Im Artikel Welpenprägung für Züchter möchte ich speziell auf die Prägung eines Welpen in der 4. bis 8. Lebenswoche beim Züchter eingehen:
- In der Übergangsphase (2. – 4. Lebenswoche) fängt der Welpe an seine Umwelt wahrzunehmen.
- In der Prägungsphase (4. – 8. Lebenswoche) ist der Erkundungsdrang besonders stark und alles, was die Welpen kennen lernen, manifestiert sich für ihr späteres Leben.
Es ist nun wichtig, den Welpen gezielt und ohne Stress mit abwechslungsreichen Spielsachen und Geräten auf sein künftiges Leben vorzubereiten. Die Koordination kann hier entscheidend gefördert werden und auch Sozialkontakte mit fremden Menschen und Tierarten sind für den Welpen wichtig.
Welpen-Prägung innerhalb des Hauses (circa 1. – 5. Woche)
Viele Welpen werden im Haus geboren und verbleiben bis zu einem Alter von circa 4 Wochen (je nach Wetter) dort.
Dann ist es aber besonders bei großen Rassen von Vorteil, wenn sie ab der 5. Lebenswoche, zum Beispiel in ein Welpenhaus mit angrenzenden Auslauf ausziehen.
Für kleinere Rassen, die vielleicht abends wieder ins Haus ziehen, ist es aber auch wichtig, dass sie eine Außenprägung erfahren, auch wenn das nur stundenweise ist.
In den ersten Wochen sollten Welpen im alltäglichen Leben mit dabei sein. Ideal ist eine Welpenkiste – zwar am Rande aufgestellt, trotzdem aber so, dass es keinesfalls abgeschieden von Umweltgeräusche oder Einflüssen in einem separaten Raum liegt. Staubsauger, TV, Radio – All das lernen die Welpen nun so nebenbei, während sie wachsen und gedeihen.
Welpen-Prägung außerhalb des Hauses im Garten / Welpenauslauf (4. – 8.Woche)
In unserem Welpen-Kindergarten haben wir verschiedenste Spielgeräte für die kleinen Hunde aufgebaut. Ein Wackelbrett, Bällebad, eine Wippe, Tunnel und auch Zelte. Ebenso kommen Gitterroste zum Einsatz. Verschiedenartigste Untergründe (Sand, Rasen, Steine, Gitterrost) werden nun bewusst wahrgenommen (gefühlt) und auch die Gerüche die dazu gehören.
Die Welpen lernen spielerisch, dass ein Wackelbrett lustig ist und trainieren dabei gleichzeitig ihre Körperbalance und verlieren die Angst vor „unsicheren“ Böden. Ein bunter Tunnel, in dem der Welpe fangen spielen kann, ist auch toll. Die Welpen kugeln mitsamt dem Tunnel durch den Garten. In einem Bällebad kann der junge Hund herrlich unter großen Gedöns mit seinen Geschwistern spielen. Auch ein kleines Bad, zum Beispiel eine Sandmuschel, wird für die heißen Tage mit etwas Wasser gefüllt. Verschiedenste Spielsachen, wie zum Beispiel Quietschi´s , Bälle oder auch Kuscheltiere werden gerne herumgeschleppt und genau untersucht. Die Welpen lernen so unterschiedliche Texturen kennen.
Alltägliche Geräusche, wie Rasenmäher, eine ratternde Bio-Tonne oder ein vorbeifahrender Rettungswagen mit Sirene werden dabei ganz nebenbei trainiert und sind später für die Hunde völlig normal, wenn sie ausziehen.
Es gibt tolle CD’s mit verschiedensten Geräuschen (Flugzeuge, Bohrer, Beifall, Feuerwerk, Sirenen und mehr), die bei uns im Welpenhaus beim Auslauf ab und an abgespielt werden. Somit werden diese Geräusche normal für den Welpen.
Selbst wenn Welpen ab einem Alter von 5 Wochen draußen wohnen, ist es wichtig sie immer wieder mit ins Haus zu nehmen. Sie bekommen dabei Gelegenheit, die verschiedensten Böden (Laminat, Fliesen, Teppich) kennen zu lernen. Vielleicht ist auch mal eine Treppe dabei (kleine Treppen mit 1-2 Stufen). Haushaltsgeräusche werden mal so nebenbei gelernt (Mixer, Geschirrspüler, Waschmaschine).
Prägungsphase für Welpen außerhalb des Wohnortes
Wenn man die Möglichkeit hat, kann ab Beginn der 7. Lebenswoche auch kleinere Ausflüge unternommen werden. Es ist eine tolle Möglichkeit, um zum Beispiel mit den Geschwistern zusammen das Autofahren kennen zu lernen. Ausflüge zu Wiesen oder auch auf einen Hundeplatz sind keinerlei Problem.
Die Welpen können beispielsweise auf einem Hundeplatz bei geeigneten Hunde- Tanten und Onkeln lernen, dass es auch noch andere Rassen (Farbe, Größe, Fellstruktur) gibt. Die Tanten und Onkels sollten selbstverständlich alle bestens Welpenverträglich und natürlich gesund sein.
Auch Menschen verschiedensten Alters sind wichtig für die Welpen (insbesondere Kinder, so fern der Züchter selber keine hat), aber auch andersfarbige Menschen, oder Menschen mit Behinderungen oder Vollbart.
Ein kleiner Tipp für Rassen mit „Frisörbedarf“. Ab der 7. Lebenswoche können Welpen bereits eine Schermaschine, Bürste und Kamm kennen lernen. Das erleichtert im Nachhinein dem Hundehalter und auch dem Hundefrisör die Arbeit.
Mein wichtiger Hinweis:
- Die Prägung beim Züchter ist ein enorm wichtiger – erster – Lebensabschnitt für unsere Welpen.
- Welpenkäufer sollten darauf achten, dass eine optimale Vorbereitung durch den Hundezüchter erfolgt. Dabei darf es aber keine Überforderungen geben. Ein gutes Mittelmaß ist das Ziel.
Autorin: Kerstin
Nur ein bisschen Haarspalterei: Es gibt keine „Prägungsphase“ bei Hunden. Prägung bedeutet grob gesagt, dass Dinge nur in einem sehr kurzen Zeitfenster gelernt werden (selbst wenn man sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht nachahmen kann und nie wieder verlernt werden können. Prägung findet hauptsächlich bei Vögeln statt).
Worum es in diesem Artikel geht ist die u.a. von Scott und Fuller erforschten Sozialisierungsphase. Diese beginnt ungefähr in der 4. Woche und endet je nach Rasse zwischen der 12.-16. Lebenswoche. In dieser Zeit ist die Lerndisposition extrem erhöht. Es wird unglaublich schnell und nachhaltug gelernt, positiv wie negativ. Wichtig ist in dieser Zeit, dass ein Welpe den Menschen als verlässlichen Sozialpartner kennenlernt, an den er sich anlehnen und an dem er sich orientieren kann. Es ist unmöglich einem Welpen alles zu zeigen, was ihm in seinem Leben begegnen könnte. Daher macht es Sinn ihm zu zeigen, dass er mit einem Menschen an der Seite sicher ist.
In dem Zusammenhang finde ich es wichtig zu sagen, dass ein Minimum an Stress wichtig ist, um zu lernen. Stress bedeutet erst einmal nur, dass der Körper über das vegetative Nervensystem leistungsbereiter gemacht wird, unabhängig davon ob der Stress durch Angst, Freude, sexuelle Erregung, jagdliche Motivation usw. ausgelöst wurde. Also: Stress ist nicht immer schlecht!
Herzliche Grüße,
Sophia, Hundeschule Heiduk