelte mich durch ein Auge an. Ich wusste, eine falsche Bewegung und sie war wach. Dann würde sie durch das Schlafzimmer tapern, auf der Suche nach benutzten Taschentüchern oder Socken, auf denen sie genüsslich herum kauen könnte.
Also legte ich meinen Arm unter ihren Kopf, zog sie ein Stück zu mir heran und kraulte ihren Bauch. Sie seufzte noch einmal und schlief wieder ein. Kaum war wieder Ruhe eingekehrt, stand Bella auf, drehte sich auf dem Bett murrend drei, vier, fünf Mal im Kreis und ließ sich wieder auf meine Füße fallen. Dabei schaffte sie es irgendwie, meinem Freund die Decke wieder zu entreißen. Der schnarchte noch einmal kurz, drehte sich zu mir herum und legte einen Arm über mich.
So lagen wir vier da. Gemütlich zusammen gekuschelt und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es in irgendeinem Bett auf der Welt zu diesem Zeitpunkt schöner sein konnte als in unserem.
Autorin: Lena