Tagebuch Diabetikerwarnhund – Erster Eintrag
„Mir kommt kein Hund ins Haus!“ sage ich zu meinem Freund. „Wer soll denn mit dem spazieren gehen? Außerdem gehe ich teilweise den ganzen Tag arbeiten, da kann sich ja keiner um den Hund kümmern!“
„So eine deutsche Dogge war aber immer schon mein Traum!“ antwortete Marko.
„Ja klar, SO ein Hund schon erst recht nicht!“ sage ich und hoffte inständig, dass das Thema Hund nun abgehakt war. Ich widmete mich wieder meinem Handy um ein bisschen in Facebook zu stöbern. Da ich seit nunmehr 10 Jahren Diabetikerin Typ 1* bin, ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mich einer Facebookgruppe Typ 1er angeschlossen habe. Hier wird wild diskutiert und beraten. Und da waren sie auf einmal. Diabetiker, die stolz ihre Diabetikerwarnhunde im Netz präsentierten. Ein User hatte sogar seine drei Dackel zu Warnhunden ausbilden lassen und teilte stolz mit, dass alle 3 beim Spaziergang im Wald, seine Unterzuckerung angezeigt hätten. Irgendwie war ich dann doch von diesem Thema angetan und fing an zu recherchieren. Hörte aber gleich wieder auf, nachdem ich den 1. Preis für einen solchen Hund gesehen hatte. „20.000 Euro!, die spinnen ja!“ dachte ich mir und hatte mit dem Thema eigentlich schon wieder abgeschlossen.
Es vergingen ein paar Monate und das Thema Hund kam Marko wieder über die Lippen. „Ok, wir können uns einen Hund zulegen, aber nur einen Diabetikerwarnhund!“ sagte ich und schloss gedanklich wieder mit dem Thema ab. Für 20.000 Euro werde ich mir wohl keinen Hund zulegen.
So verstrichen Monate und das Thema Warnhunde wurde wieder einmal bei Facebook aktuell. So lag ich an diesem Abend im Bett und fing dann doch wieder einmal an zu „googeln“. So stieß ich auf Ebay Kleinanzeigen. Dort sollte doch tatsächlich ein Diabetikerwarnhund, ein 1-jähriger Golden Retriever, für nur 1,00 Euro verkauft werden! Ich wurde neugierig, dachte mir aber schon, dass da etwas nicht stimmen kann. Aber just for fun, rief ich bei dieser Dame an. Diese brachte mich erst einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und klärte mich auf, dass dieser Hund dann doch wieder im Automittelklassebereich läge. Die Ausbildung aber auch über Spenden von Stiftungen finanziert werden kann. Das klang schon interessanter! Sie gab mir auch Tipps wie ich die Anfragen an die Stiftungen stellen konnte. Leider war die Dame 600 Kilometer von mir entfernt. Auf einmal war aber der Gedanke, sich einen Diabetikerwarnhund zuzulegen, doch nicht mehr so abwegig.
Ich setzte einen schönen Brief auf, indem ich mich vorstellte und mitteilte, warum gerade ich einen Diabetikerwarnhund bräuchte. Ich erzählte von meinem 3-jährigen Sohn Felix und Marko, der als Bühnentechniker im Stadttheater angestellt war und abends oft arbeiten musste. Diese Zeit ist für mich sehr gefährlich, da es zu Unterzuckerungen kommen kann. Sollte ich das Bewusstsein verlieren, so könnte mir keiner helfen und Felix würde dies hilflos mit ansehen müssen.
Voller Euphorie erzählte ich an diesem Abend Marko von meinem Vorhaben. Dieser war aber sehr zurückhaltend. Vermutlich weil er dachte, dass das nie etwas mit einem Diabetikerwarnhund wird.
Nachdem ich die nächsten Tage mir ein paar Stiftungen rausgesucht und angeschrieben hatte, stöberte ich weiter nach dem Thema Diabetikerwarnhund und stieß auf ein Ausbildungszentrum, welches 200 Kilometer von mir entfernt lag. Ich rief dort an. Maja, die Besitzerin des Ausbildungszentrums, klärte mich umfassend über die Kosten auf und wiederholte auch die Finanzierung über Spenden. Sie erläuterte mir die 3 Ausbildungsformen.
Die Vollausbildung
Der Hund würde hier 1 Jahr bei ihr bleiben (natürlich mit kleinen Urlaubseinheiten bei mir zuhause) und würde von ihr somit komplett ausgebildet werden. Nachteil dieser Ausbildungsform: Die Prägungsphase beim Hund auf mich würde hier fehlen bzw. etwas untergehen. Von den Kosten dieser Ausbildung könnte ich mir übrigens einen schönen gebrauchten Audi Q5 leisten.
Die Dualausbildung
Hier verhält es sich so, dass der Hund alle 2 Wochen zu Maja ins Ausbildungszentrum fahren würde und ich zuhause „meine Hausaufgaben“ machen würde. Habe ich erzählt, dass so ein neuer VW Golf auch sehr schick ist?
Die Selbstausbildung
Einmal im Monat, von Freitag bis Sonntag, würden ich und der Hund zu Maja ins Hundezentrum fahren. Sie gibt uns ein halbes Jahr das „Werkszeug“ in die Hand und Gino und ich üben zuhause. Anmerkung: gebrauchter Kleinwagen.
Auch erzählte Sie mir, dass sie in 3 Tagen einen neuen Welpen für die Diabetikerwarnhundausbildung bekommen würde.
„Was ist es den für eine Rasse?“ fragte ich neugierig und vorsichtig, wohlwissend, dass ich gleich in die Welpenfalle tappen würde.
„Ein spanischer Wasserhund, namens Gino“ sagte Maja.
„Ok“ sagte ich vorsichtig „Hast du für mir auch ein Bild?“ Die Falle schloss sich immer mehr….
„Ja klar! Auf der Züchterseite!“ KABUUUUM! Da war er nun. Gino-Monty Amigo del Aqua. Ein kleiner 4 Monate alter spanischer Wasserhund.
„Ok, den MUSS ich sehen! Felix und ich kommen nächste Woche vorbei!“
Autorin: Tanja Steinhauser
Wird sich Tanja für Gino entscheiden und ihn zum Diabetikerwarnhund ausbilden lassen? Dies erfahren wir im nächsten Teil..
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[box type=“info“]Beim Diabetes mellitus Typ 1 sind die insulinproduzierenden Betazellen in den Langerhans’schen Inseln des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) zerstört. Daraus resultiert ein Mangel an Insulin. Da die Neuerkrankungsrate bei Kindern zwischen 11 und 13 Jahren liegt, wurde diese Form früher auch juveniler Diabetes bezeichnet.[/box]
[box type=“tick“]Anmerkung von der Redaktion: Auch wenn wir für die Tagebucheinträge die Leseecke gewählt haben, so erzählt uns Tanja Steinhause ihre persönliche Geschichte![/box]
Bei dem Blick kann man ja nicht nein sagen :) Bin gespannt, wie es weitergeht.. ist ja wie bei einem guten Buch :D