Quo Vadis Auslandstierschutz?

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Quo Vadis Auslandstierschutz? Foto: Diego
Beispielbild - Tierheim PAD in Mijas, Spanien. Alle Welpen wurden in Spanien vermittelt

Ein halb verhungerter Hund schaut zwischen den Gitterstäben seines dreckigen Zwingers hervor. Ein anderer Hund sitzt  in der Ecke und schaut extrem verängstigt einem direkt in die Augen. Viele kleine Welpen mit aufgeblähten Kugelbäuchen drängeln sich an den Menschen, der sie grade besucht. So oder so ähnlich sehen die Bilder aus, die man immer wieder von Tierschutzhunden sieht. Meistens kommen sie in dem Fall aus dem Ausland.

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„Die armen Tiere“, denkt man sich und bekommt Mitleid. Natürlich will man helfen. Man spendet, man nimmt auf, man will retten.

Nur was steckt wirklich hinter diesen Bildern? Wer sind die barmherzigen Samariter, die im Ausland sich diesen Tieren annehmen?

Rolle der Tierschutzorganisationen

Immer wieder stolpert man über die gleichen Tierschutzorganisationen und die gleichen Leute. Sie wandern von einer Tiersendung zur Nächsten. Hier wird die Arbeit gezeigt, dort werden Hunde zur Vermittlung präsentiert. Ist das wirklich immer nur Gold das glänzt? Bei solch bekannten Organisationen wird doch wohl alles seriös ablaufen…?

Meiner Meinung nach geschieht dies mitnichten! Bereits seit dem Vorfall des Zarenhofs der Gesa K. sollte man wissen, dass auch wenn sich jemand bei einem privaten Fernsehsender hübsch in Szene setzt und kleine Tierbabys päppelt, derjenige ziemlich unseriös und sogar tierquälerisch handeln kann! Durch einige Recherche-arbeiten im Internet stößt man immer wieder auf Ungereimtheiten, erschreckende Bilder und unfassbare Berichte.

Da werden Bilder ins Internet gestellt von einem Tiertransport: Die Flugboxen stapeln sich bis unter die Decke. In den Boxen selber sitzen teilweise mehrere Hunde. So schafft man es natürlich direkt über 40 Hunde in einem Kleintransporter nach Deutschland zu fahren. Mehrere hundert Kilometer werden die Tiere durch Europa geschafft. Es ist noch nicht einmal ein Mittelgang für einen Menschen vorhanden. Es ist fraglich, ob die Tiere während der Fahrt jemals frische Luft oder etwas Wasser bekommen. Sie koten sich in ihren Transportboxen ein und müssen warten – mehrere Stunden lang. Ist DAS Tierschutz?

Sind es nicht die Tierschützer, die Schlachttransporte kritisieren, weil die Wege für das Vieh zu lang sind und sie unter unwürdigen Bedingungen die Fahrt überstehen müssen? Immer wieder stößt man auf Berichte, bei denen Hunde auf diesen Transporten gestorben sind oder irgendwann in Deutschland beschlagnahmt wurden, weil weder Papiere (Genehmigung für den Transport, Impfausweise usw.) vorhanden sind, noch sie tierschutzrechtlich durchgeführt werden (auch diese Transporte unterliegen dem Tierschutz). Immer wieder stößt man auf Berichte, wonach kranke Hunde zur Behandlung nach Deutschland gebracht wurden und teilweise hier anschließend sogar eingeschläfert werden. Es ist fraglich, ob diese Hunde den erforderlichen Gesundheitszustand vor Fahrtantritt überhaupt hatten. Um es kurz zu sagen: Solche beschriebenen Transporte sind illegal.

Auslandshund
Beispielbild – Tierheim von Irene L. in Churriana in Spanien. Hier finden Hunde ein endgültiges Zuhause

Interessant wird es erst richtig, wenn man nach öffentlich einsehbaren Dokumenten sucht, in denen die Einnahmen und Ausgaben zu sehen sind. Bei so manch großem Tierschutz-Verein fehlt dies. Auch die Angabe zur Gemeinnützigkeit fehlt häufig. Das liegt daran, dass sie dies einfach nicht sind. Im Klartext heißt das: Sie machen Geld und verdienen. Sie müssen dafür Steuern zahlen wie jede andere Organisation auch. Kann das noch im Einklang mit dem Tierschutz stehen? Wie vielen Tieren könnten wohl mit den Einnahmen geholfen werden?

Lohnenswert ist immer ein Blick auf die Homepages. Erstaunt kann man auf mancher Homepage feststellen, dass dort besonders viele junge rassereine Hunde angeboten werden. 300€ der Hund – ein Schnäppchen quasi. Das dürfte einen aufhorchen lassen. Sucht man danach, wie der Hund zu der Organisation kam, findet man Sätze wie „der Vermehrer dieses Hundes hat ihn abgegeben“. Ist dies wirklich glaubhaft? Welcher Vermehrer bietet Junghunde an, die er entweder auf dem Markt verkaufen könnte oder er selbst nutzen könnte? Und selbst wenn nicht – warum sollte er diese Hunde dann abgeben, aber die Alten nicht? Und warum erschlägt er sie nicht einfach, wie er es wohl auch mit den anderen Tieren macht? Man kommt an den Gedanken nicht vorbei, dass die Hunde gekauft wurden, um sie nach Deutschland weiter zu verkaufen. Aber steht das nicht im Widerspruch dazu, dass man bei solchen Händlern nicht kaufen sollte? Wird nicht genau damit eine Maschinerie am Laufen gehalten die wir eigentlich nicht haben wollen? Werden Tierschützer so nicht Mittäter und Tierhändler?

Genauso kritisch sollte man ebenfalls das Herauskaufen aus den Tötungsstationen sehen. Denn auch hier wird wieder Geld gezahlt um die Hunde heraus zu bekommen und somit verdienen die Tötungsstationen auch durch die Tierschützer –  ein regelrechter Teufelskreis entsteht.

Auslandshunde sind lieb und dankbar

Erstaunlich sind auch viele Beschreibungen. Anscheinend sind Auslandshunde besonders lieb und dankbar – ganz zu schweigen von ihrer Verträglichkeit. Das ist natürlich vollkommener Quark. Sie sind eben auch nur Hunde. Manchen fehlt eine angemessene Sozialisierung, manche durften nur den Zwinger kennen lernen, andere lebten lange als Streuner. So werden diese ach so lieben und dankbaren Hunde nach Deutschland in Familien gegeben, die auf ein mal einen furchtbar ängstlichen Hund an der Leine haben, der sogar Angst vor Wiesen hat, da er sie bisher nicht kennen lernen durfte. Oder einen Hund der als ehemaliger Streuner jagt was das Zeug her hält und alles klaut was nicht niet und nagelfest ist. Oder Hunde die durch die Haltung in großen Rudeln aggressiv geworden sind gegenüber Artgenossen. Angriff ist dann einfach die beste Verteidigung und man sollte sich auch vor Augen führen, dass in Auslandstierheimen Beißereien, Mobbing, Kämpfe ums Futter bis hin zu Todesfällen nicht selten sind!

Hunde Tierschutzorganisation
Beispielbild – Tierheim Apama in Lucena bei Cordoba, Spanien. Vermittlung nach Skandinavien, Deutschland und Spanien

Leider scheinen einige Tierschutz-Organisationen Hunde ungeachtet dieser Tatsachen an vollkommen unerfahrene Hundehalter zu vermitteln. So sieht man immer wieder überforderte Hundehalter, die sich von ihrem neu erworbenen Straßenhund durch die Gegend ziehen lassen. Ihn nicht ableinen können und sich bei dem Anblick eines fremden Hundes zuerst einmal um den Baum wickeln um nicht weg gezogen zu werden.

Auch in Foren stolpert man immer wieder über Berichte, bei denen Neu-Hundehalter von Problemen ihres Lieblings berichten. Probleme, die im Vorfeld bereits klar gewesen wären, aber die von der Organisation ganz elegant verschwiegen wurden. Warum sonst sollte man einen Jagdhundmix in einen Haushalt mit Katzen vermitteln, wenn man nicht weiß, ob der Hund sich in häuslicher Umgebung mit Katzen versteht und der Besitzer absolut keine Hundeerfahrung hat? Die Abgabe des Hundes am nächsten Parkplatz ohne vorherigen Pflegeplatz, bei dem man den Hund hätte ausführlich testen und einschätzen können, scheint bequemer und kostengünstiger.

Interessant wird es erst richtig, wenn man anschließend die Reaktion der Organisation mitbekommt. Schuld ist dann selbstverständlich der neue Hundehalter, der den Hund anscheinend nur stresst. Würde es dem Hund gut gehen, würde er sowas ja nicht tun. Im Tierheim hätte er ja noch keine Katzen gejagt. Da die Verantwortlichen aus solchen Fällen nicht lernen, zeigt die nicht veränderte Abgabepraxis und die nun immer wieder auftauchenden ehemaligen Auslandhunde in deutschen Tierheimen.

Auslandstierschutz und das Geld

Erschreckend ist bei so manchem Verein, der Umgang mit Geld. Da werden tot kranke Hunde nach Deutschland geflogen um sie hier behandeln zu lassen – mit ungewissem Ausgang und ohne eine wirkliche Chance auf Vermittlung. Auch in deutschen Tierheimen sitzen alte und kranke Hunde die keiner haben will. Warum sollte dies bei Auslandshunden anders sein? Diese Hunde kosten massig Geld – Geld was vielen gesunden Hunden mit guten Vermittlungschancen zu Gute kommen könnte.

Das ist zu wirtschaftlich gedacht? Nun – auch die anderen Hunde leben nicht von Luft und Liebe. Warum werden Hunde ohne Pflegestelle nach Deutschland gebracht? Hunde, die Wochen lang in Pensionen sitzen und Geld kosten? Während der eine Pflegehund von überforderter Pflegestelle zur nächsten Pflegestelle wandert, werden bereits weiter massig Hunde nach Deutschland importiert.

Und zu guter Letzt: Sollten Tierschutzvereine nicht eher vor Ort helfen? Ist es wirklich zielführend, Massen von Hunden nach Deutschland, Österreich oder die Schweiz zu karren? Wäre es nicht sinnvoller Kastrationsprogramme durchzuführen und aufzuklären? Wenn man auf mancher Homepage von Tierschutzorganisationen nachliest, scheinen Leute im Ausland generell alle tierquälerisch, unwissend und böse zu sein. Wenn sich nun diese so bezeichneten „unwissenden Ausländer“, nicht von den „extrem tollen Deutschen“ rein reden lassen wollen, kann ich persönlich das sehr gut verstehen. Auch ich antworte mit dem gleichen Respekt, den andere Personen mir entgegen bringen.

Abschließend möchte ich auch auf die Tiere in Not hier in Deutschland hinweisen. Der Tierschutz hört zwar nicht an den Grenzen auf, beginnt aber vor der eigenen Haustür. Ich durfte leider schon selbst erleben, dass ein Hund hier in Deutschland bei einer deutschen Organisationen keinen Platz mehr fand, weil diese Organisation bereits voll mit Auslandshunden war. In einigen deutschen Tierheimen sieht es nicht besser aus. Teilweise sind ein großer Teil der Plätze mit Auslandshunden besetzt. Was bei einem Großnotfall passiert und bei einem Aufnahmestopp der Tiere, möchte man sich gar nicht ausmalen.

Nicht nur Hunde, auch Katzen

Als „Aktive“ im Bereich Katzenschutz, liegen mir natürlich auch die Katzen sehr am Herzen. Wir haben hier in Deutschland ein enormes Problem, was verwilderte Hauskatzen betrifft. Von der Bevölkerung wird es entweder gar nicht, oder lediglich als störend wahr genommen. Die Politik versucht das Problem vielerorts vollkommen zu ignorieren und leugnet es sogar. Viele deutsche Tierheime und Organisationen haben bereits einen Aufnahmestopp was Katzen angeht. Anstatt dieses Problem endlich anzugehen, werden auch weiterhin zig Katzen aus dem Ausland importiert. Teilweise sind das sogar kranke Katzen mit ansteckenden Infektionskrankheiten wie Leukose. Da werden deutschen Katzen tatsächlich Plätze weg genommen und dabei das Problem bei uns vollkommen außer Acht gelassen. Zumal die Einführung von solch ansteckenden Tieren hierzulande gefährlich ist für die hier ansässige Population.

Gibt es eine Lösung?

Ist es der blinde Tierschutz, der solche Auswüchse fabriziert? Sind es Leute, die ihr Ego aufpolieren wollen? Geht es Manchen auch nur um das Geld und nicht um die Tiere? Ich kann die Gründe nicht nachvollziehen und habe keine Antworten auf diese Fragen, jedoch einige Vermutungen. Vielleicht bin ich mittlerweile zu pessimistisch. Zu viel habe ich gesehen und zu viel erlebt. Es gibt seriöse Tierschutzorganisationen, aber wie filtert man diese heraus? Ein guter Name sagt leider noch nicht viel aus. Soll man gar keine Hunde mehr aus dem Ausland aufnehmen? Aber was ist denn dann mit den Hunden, die dringend Hilfe benötigen? Darf man solche Tierschutzorganisationen überhaupt unterstützen die so mit den ihnen anvertrauten Lebewesen umgehen?

Ihr wollt mir darauf antworten? Ihr habt eine vollkommen andere Meinung? Ihr möchtet euch mit Anderen über das Thema austauschen? Kein Problem. Kommentiert den Artikel, tauscht euch auf unserer Facebook-Seite aus oder kommt in unser Forum und diskutiert munter drauf los.

Eure heute sehr kritische Nina Dany

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