In Kambodscha werden laut der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN schätzungsweise drei Millionen Hunde pro Jahr für ihr Fleisch geschlachtet. Darunter sind oft auch gestohlene Haustiere. Die Tierschutzorganisation kämpft für das Ende des barbarischen Hunde- und Katzenfleischhandels in Südostasien und plant in den nächsten Monaten Investigationen, Rettungen und Verhandlungen mit den verantwortlichen Regierungen.
Eine zweite Chance für zehn Hunde aus Kambodscha
VIER PFOTEN konnte am 27. Oktober einen Hunde-Schlachthof in der Provinz Takeo schließen und nahm alle dort gefangenen Tiere in ihre Obhut. Wie das gelangwar, erfährst du weiter unten im Artikel. Unter den aus einem kleinen Käfig geretteten Tiere waren auch zwei Hunde, die der Besitzer als Glücksbringer hielt, seitdem sie Welpen waren. Diese mussten laute VIER PFOTEN über zwei Jahre lang täglich mitansehen, wie ihre Artgenossen brutal getötet, zerlegt, gekocht und als Bar-Snacks verkauft wurden.
Wir sind erleichtert, dass wir einen Schlachtbetrieb schließen konnten, der so viel Tierleid verursacht hat. Die geretteten Hunde waren in einem furchtbaren Zustand. Die beiden Hunde, die über zwei Jahre in dem winzigen Käfig saßen, konnten aufgrund des starken Muskelschwunds in ihren Beinen kaum laufen.
so Dr. Katherine Polak, Tierärztin und Leiterin der VIER PFOTEN Streunerhilfe in Südostasien.
Größte Hundefleisch-Anbieter in der Region
Mit über 2.000 getöteten Hunden pro Jahr galt der Schlachthof als der größte Hundefleisch-Anbieter in der Region. Der Betrieb verkaufte zudem getrocknete Penisse von schwarzen Hunden, die von Männern als Glücksbringer getragen werden. Unter den geschlachteten Tieren waren Streuner, aber auch Haustiere, die entweder gestohlen oder gegen Töpfe und Pfannen eingetauscht wurden. Der Schlachter sperrte die Hunde zusammen in einem winzigen, rostigen Käfig, ehe er ihnen die Kehle durchtrennte. Nachdem die Tierschutzorganisation das Schlachthaus schloss, brachte das Rettungsteam die Hunde zum lokalen VIER PFOTEN Partner „Animal Rescue Cambodia“. Dort werden sie medizinisch betreut, bis sie ein neues, sicheres Zuhause gefunden haben.
Im Rahmen seiner Recherchen traf das VIER PFOTEN-Team auf den Besitzer des Schlachthauses. Er beteuerte aus dem brutalen Hundefleischhandel aussteigen zu wollen und bat VIER PFOTEN um Hilfe. Gemeinsam erarbeitete man alternativen Lösungen. Dem Mann wurde nun ein Stück Land zur Verfügung gestellt, auf dem er zukünftig Reis und Gemüse anbauen wird. Während des Rettungseinsatzes entfernte das VIER PFOTEN-Team den Käfig und alle Schlachtwerkzeuge.
Drei Millionen tote Hunde jährlich in Kambodscha
In Kambodscha gibt es keine expliziten Gesetze, die den Handel mit Hundefleisch verbieten. Recherchen zeigen, dass jährlich rund drei Millionen Hunde in Kambodscha für ihr Fleisch getötet werden. Der Großteil der Hunde wird ertränkt, erhängt oder erstochen.
Der Hundefleischhandel ist ein gewinnorientiertes Geschäft. Ein lebender Hund bringt zwischen 1,80 Euro und 2,70 Euro pro Kilo, während ein Kilo rohes Hundefleisch für bis zu 3,60 Euro verkauft wird. Ein Hundefleisch-Gericht kostet weniger als einen Euro.
Allein in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh hat Die Tierschutzorganisation über 110 Restaurants, die Hundefleisch anbieten, dokumentiert. Männer machen den Großteil der Konsumenten aus. Nach getaner Arbeit verzehren sie das Fleisch als Bar-Snack. Frauen hingegen essen Hundefleisch nicht in der Öffentlichkeit, sondern zuhause. Oft im Irrglauben, dass das Fleisch eine heilende Wirkung hat. Obwohl der Handel floriert, bleibt der Verzehr von Hundefleisch eine kontroversielle Praxis unter den Einheimischen.
Hundefleisch: Eine Gefahr für Tiere und Menschen
Dass Hundefleisch alles andere als gesund ist, zeigen die Tollwut-Zahlen in Kambodscha. Jährlich sterben rund 800 Kambodschaner an den Folgen von Tollwut. Der Hundefleischhandel leistet einen wesentlichen Beitrag zu dieser traurigen Statistik, da durch ihn infizierte Hunde durch das ganze Land transportiert und auch in Städte gebracht werden. Somit laufen Händler, Schlachter und Konsumenten Gefahr, sich mit Tollwut anzustecken.
Der Hundefleischhandel fördert nicht nur extreme Tierquälerei und illegale Aktivtäten, wie den Diebstahl von Haustieren. Er ist auch eine ernsthafte gesundheitliche Bedrohung für Einheimische und Touristen. Wenn Kambodscha Tollwut wirklich ausrotten möchte, darf es den Hundefleischhandel nicht länger ignorieren.
so Dr. Polak.
Kampf gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel
Um den Handel mit Hunde- aber auch Katzenfleisch in Kambodscha und dem restlichen Südostasien nachhaltig zu beenden, startet VIER PFOTEN eine Kampagne auf internationaler und nationaler Ebene. Durch Aufklärungsarbeit und Kooperationen mit den verantwortlichen Behörden und Tourismusverbänden soll die Nachfrage nach Hunde- und Katzenfleisch reduziert und strengere Tierschutzgesetze eingeführt werden. Darüber hinaus unterstützt VIER PFOTEN lokale Tierschutzorganisationen und Gemeinden mit humanen und nachhaltigen Programmen zum Management der Hunde- und Katzenpopulation.
Fotocredit: Nickie Mariager-Lam / VIER PFOTEN